04_Es ist was Faul
Kommentar.«
Damit gingen wir durch den Garten zum Haus.
»Wo bist du gewesen!«, fragte meine Mutter, als wir zur Tür
hereinkamen.
»Tut mir leid, Mum – was macht denn der kleine Kerl?«
»Er treibt mich zum Wahnsinn. Er sagt, seine Tante Mel ist
ein Gorilla, die eine Banane mit den Füßen schälen kann,
während sie am Kronleuchter hängt.«
»Soll das heißen, er hat geredet?«
Friday benutzte die internationale Kindersprache, um mir zu
zeigen, dass ich ihn auf den Arm nehmen sollte: Er streckte die
Ärmchen hoch. Dann gab er mir einen feuchten Kuss auf die
Backe und plapperte unverständliches Zeug.
»Na ja, direkt gesagt hat er das nicht«, musste Mum zugeben.
»Aber er hat mir ein Bild von Tante Mel gemalt, das sehr aufschlussreich war.«
»Tante Mel ein Gorilla?« Ich lachte und sah mir das Bild an,
das eindeutig einen … Gorilla darstellte. »Er hat eine blühende
Fantasie, was?«
»Das kann man wohl sagen. Ich habe ihn auf dem Büfett erwischt, als er sich gerade an den Vorhängen durchs Zimmer
schwingen wollte. Als ich es ihm verboten habe, war er beleidigt
und hat mir das Bild gemalt. Das sollte wohl heißen, dass Tante
Mel es ihm immer erlaubt hat.«
»Ach, wirklich?«
In diesem Augenblick kam zum Glück Pickwick herein. Sie
trug eine aus Pappe gebastelte Haube und sah höchst indigniert
aus.
»Pickwick ist ein sehr geduldiger Spielkamerad«, sagte meine
Mutter, die offenbar nicht sehr geübt darin war, den Gesichtsausdruck eines Dodos zu deuten.
»Ich muss wirklich eine Spielgruppe für Friday finden«, sagte
ich seufzend. »Hast du seine Windeln gewechselt?«
»Dreimal. Es geht direkt durch, oder?«
Ich schnupperte an seinen Latzhosen. »Ja. Direkt durch.«
»Na ja, ich muss mich um meine Karosserie-SchweißerGruppe kümmern«, erklärte meine Mutter, griff nach ihrer
Handtasche und nahm die Schutzbrille vom Haken. »Du solltest
wirklich eine zuverlässige Betreuung für ihn suchen, meine
Liebe. Ich kann schon mal einspringen, aber den ganzen Tag
kann ich ihn nicht nehmen. Und zum Windelnwechseln habe
ich echt keine Lust mehr.«
»Meinst du, Lady Hamilton könnte sich um ihn kümmern?«
»Vielleicht«, sagte meine Mutter in einem Tonfall, der das
Gegenteil besagte. »Du kannst sie ja fragen.«
Sie machte die Tür auf und wurde ärgerlich von Alan angefaucht, der übelster Laune im Vorgarten stand und die Blumen
herauszerrte. Mit unglaublicher Geschwindigkeit packte sie ihn
am Hals und sperrte den zappelnden und kreischenden kleinen
Dodo in den Geräteschuppen. Dann verschloss sie die Tür, um
sicherzustellen, dass er nicht mehr herauskam.
»Übler Vogel, das«, sagte sie und gab Friday und mir einen
Kuss. »Hab ich mein Portemonnaie?«
»Das ist in deiner Handtasche.«
»Hab ich meinen Hut auf?«
»Jawohl.«
Sie lächelte, sagte mir, ich solle Bismarck nicht stören und
nichts an der Tür kaufen, wenn es nicht wirklich ein tolles
Angebot sei, und dann war sie weg.
Ich wechselte Friday die Windeln und ließ ihn dann wieder
loswackeln. Ich machte eine Tasse Tee für mich und Hamlet,
der vor dem Fernseher saß. Er hatte den Shakespeare-Kanal
eingeschaltet. Ich setzte mich auf das Sofa und starrte hinaus in
den Garten. Viel geschafft hatte ich nicht. Ich war wieder bei
SpecOps, aber ich hatte zwanzigtausend Pfund Schulden, und
wie ich Landen zurückkriegen sollte, wusste ich immer noch
nicht.
Meine Mutter kam gegen acht zurück, und die ersten Angehörigen der NichtungsOpfer trafen so gegen neun ein. Die Gruppe
bestand aus insgesamt zehn Personen, und sie begannen sofort
von ihren »Verlorenen« zu reden, als sie durch die Tür kamen.
Emma Hamilton und ich waren nicht die einzigen mit einem
Ehemann, der ein Existenz-Problem hatte. Aber während mein
Landen und Emmas Horatio kräftig genug in unserer Erinnerung fortlebten, waren andere schlechter dran. Manche hatten
nur das unbestimmte Gefühl, dass es in ihrem Leben jemanden
geben solle, der aber nicht da war. Eigentlich hatte ich überhaupt keine Lust, an der Veranstaltung teilzunehmen, aber ich
hatte es meiner Mutter nun mal versprochen, und solange ich
in ihrem Haus wohnte, blieb mir wohl nichts anderes übrig.
»Vielen Dank, meine Damen und Herren«, sagte meine Mutter und klatschte in die Hände. »Wenn Sie jetzt bitte alle Platz
nehmen wollen? Dann können wir anfangen.«
Die Gruppenmitglieder setzten sich, jeder mit einer Tasse
Tee und einem Stück Battenberg in der
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