04_Es ist was Faul
Stimme, damit uns die anderen nicht
hörten. »Wann werden Sie uns verlassen?«
Ich zuckte die Achseln. »Sobald ich kann. Vielleicht mor-gen.«
Ich warf einen Blick auf die Zerstörung in Death at Double-X
Ranch. Die Aufräumarbeiten und der Papierkram würden
einige Zeit kosten, und vielleicht gab es sogar ein Disziplinarverfahren, wenn der GattungsRat davon Wind bekam, was
passiert war.
»Schätze, ich muss erst noch einen Bericht schreiben«, sagte
ich langsam. »Also sagen wir: drei Tage.«
»Sie hatten aber versprochen, Jeanne d'Arc zu vertreten,
wenn sie ihren Märtyrer-Fortbildungskurs macht«, sagte Mrs
Tiggy-winkle.
Das hatte ich völlig vergessen. »Dann eben in einer Woche«,
sagte ich. »In einer Woche geh ich in Urlaub.«
Wir standen stumm in der Gegend. Ich dachte an meine
Rückkehr nach Swindon, und die anderen – mit Ausnahme von
Emperor Zhark, der eine Invasion des Planeten Thraal plante –
dachten darüber nach, was es für Folgen haben würde, wenn ich
tatsächlich wegging.
»Sie sind fest entschlossen?«, fragte Bradshaw.
Ich nickte.
Es gab außer Emperor Zharks Zerstörungswut noch andere
Gründe für meine Rückkehr in die wirkliche Welt. Ich hatte
einen Ehemann, der nicht existierte, und einen Sohn, der sein
Leben schließlich nicht in der BuchWelt zubringen konnte. Vor
allem aber spürte ich, dass mir die klar umrissenen Regeln der
Jurisfiktion nicht mehr genügten, ich wollte zurück in die
Unsicherheit meiner realen Gefühle.
»Ja«, sagte ich lächelnd. »Ich bin fest entschlossen.«
Trotz all ihrer Fehler hatte ich gern mit Bradshaw, dem Kai-ser und Mrs Tiggy-winkle gearbeitet. Es war nicht alles schlecht
gewesen. Bei meiner Tätigkeit für die Jurisfiktion hatte ich
Dinge gesehen und getan, die ich niemals geglaubt hätte. Ich
hatte Grammasiten über den Kuppeln von Xanadu fliegen
sehen, ich war auf ungesattelten Einhörnern durch die belaubten Wälder von Zenobia geritten und hatte mit Ozymandias,
dem König aller Könige, Schach gespielt. Ich war mit Biggles
über den Schützengräben des Ersten Weltkriegs geflogen und
hatte mit Long John Silver die Klingen gekreuzt. Ich hatte den
unbegangenen Weg erforscht, um auf Englands grünen Hügeln
zu wandern. Aber trotz all dieser wunderbaren Momente gehörte mein Herz doch nach Swindon, zu einem Mann namens
Landen Parke-Laine. Er war der Vater meines Kindes und mein
Ehemann. Ich liebte ihn, auch wenn er nicht existierte.
2.
In der Heimat
Swindon im ehemaligen Königreich Wessex ist der Ort, wo
ich geboren bin und wo ich gelebt habe, ehe ich nach London ging, um LiteraturAgentin bei SpecOps zu werden.
Zehn Jahre später kehrte ich nach Hause zurück und heiratete meine Jugendliebe Landen Parke-Laine. Aber dann
wurde er von den ChronoGarden genichtet. Damit wollte
die Goliath Corporation mich erpressen. Der Plan funktionierte: Ich habe diesen Gangstern geholfen – aber meinen
Ehemann kriegte ich nicht wieder. Seinen (und meinen)
Sohn habe ich merkwürdigerweise behalten – das war eine
dieser paradoxen Geschichten, die Zeitreisende wie mein
Vater verstehen, ich aber nicht. Inzwischen waren zwei Jahre vergangen. Landen war immer noch tot, und wenn ich
nicht bald etwas dagegen unternahm, blieb er womöglich
für immer in diesem Zustand.
THURSDAY NEXT,
Ein Leben für SpecOps
Zwei Wochen später, an einem hellen Julimorgen, stand ich mit
einem Kleinkind, zwei Dodos, dem Prinzen von Dänemark,
einem neuen Haarschnitt und einem ängstlichen Herzen an der
Ecke Broome/Manor Lane in meiner Heimatstadt Swindon.
Direkt gegenüber, auf der anderen Straßenseite, stand das Haus
meiner Mutter. Der GattungsRat hatte meinen Rücktritt gar
nicht gut aufgenommen. Genauer gesagt: Sie hatten ihn gar
nicht erst akzeptiert, sondern mir stattdessen einen unbegrenzten Urlaub gegeben. Sie äußerten mehrfach die Hoffnung, ich
würde bald wieder zurückkehren, falls die Wiederherstellung
meines Ehemanns sich »nicht einrichten« ließe. Sie ließen
außerdem durchblicken, ich könnte mich vielleicht mit dem
entlaufenen Fiktionauten Yorrick Kaine befassen, mit dem ich
mich schon in der Vergangenheit hatte herumschlagen müssen.
Hamlet war eine Last-Minute-Entscheidung des GattungsRates gewesen. Er war schon seit langem darüber beunruhigt, dass
er im Außenland als »Zauderer« galt, und hatte einen Erkundungsurlaub beantragt, um selbst nach dem Rechten zu sehen.
Das war insofern nicht
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