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04 - Geheimagent Lennet und der Satellit

04 - Geheimagent Lennet und der Satellit

Titel: 04 - Geheimagent Lennet und der Satellit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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geirrt haben, das weiß ich genau. Ich begreife nur nicht, warum?« Zum ersten Male seit vierundzwanzig Stunden trat ein spöttisches und gar nicht bitteres Lächeln auf Nikkys Lippen.
    »Ha! Sie waren im Gymnasium in Mathe bestimmt keine Leuchte! Vor allem nicht in Kosmographie.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Das ist doch sonnenklar! Die Erde dreht sich, ja? Wenn ich mich wirklich in der Zeit geirrt hätte, dann hätte ich mich doch auch im genauen Landepunkt irren müssen... Wenn der Vostok wirklich früher gelandet wäre, als ich berechnet hatte, dann wäre er doch in den Atlantik gefallen!«
    »Ich habe doch gleich gewußt, daß die Sache einen Haken hat.
    Trotzdem begreife ich immer noch nicht ganz...«
    »Wirklich nicht, Herr Leutnant vom Geheimdienst?«
    »Nein, Fräulein Astronomin.«
    »Dabei ist es so einfach. Nach meinen Berechnungen mußte der Vostok genau dort landen, wo er sich jetzt befindet, aber ganze zwei Stunden früher. Ich habe Madame Schasch um zwei Stunden belogen.«
    »Aber aus welchem Grund?«
    »Ich nehme an, daß Sie als Leutnant das als ,Vaterlandsliebe' bezeichnen würden. Verstehen Sie? Ich war überzeugt, daß man überall in Frankreich, vor allem in unserem Institut, die gleichen Berechnungen anstellte wie ich. Ich begreife auch gar nicht, warum mich Professor Estienne nicht wirklich rufen ließ.
    Wahrscheinlich dürfte einer meiner Kollegen die Sache übernommen haben. Fest steht jedenfalls, daß auch Frankreich sein möglichstes tun wird, den Vostok mit Beschlag zu belegen.
    Sei es, um ihn Rußland zurückzugeben, sei es, um ihn von französischen Wissenschaftlern untersuchen zu lassen...«
    »Aha, und Sie wollten Frankreich einen guten Vorsprung verschaffen?«
    »Ja", hauchte Nikky und senkte betreten den Kopf.
    Lennet, der sie bisher eher für feige gehalten hatte, bewunderte sie nun um so aufrichtiger. Als er diesmal ihre Hand ergriff, entzog sie sie ihm nicht mehr.
    »Das war sehr gut, was Sie da gemacht haben, Nikky. Doch leider scheint der französische Staat seinen Vorsprung nicht ausgenutzt zu haben.«
    »Ja, und darüber wundere ich mich sehr. Es waren zwar nicht ganze zwei Stunden Vorsprung, sondern bestenfalls eine, da ja die marokkanischen Truppen das Gebiet gegen halb zwölf besetzt haben.«
    »Es ist aber doch immerhin eigenartig, daß Frankreich bei einer ganzen Stunde Vorsprung und mit Truppeneinheiten, die ja in Colomb-Béchar beinahe an Ort und Stelle waren, nicht schneller war als der BIDI, der erst von Paris anreisen mußte.«
    »Sehen Sie, das ist es, was auch ich nicht begreife", ergänzte Nikky.
    Vorsichtig löste Lennet seine Hand aus der ihren.
    »Danke, daß Sie mir geglaubt haben", sagte er und erhob sich.
    Sie glaubte die Entschlossenheit und die Kraft zu spüren, die nun von ihm ausging.
    »Wissen Sie schon, was Sie tun werden?« Schlank und blond stand er vor ihr, eine helle, große Gestalt vor einem unendlichen, dunklen Hintergrund.
    Er flüsterte fast, als er antwortete: »Ich glaube, ich habe begriffen. Wenn ich mich irre, sind wir verloren. Wenn nicht, dann bleibt uns noch ein letzter Funken Hoffnung... Sie müssen mir dabei helfen.«
    Ein letzter, dunkelroter Lichtstrahl verglühte auf den Plexiglaskanzeln der beiden Hubschrauber... Mit einem Schlag war es dunkel.
    Ein schriller Schrei zerriß die Stille, die über der Wüste gelastet hatte. Es war der Schrei einer Frau. Ihm folgten fürchterliche Flüche. Eines der beiden Zelte war über Onkelchen Olivier zusammengebrochen. Und schuld daran war Nikky, die mit dem Fuß an einer Zeltstange hängengeblieben war. Niemand hatte bemerkt, wie Lennet kurz vorher zwei andere Zeltstangen aus dem Boden gerissen und nur ganz locker hingestellt hatte.
    Schreiend und schimpfend versuchten sich Nikky und Olivier zu befreien. Doch je mehr sie um sich schlugen, desto fester verwickelten sie sich in dem Zeltstorf (vor allem Nikky schien nicht besonders viel daran zu liegen, möglichst rasch wieder herauszukommen). Inzwischen waren sämtliche BIDI-Leute herbeigestürzt, standen herum, gaben gute Ratschläge, zogen hier und zogen da, stolperten über die Pflöcke und trugen eigentlich nur dazu bei, noch mehr Verwirrung zu stiften.
    Lautlos wie ein Schatten huschte Lennet zum Funkwagen hinüber.
    Die einzelnen Räume des Wagens waren schalldicht. Die Chefin des BIDI, die sich nebenan im Wohnraum aufhielt, würde also nicht hören, was sich im Funk- und Fernsehraum abspielte. Von den Funkern hatte sicher nur

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