04 - Geheimagent Lennet und der Satellit
könnten.« Einen Moment lang verschlug es Kommissar Didier die Sprache. Dann platzte er los.
»Hauptmann, Sie dürfen diesem Papier keinerlei Bedeutung beimessen! Schon in wenigen Stunden wird Benlamache von seiner Regierung genau entgegengesetzt lautende Anweisungen erhalten. Er wird gezwungen sein, diesen Erlaß zu widerrufen.«
Mit einem leichten Kopfnicken reichte der Hauptmann das Papier an Olivier zurück.
»Bedaure, Herr Kommissar, das ist leicht möglich, doch leider kann ich darüber jetzt noch nicht entscheiden. Ich werde Oberst El Hadj von der Existenz dieses Dokuments in Kenntnis setzen.
Er wird seinerseits nicht versäumen, General Brahami davon zu unterrichten, der sich zweifellos an Si Ali persönlich wenden wird. Doch einstweilen kann ich nichts weiter unternehmen, als Sie zur Grenze zurückzubegleiten.«
»Hauptmann! Wenn Sie das tun, handeln Sie höchst unvorsichtig! Sie haben von Oberst El Hadj ganz präzise Anweisungen. Es ist Ihre Pflicht, sich auch daran zu halten!« donnerte der Kommissar. Onkelchen Oliviers großer Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen.
»Hören Sie zu, Dickerchen", meinte er zum Kommissar.
»Weil die Herren mit ihren Maschinengewehren so nett auf Sie aufgepaßt haben, habe ich mich bemüht, so höflich wie möglich zu Ihnen zu sein. Dazu habe ich jetzt aber absolut keinen Grund mehr. Ich kann Ihnen daher nur einen gutgemeinten Rat geben: Machen Sie sich, so schnell Sie können, aus dem Staub. Sonst werde ich Si Ali Mansour Benlamache nämlich einen hübschen Bericht erstatten und ihm mitteilen, daß sich offizielle Abgesandte der französischen Regierung die Unstimmigkeiten zwischen Marokkanern und Algeriern zunutze gemacht haben, um an der Grenze herumzuschnüffeln!« Diese Drohung verfehlte ihre Wirkung auf Hauptmann Mostefaï nicht.
»Kommen Sie, Kommissar! Oberst El Hadj wird Sie bestimmt in ein oder zwei Tagen zu einer kurzen Unterredung empfangen, und dann...«
»In ein oder zwei Tagen! Bis dahin wird die Organisation, deren Mitglied zu sein sich dieser Mensch da rühmt, den Vostok in kleine Teilchen zerlegt und weggeschafft haben!« Der Hauptmann zuckte mit den Achseln.
»Das, Herr Kommissar, geht mich nichts an.«
Er steckte zwei Finger in den Mund und pfiff schrill.
Die Männer tauchten hinter ihren Steinen auf und rannten zurück zu den Jeeps.
Onkelchen Olivier verbeugte sich hämisch grinsend vor dem Kommissar.
»Auf ein gesundes Wiedersehen, Kommissar. Leben Sie wohl, Hauptmann. Vergessen Sie nicht, den Herrn Oberst von mir zu grüßen.«
Der Kommissar schnaubte wie ein Walroß. Er wollte sich gerade zum Gehen wenden, als Nikky auf ihn zurannte.
»Monsieur, Monsieur!« rief sie ganz außer Atem. »Einen Moment noch!« Onkelchen Olivier drehte sich um. Seine Miene verhieß nichts Gutes.
»Herr Hauptmann", begann sie, ohne dem großen Zivilisten auch nur die geringste Beachtung zu schenken, »befreien Sie mich! Diese Leute hier halten mich gefangen. Sie zwingen mich für sie zu arbeiten. Ich will nicht hierbleiben. Ich möchte nach Hause. Weg von diesen Verbrechern!« Etwas unentschlossen wandte sich Hauptmann Mostefaï an Olivier.
»Mit welchem Recht halten Sie dieses junge Mädchen gefangen?« Olivier starrte ihn mit seinen wäßrigen, ausdruckslosen Augen an.
»Mit dem Recht des Stärkeren, lieber Hauptmann. Oh, ich weiß! Sie haben Ihre Maschinengewehre. Ich nicht. Sollten Sie aber versuchen, das junge Mädchen mit sich zu nehmen, dann muß ich Ihnen zu meinem größten Bedauern zwei Pistolenkugeln durch Ihren schönen Körper jagen. Hinterher könnten wir uns dann weiter unterhalten. Ihre Männer würden die Schlacht zwar gewinnen, aber was hätten Sie dann noch davon?« Ratlos sah der Hauptmann um sich. Nun schaltete sich wieder Kommissar Didier ein.
»Was soll das heißen, Mademoiselle? Wer sind Sie überhaupt? Ich -", er machte eine leichte Verbeugung in Nikkys Richtung, »bin Kommissar Didier von der französischen Spionage-Abwehr und durchaus berechtigt, Ihre Klage wegen Freiheitsberaubung entgegenzunehmen.«
Zweifelnd musterte Nikky den Kommissar. Sagte er die Wahrheit? Unsicher schielte sie zu Olivier hinüber, der mit spöttischem Gesichtsausdruck die Szene verfolgte. Immer noch hielt er eine Hand in der Hosentasche.
Kein Zweifel, wenn es sein mußte, würde er sogar durch den Stoff schießen.
»Herr Kommissar", rief sie verzweifelt und setzte alles auf eine Karte. »Ich bin Veronique Chevrot, die Assistentin von Professor
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