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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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atmen durften. Dahinter lagen die Kinderzimmer, in
    denen die kleinen Klone ihre beiden ersten Lebensjahre verbracht hatten. Wir folgten Stig und fanden ihn vor einem
    Fenster, das auf den Stausee hinaussah.
    »Wenn wir träumen, dann träumen wir von diesem Blick auf
    den See«, sagte er leise. Dann schüttelte er den Kopf und kehrte
    in den Inkubations-Saal zurück, wo er systematisch die Akten-schränke und Schreibtischschubladen durchwühlte. Er hatte
    keine Zeit für sentimentale Gefühle. Ich sagte ihm, dass wir
    draußen auf ihn warten würden, und ging zurück auf den Flur,
    wo Millon seinen Grundriss studierte.
    Wir durchwanderten weitere Säle und Laboratorien mit
    Fruchtwasserbehältern und kamen schließlich zu einem abgetrennten Hochsicherheitstrakt. Die Stahltüren standen sperrangelweit offen, und wir gelangten unbehindert in den ehemals
    geheimsten Teil des Gebäudes.
    Nach wenigen Schritten betraten wir eine riesige Halle und
    wussten sofort, dass wir gefunden hatten, was wir suchten.
    Mitten in der Halle stand ein hölzerner Nachbau des Globe
    Theatre. Die Bühne und das Parterre waren mit herausgerissenen und handschriftlich kommentierten Seiten aus Shakespeares Stücken bedeckt. In einem angeschlossenen Schlafsaal
    standen die zertrümmerten Überreste von etwa zweihundert
    Betten. Das Bettzeug lag in wüsten Haufen am hinteren Ende.
    »Wie viele mögen sie hier gehabt haben?«, flüsterte Bowden.
    »Einige tausend bestimmt«, sagte Millon und hielt ein zerfleddertes Exemplar der Beiden Veroneser hoch. Das Titelblatt
    trug den Vermerk: Shaxpreke, W 769. Er schüttelte traurig den
    Kopf.
    »Was ist aus ihnen allen geworden?«, fragte Bowden.
    »Tot sind sie«, kam eine Stimme von hinten. »Tot wie Dukaten.«

    33.
    Shgakespeafe
    »Die ganze Welt ist eine Bühne«, behauptete gestern Abend
    Mr William Shakespeare, als sein neuestes Stück im Globe
    Theatre uraufgeführt wurde, »und alle Frauen und Männer
    bloße Spieler. Sie treten auf und gehen wieder ab.« Er verglich sein Stück mit den sieben Lebensaltern: »Sein Leben
    lang spielt einer manche Rollen durch sieben Akte hin.« Mr
    Shakespeares jüngstes Werk ist eine Komödie mit dem Titel
    Wie's euch gefällt. Die ersten Reaktionen auf die Uraufführung waren äußerst gemischt. Während die Southwark Gazette von »einer köstlichen Komödie« sprach, die »wirklich
    allererste Sahne« sei, schrieb der Kritiker der Westminster
    Evening News, das Stück sei »bodenloser Blödsinn aus dem
    Scheißhaus von Warwickshire«. Mr Shakespeare weigerte
    sich, dazu Stellung zu nehmen. Er sei voll und ganz damit
    beschäftigt, eine Fortsetzung zu verfassen, erklärte er dieser
    Zeitung.
    BLACKFRIARS NEWS,
    September 1589

    Wir drehten uns um und entdeckten einen zierlichen Mann mit
    langem Bart und gewaltiger Mähne im Eingang. Er trug die
    zerschlissenen Kleider des elisabethanischen Zeitalters, die
    offensichtlich schon bessere Tage gesehen hatten, und seine
    Füße waren mit schmutzigen Lappen umwickelt. Sein linkes
    Augenlid zuckte, und sein rechtes Auge war ganz geschlossen,
    aber ansonsten war die Ähnlichkeit mit den von Bowden gefundenen Shakespeares ganz unverkennbar. Ein Überlebender.
    Ich trat etwas näher. Das Gesicht des Mannes war faltig und
    wettergegerbt, und die wenigen Zähne, die er noch hatte, waren
    fleckig und braun. Er war mindestens siebzig, aber das war egal.
    Das Genie Shakespeare war 1616 gestorben, aber genetisch war
    er noch bei uns.
    »Sind Sie William Shakespeare?«
    »Ein William bin ich, Sir, aber mein Name ist Shgakespeafe«,
    korrigierte der alte Mann.
    »Mr Shgakespeafe«, sagte ich und wusste nicht recht, wie ich
    mein Anliegen ausdrücken sollte, »mein Name ist Thursday
    Next, und es gibt einen dänischen Prinzen, der dringend Ihre
    Hilfe braucht.«
    Seine Blicke gingen von mir zu Bowden, zu Millon und wieder zu mir zurück. Dann überzog ein Lächeln seine wettergegerbten Züge.
    »Oh, Wunder!«, sagte er schließlich. »Was gibt's für herrliche
    Geschöpfe hier! Oh, schöne neue Welt, die solche Bürger trägt!«
    Er trat auf uns zu und schüttelte uns herzlich die Hände. Wie
    es schien, hatte er lange niemanden mehr gesehen.
    »Was ist aus den anderen geworden, Mr Shgakespeafe?«
    Er winkte uns zu folgen und hüpfte davon wie eine Gazelle.
    Es war gar nicht so leicht, ihm durch die gewundenen Korridore zu folgen, wo er den Trümmerhaufen und Scherben mit
    leichtem Schritt auswich. Wir holten ihn erst wieder

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