04 Im Bann der Nacht
würde ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen.
»Sobald Anna Randal tot ist, werde ich frei sein, und meine Kräfte werden auf der ganzen Welt wirken können. Niemals wieder werden wir gezwungen sein, uns in den Schatten zu verbergen oder uns vor denen zu verneigen, die unter uns stehen. Es wird eine Welt sein, in der Elfen angebetet werden!«
Ash stöhnte leise vor Schmerz. »Aber sie sprach von Artus.Was, wenn er noch lebt?«
»Mein Bruder ist mausetot und liegt friedlich in seinem Grab«, zischte Morgana. »Und ich muss es wissen - schließlich begrub ich ihn selbst.«
Erleichterung zeigte sich in den blauen Augen. »Dann muss ich nach den Soldaten verlangen. Ihr könnt ihr nicht allein entgegentreten.«
»Ach ja, meine Soldaten. « Morgana ließ das Kinn des Elfen los und wandte sich um, um durch das kleine Zimmer zu stolzieren. »Sie haben sich bisher ja auch als ungeheuer nützlich erwiesen, meinst du nicht, Ash?«
»Es gab … Schwierigkeiten, meine Königin.«
Mit einer raschen Bewegung drehte sich Morgana um, und der Ausbruch ihrer Macht zerschmetterte den alten Spiegel, der in der Ecke stand. »Das wurde mir auch mit
schöner Regelmäßigkeit erzählt!«, erklärte sie, die Stimme belegt vor Abscheu.
Wie viele Elfen hatte sie ausgesandt, damit sie Anna Randal fingen, nur um Mal für Mal wieder enttäuscht zu werden? »Es scheint mir wahrscheinlicher, dass meine lieben Untertanen im Laufe der Jahrhunderte etwas träge geworden sind. Oder vielleicht haben sie vergessen, wie übel meine Laune werden kann, wenn ich enttäuscht werde.«
Ash schwankte und stürzte beinahe rückwärts zu Boden. »Nein, meine Königin, wir haben es nicht vergessen.«
»Dennoch denke ich, eine kleine Erinnerung könnte nicht schaden.« Morgana lächelte, und Ash gab seine Bemühungen auf und sackte ohnmächtig zusammen. Die Königin trat auf ihn zu und versetzte seinem Körper einen Stoß mit dem Fuß, sodass er in eine Ecke flog, bevor sie das Zimmer durchquerte, um die Tür zu einem kleinen, dunklen Raum zu öffnen.
Ein Teil ihrer kochenden Wut schwand dahin, als sie den rothaarigen Kobold erblickte, der dort, mehr tot als lebendig, an einem Holzbalken baumelte. Es gab nur wenige Dinge, die sie mehr befriedigten, als einen Verräter zu bestrafen, und Troy, der Fürst der Kobolde, hatte bewiesen, dass er ein Überläufer der schlimmsten Sorte war. Einen Augenblick lang trug sie sich mit dem Gedanken, dem kräftigen Kobold die Haut abzuziehen, aber dann schüttelte sie den Kopf. Sie hatte es satt, ihre stümperhaften Elfen auszusenden, nur um immer wieder von ihnen enttäuscht zu werden. Es war an der Zeit, die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen. Und der Kobold war das perfekte Mittel, um diese Aufgabe zu erfüllen.
Sie trat auf ihn zu und genoss es, als in Troys Smaragdaugen
ungeheure Furcht aufblitzte. »Nun, Troy, es sieht ganz so aus, als ob du die Gelegenheit erhieltest, deine Königin wieder versöhnlich zu stimmen.« Sie legte ihm eine Hand auf die Brust und lächelte, als er vor Schmerz aufschrie. »Wenn du nicht den Rest der Ewigkeit als mein Spielzeug verbringen willst, schlage ich vor, dass du es dieses Mal nicht verpatzt.«
Es war beinahe zwei Stunden später, als Anna und Cezar schließlich aus ihrem unterirdischen Raum auftauchten und sich auf den Weg zu Vipers privatem Arbeitszimmer im hinteren Teil des großen, aber auf charmante Weise bescheidenen Landhauses machten.
Sie hatten geduscht und zogen dann die Kleidung an, die Viper ihnen geschickt hatte. Da Cezar zuvor Kontakt zu seinem Gastgeber aufgenommen und ihn gebeten hatte, Styx um eine Zusammenkunft an diesem Ort zu bitten, wusste er, dass die beiden ihre Ankunft ungeduldig erwarteten.
Dennoch stellte er fest, dass seine Füße stehen blieben, noch bevor er die Tür zum Arbeitszimmer erreichte, als hätten sie sich einen eigenen Willen angeeignet.
Anna, die neben Cezar ging, sah ihn an. »Stimmt irgendwas nicht?«
»Ich wünschte …« Seine Stimme war rau, und sein Körper fühlte sich verkrampft und unbeholfen an. Dios. Er hatte noch niemals eine solche Furcht empfunden. Nicht einmal, als er sich durch einige der blutigsten Schlachten der Geschichte hatte kämpfen müssen. »Ich wünschte, wir hätten diese Angelegenheit schon hinter uns gebracht und könnten einfach friedlich zusammenleben.«
Ein trauriges Lächeln bildete sich auf Annas Lippen.
Als er gerade im Begriff war, nach ihr zu greifen, wurde ruckartig die Tür
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