Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
erhebliche
    Rolle.

    Zehn Minuten später waren wir auf dem Weg nach Cricklade,
    einem kleinen Ort im Nordwesten von Swindon. Mein Vater
    hatte mir gesagt, dass Cindy dreimal vergeblich versuchen
    würde, mich zu ermorden, ehe sie selbst starb, aber es war nicht
    ganz ausgeschlossen, dass es anders ausgehen würde. Mich
    hatte in einer alternativen Zukunft schließlich auch schon mal
    ein Scharfschütze von SpecOps erschossen, und doch war ich
    immer noch ziemlich am Leben.
    Ich hatte Spike seit über zwei Jahren nicht mehr gesehen, aber es freute mich, als ich erfuhr, dass er nicht mehr in seinem
    vergammelten Appartement in der Stadt wohnte, sondern ein
    Häuschen in Cricklade hatte. Die Straße hatte ich bald gefunden
    – es war eine neu gebaute Siedlung aus Cotswold Stone, die
    behaglich im Sonnenlicht strahlte. Auf der Suche nach der
    richtigen Hausnummer fuhr ich langsam die Straße hinunter,
    als Friday plötzlich etwas entdeckte, was ihn interessierte.
    »Ipsum«, sagte er und zeigte auf einen schwarzweißen
    Dienstwagen von SpecOps.
    Ich hatte gehofft, dass Spike nicht zu Hause war, damit ich
    allein mit Cindy reden konnte, aber es sollte nicht sein. Spike
    saß auf einem Liegestuhl mitten im Garten, und als ich sah, dass
    er nicht nur mit Cindy verheiratet war, sondern offenbar auch
    ein Kind mit ihr hatte – ein etwa einjähriges kleines Mädchen
    spielte unter dem Sonnenschirm –, wurde mir beinahe schlecht.
    Wenn ich keine Einigung mit Cindy erreichte, würde es eine
    Katastrophe für Spike und sein Töchterchen geben. Friday
    versteckte sich hinter meinem Bein, als ich beklommenen
    Schrittes zum Gartentor ging.
    »Yo!«, jubelte Spike, entschuldigte sich bei seinem Gesprächspartner und legte sein Handy beiseite. »Wie geht's,
    Next?« Er umarmte mich stürmisch.
    »Gut, Spike, und dir?«
    Er breitete die Arme aus und zeigte auf seinen kleinbürgerlichen Besitz: das Einfamilienhaus mit seinen Doppelfenstern,
    den kurz geschnittenen Rasen, die kiesbestreute Auffahrt, das
    schmiedeeiserne Gartentor und die Blumen.
    »Schau dir das an! Ist das nicht wunderschön?«
    »Ipsum«, sagte Friday und zeigte auf einen Pflanztrog.
    »Was für ein niedlicher Junge. Geh schon mal rein. Ich
    komme gleich nach.«
    Ich ging ins Haus. Cindy war in der Küche. Sie hatte ihr Haar
    hochgebunden und trug eine Schürze.
    »Hallo«, sagte ich so normal wie nur möglich. »Sie müssen
    Cindy sein.«
    Sie starrte mir direkt in die Augen. Sie sah nicht wie ein Berufskiller aus, der siebenundsechzigmal getötet hatte – oder
    vielleicht achtundsechzigmal, wenn sie auch Samuel Pring
    umgelegt hatte. Aber richtig gute Berufskiller sehen nie so aus,
    als wären sie welche.
    »Schau an, Thursday Next«, sagte sie langsam und ging in die
    Hocke, um ein paar nasse Sachen aus der Waschmaschine zu
    holen und Friday ins Ohr zu zwicken. »Spike hält große Stücke
    auf Sie.«
    »Dann wissen Sie also, warum ich hier bin?«
    Sie legte die Wäsche beiseite und hob eine Fisher-Price-Spinne auf, die auf dem Fußboden lag. Dann drückte sie das
    Spielzeug meinem Sohn in die Hand, der es sorgfältig untersuchte.
    »Ich glaube, schon. Hübscher Junge. Wie alt ist er?«
    »Zwei Jahre. Und vielen Dank, dass Sie mich gestern verfehlt
    haben.«
    Sie lächelte müde und ging zur Hintertür hinaus. Ich lief ihr
    nach und holte sie ein, als sie anfing, die Wäsche auf die Leine
    zu hängen.
    »Will Kaine mich umbringen lassen?«
    »Ich behandle die Namen meiner Auftraggeber immer mit
    Diskretion«, sagte sie leise. »Und ich kann auch nicht immer
    daneben schießen.«
    »Dann hören Sie doch einfach sofort damit auf«, sagte ich.
    »Warum tun Sie es denn überhaupt?«
    Sie klemmte einen blauen Strampelanzug auf die Leine.
    »Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens höre ich nicht einfach
    auf zu arbeiten, bloß weil ich verheiratet bin und ein Kind habe.
    Und zweitens erfülle ich meine Verträge. Wenn ich nicht liefere, muss ich das Geld zurückzahlen. Aber der Windowmaker
    zahlt nichts zurück.«
    »Ach, ja«, sagte ich. »Das wollte ich auch noch fragen: Warum nennen Sie sich Windowmaker?«
    Sie warf mir einen kalten Blick zu. »Der Setzer hat beim
    Briefpapier einen Fehler gemacht, und neues zu drucken war
    mir zu teuer. Ihr Lachen können Sie sich sparen.«
    Sie hängte einen Bettbezug auf.
    »Ich werde den Auftrag erfüllen, Miss Next, aber nicht heute.
    Das sollte Ihnen genug Zeit geben, die Stadt ein für allemal zu
    verlassen und sich irgendwo

Weitere Kostenlose Bücher