04 Im Bann der Nacht
»jetzt?«
Cezar vergrub die Finger in ihrem Haar und schloss vor Wonne die Augen. »Vielleicht können wir auch noch eine Minute oder zwei warten«, meinte er heiser.
»Oder drei«, murmelte sie, bevor sie ihn in den Mund nahm und allen zusammenhängenden Gedanken ein Ende machte.
Morgana saß in ihrem Schlafzimmer und ließ sich ihr langes Haar von ihrem derzeitigen Geliebten Ash bürsten, einem reizenden Elfen mit langer, blonder Mähne und blauen Augen, als Modron in den Raum wankte und auf die Knie fiel.
Ash schrie vor Angst auf, da in den Augen der Hexe ein unheimliches weißes Licht erglühte, aber Morgana war umgehend auf den Beinen und schob ihren zartbesaiteten Liebhaber beiseite. Es war Jahrhunderte her seit dem letzten Mal, doch sie erkannte dennoch sofort, dass ihre Seherin sich in der Gewalt einer Vision befand.
»Was gibt es, Modron?«, verlangte sie zu wissen. »Was siehst du?«
»Grünes Feuer«, stöhnte die alte Frau, umschlang sich selbst mit den Armen und wiegte sich hin und her. »In grünes Feuer getaucht.«
»Grünes Feuer?« Morgana schien zu überlegen. »Ist es ein magisches Feuer?«
»Grünes Feuer - es ist überall.«
»Ja, das sagtest du bereits! Was bedeutet es?«
Modron stöhnte und schüttelte den Kopf. »Feuer … es brennt. Es brennt!«
Kalte Angst durchdrang Morganas Herz. Sie trat auf die Hexe zu und schlug ihr auf die faltige Wange. »Verdammt sollst du sein! Was bedeutet es ?«
Die glühenden weißen Augen richteten sich auf sie, blind und doch erfüllt von furchtbarem Wissen. »Artus«, krächzte Modron und deutete mit einem knotigen Finger auf Morgana. »Er kommt. Er kommt, um dich zu holen.«
Ash keuchte vor Angst auf, doch Morganas Gesicht verzerrte sich vor Zorn bei der Erwähnung ihres Bruders. »Unmöglich«, zischte sie.
»Im Gegenteil. Gerade jetzt regt er sich, und seine Waffe spaltet die Luft, wie ein Pfeil, der auf sein Ziel zufliegt. Das Ende ist nahe.«
Erzürnt verpasste Morgana der Seherin einen so heftigen Hieb, dass die Frau gegen die Wand prallte. Als sie zu Boden stürzte, war sie tot.
Bei diesem Tumult wurde die Tür zum Schlafzimmer aufgestoßen, und zwei männliche Elfen eilten herein und schwenkten ihre lächerlichen Gewehre, als könnten sie auf irgendeine Weise hilfreich sein.
»Bringt sie hinaus.« Morgana deutete auf das leblose Bündel auf dem Fußboden. »Sofort.«
Mit furchtsamen Blicken hasteten die beiden Lakaien auf die leblose Modron zu und zogen sie aus dem Zimmer. Morgana wartete, bis sie die Schwelle überquert hatten, bevor sie die Tür mit ihren Kräften zuschlagen ließ.
Diese verdammte Modron. Die Greisin hatte es sich selbst zuzuschreiben, dass Morgana die Geduld verloren hatte. Worin lag der Sinn einer Vision, wenn diese zu ungenau war, um irgendeinen Sinn zu ergeben?
Grünes Feuer? Ihr toter Bruder mit irgendeiner Art von Waffe?
Das war purer Unsinn.
»Eure Majestät«, sagte Ash mit weicher, angstvoller Stimme.
Sie wirbelte herum und blickte ihn ungeduldig an. »Was willst du?«
Er leckte sich seinen Schmollmund und es wirkte, als sei sein gesamter Mut vonnöten, damit er sich nicht aus dem Fenster stürzte. Es gab nur wenige, die unerschrocken in der Nähe der Elfenkönigin blieben, wenn ihre Kräfte den Raum zu erfüllen begannen.
»Vielleicht sollten wir hier verschwinden«, gestand er schließlich stockend. »Wenn die Seherin die Wahrheit spricht …«
Morgana trat auf ihren Geliebten zu, die Augen warnend zusammengekniffen. »Du willst, dass ich vor einem Mädchen fliehe? Einem Mädchen, das noch nicht mal Ahnung von seinen eigenen Kräften hat?«
Der Elf fiel klugerweise auf die Knie. Er beugte den Kopf respektvoll. »Nach Avalon könnte sie Euch nicht folgen.«
»Ich werde aber nicht zurückkehren«, schimpfte Morgana. Die Woge ihrer Macht ließ ihr Haar in der Luft schweben. »Nicht, wenn ich so kurz vor dem Sieg stehe!«
»Aber die Seherin …«
Sie griff nach unten, umfasste Ashs Kinn und riss es nach oben, sodass er gezwungen war, ihrem unerbittlichen Blick
zu begegnen. »Ich gestattete es Modron und ihren armseligen Visionen viel zu lange, mich gefangen zu halten.« Sie verstärkte den Griff ihrer Finger, bis Ashs Knochen zu brechen drohten.
Beim verfaulten Blute ihres Bruders, sie hatte es satt, sich in den Nebeln ihrer Insel zu verbergen! Sie war eine Königin! Eine mächtige Anführerin, die von den Dämonen und Menschen angebetet werden sollte. Zum Teufel mit der Prophezeiung, sie
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