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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Leuchtrakete heraus. Das war ein TextMarker, mit dem man andere
    Jurisfiktion-Agenten auf unsere Notlage aufmerksam machen
    konnte. Das Gerät war erheblich größer als die Seite, in der es
    versteckt war, denn das JurisfiktionBuch war natürlich multidimensional und räumlich ambivalent.
    »Jurisfiktion weiß zwar, dass wir im Western-Genre sind,
    aber sie wissen nicht genau, wo. Ich schicke mal ein Signal.«
    Er ging zur Tür, zielte in die Luft und feuerte. Es gab einen
    dumpfen Schlag, und die Rakete schoss in den Himmel. Hoch
    über uns explodierte sie ohne Geräusch, und für den Bruchteil
    einer Sekunde sah ich den Text der Seite, auf der wir uns befanden, am wolkenlos blauen Himmel. Die Buchstaben waren
    natürlich verkehrt rum, aber als ich einen Blick in Bradshaws
    Exemplar von Death at Double-X Ranch warf, stellte ich fest,
    dass das Wort »ProVIDence« plötzlich drei Versalien aufwies.
    Jetzt würde bald Hilfe kommen. Die Frage war nur, ob der
    Minotaurus flüchten oder die Sache auskämpfen würde.
    »Mit hübschem Feuerwerk könn' Sie uns nich' erschrecken,
    Missy«, sagte die Stimme. »Kommen Sie freiwillig raus oder
    müssen wir Sie uns holen?«
    Ich warf Bradshaw einen fragenden Blick zu. Der lächelte.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Ist das nicht ein tolles Abenteuer?«, sagte der Commander
    und kicherte wie ein Schuljunge, der beim Apfelstehlen erwischt
    worden ist. »Macht mehr Spaß, als Elefanten zu schießen, sich
    mit Löwen herumzubalgen oder den Eingeborenen ihre Schätze
    zurückzubringen, die irgendwelche skrupellosen Ausländer
    weggeschleppt haben.«
    »Das dachte ich früher auch«, sagte ich leise. Zwei Jahre lang
    hatte ich solche Einsätze durchaus genossen, auch wenn ich oft
    Augenblicke der Unsicherheit, Nervosität und Furcht erlebt
    hatte. Aber jetzt hatte ich einen zweijährigen Sohn zu Hause,
    der mehr Aufmerksamkeit und Fürsorge brauchte, als ich ihm
    bei diesem Job geben konnte. Alleinverantwortliche Leiterin der
    Jurisfiktion zu sein war verdammt stressig, und ich brauchte
    dringend Urlaub in der wirklichen Welt. Ich hatte es schon vor
    einem halben Jahr nach dem Abenteuer gespürt, das als das
    Große Samuel-Pepys-Fiasko in die Annalen eingehen sollte,
    aber damals hatte ich es noch nicht wahrhaben wollen. Jetzt
    kehrte das Unbehagen zurück – und war obendrein noch viel
    stärker geworden.
    Irgendwo über uns ertönte ein lautes Rumpeln. Die Scheiben
    klirrten, der Putz zeigte Risse, und aus den Deckenbalken
    rieselte Staub. Eine Blechtasse fiel auf den Boden. Ein Schatten
    fiel über die Straße.
    Das Getöse verstärkte sich, übertönte den kläglich wimmernden HNA und wurde schließlich so laut, dass man es nur
    noch als Vibration und rollenden Donner empfand. Das Büro
    des Sheriffs bebte wie Espenlaub, und die ganze Straße begann
    zu zittern. Jetzt endlich begriff ich, was vorging.
    »Oh … nein!«, heulte ich, während das Getöse zu einem
    dumpfen Grollen verebbte. »Diese Idioten schicken einen
    Vorschlaghammer, um Nüsse zu knacken.«
    »Emperor Zhark?«, fragte Bradshaw.
    »Wer sonst würde mit einem interstellaren Raumschiff in
    einem Western auftauchen?«
    Wir warfen einen Blick nach draußen, wo der majestätische
    Schlachtkreuzer über uns hinzog. Seine heißen Triebwerke
    wirbelten Wolken von Sand und Felsbrocken auf und ließen die
    Stallungen abbrennen. Dann wurden die hydraulischen Standbeine ausgefahren, und das Schiff landete direkt auf McNeil, der
    zur Größe eines Pennys zusammengequetscht wurde.
    Ich dachte an die vielen Formulare, die ich deswegen würde
    ausfüllen müssen, und das Herz sank mir bis in die Füße. Die
    Bewohner von ProVIDence rannten herum wie kopflose Hühner, während die A-7-Killer ihre Winchester-Gewehre sinnlos
    auf die gepanzerte Hülle des Raumschiffs abfeuerten. Innerhalb
    von Sekunden ergoss sich eine kleine Armee von Zharkischen
    Marinesoldaten aus der Ladeluke des Kreuzers. Sie waren bis an
    die Zähne bewaffnet.
    Ich stöhnte. Es kam oft genug vor, dass der Emperor in solchen Augenblicken zu weit ging – viel zu weit. Als unumstrittener Herrscher der Emperor Zhark-Serie und gefürchteter Gottkaiser der Galaxie (soweit sie bekannt war) hatte er von vornehmer Zurückhaltung leider nie was gehört.
    In wenigen Minuten war alles vorbei. Sämtliche A-7-Killer
    waren entweder tot oder hastig in ihre eigenen Bücher geflüch-tet, und das Zhark'sche Marine Corps jagte den Minotaurus. Ich
    hätte ihnen sagen können,

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