04 - Herzenspoker
Engel«, sagte er sanft, und die bisher so abweisende Miß Esther
Jones erwiderte seine Umarmung zärtlich und fühlte sich endlich geborgen.
Achtes Kapitel
»Was für ein
furchtbarer Abend!« sagte Rainbird. »Ich hoffe bloß, dass es Joseph gelungen
ist, Lizzie zu finden. Mir gefällt es nicht dass ein junges Mädchen bei so
einem Nebel draußen herumläuft. Und Mylord ist auch ausgegangen. Es klingelt.
Das wird er sein.«
Rainbird
sprang die Treppe hinauf und betrat den vorderen Salon. Aber es war nur Mr.
Roger, der eine neue Flasche bestellte.
»Ich
möchte wissen, wo Lord Guy bleibt«, sagte Mr. Roger. »Es ist verdammt
langweilig, hier allein herumzusitzen. Ich habe ihm gesagt, dass es heute abend
bestimmt keine Opernaufführung gibt, aber er bestand darauf zu gehen. Es könnte
ja sein, dass Miß Jones ebenfalls dort ist. Die Liebe ist eine wunderbare
Sache, Rainbird.«
»Ja,
Sir«, sagte Rainbird höflich. »Sie haben noch nicht zu Abend gegessen, Mr. Roger,
und es ist schon spät. Soll ich MacGregor bitten, Ihnen ein Abendessen
zuzubereiten?«
»Ja.
Nein. Ich weiß es nicht. Verdammt noch mal, vergessen Sie die Flasche. Ich gehe
in den Club hinüber Bis zur St. James's Street werde ich schon finden. Wenn Lord
Guy zurückkommt, dann sagen Sie ihm, er soll nachkommen.«
»Ja,
Sir. Gehen Sie zu White oder zu Brooks?«
»Zu
White natürlich«, sagte der Tory Mr. Roger. Brooks war für die Liberalen.
Nachdem
Rainbird sich davon überzeugt hatte, dass Mr. Roger wirklich vorhatte, zu Fuß
zu gehen, ging er wieder nach unten und bat Jenny und Alice, ihm zu helfen, die
Kohleneimer in den Schlafzimmern zu füllen. Es sah nach einer kalten Nacht aus.
Er stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als sich die Küchentür öffnete und
Joseph und Lizzie Hand in Hand hereinkamen.
Als sie
die Kaminfeuer angemacht, die Betten aufgeschlagen und frisches Wasser in die
Krüge auf den Toilettentischen gefüllt hatten, kehrten die Diener in ihren
Aufenthaltsraum zurück und setzten sich zu einem späten Abendessen zusammen.
Manuel kam ebenfalls hereingeschlichen und nahm seinen Platz am Tischende ein.
Er aß schnell und schweigend.
»Wie
wär's mit einem Glas Brandy, Manuel?« fragte Rainbird und zwinkerte MacGregor
dabei zu.
»Ja«,
sagte der spanische Diener schroff.
MacGregor,
der erriet, dass Rainbird den Spanier betrunken machen wollte, schenkte ihm
reichlich ein. Es wurde still. Sobald, die Mahlzeit beendet war, zog sich Mrs.
Middleton in ihren kleinen Salon, der an der Hintertreppe auf halbem Weg zum
Erdgeschoß lag, zurück. Jenny und Alice holten Bettwäsche herbei und begannen
sie zu flicken, und Lizzie räumte das Geschirr ab und trug es in die Spülküche.
Dave, der Topfspüler, der in eine schauerliche Gruselgeschichte vertieft war, musste,
geknufft und scharf zurechtgewiesen werden, damit er ihr beim Spülen half.
Angus
MacGregor setzte sich neben Manuel und füllte das. Glas des Dieners jedes Mal
nach, wenn es leer war.
»Die
müssen wir alle waschen, wenn wir fertig sind«, seufzte
Jenny,
während sie den Riss in dem Betttuch, das auf ihrem Schoß,", ausgebreitet
lag, mit feinen kleinen Stichen zunähte.
Alice
nickte. »Ganz schlimm, der Nebel«, sagte sie gedehnt mit ihrer warmen Stimme.
Der Nebel zog in gelblich-grauen Schwaden durch die Küche. »Alles wird so
furchtbar schmutzig. Ich weiß wirklich nicht, warum die Leute in der Stadt
leben Wenn sie nicht müssen. Die Miß Jones zum Beispiel. So viel Geld, und doch
lebt sie das ganze Jahr am Berkeley Square. Das kann nicht gut für die Kinder
sein. Habt ihr in Spanien auch solchen Nebel, Manuel?«
»Nein«,
erwiderte Manuel und trank einen Brandy nach dem anderen.
»Das
ist doch keine Unterhaltung«, sagte Jenny. »Die meisten Diener freuen sich,
wenn sie ein bisschen miteinander reden können. Aber du nicht, Manuel. Nein,
ja, nein, ja.«
»Mein
Englisch, sie ist nicht gut«, gab Manuel übellaunig von sich.
»Also,
das finde ich merkwürdig«, meinte Alice und ließ ihre Nadel ruhen. »Manchmal,
da klingst du wie die Spanier im Theater - ich meine, wenn jemand, der
Engländer ist, so tut, als ob er ein Spanier wäre -, und manchmal ist
dein Englisch wieder so gut wie das von Mylord.«
»Ich
gehe«, sagte Manuel, stand auf und musste sich auf den Tisch stützen.
Er
torkelte zur Tür, und dann hörte man ihn die Treppe hinaufstolpern.
»Warum
hast du das gesagt?« fragte Rainbird ärgerlich. »Angus und ich haben versucht,
ihn betrunken
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