04 Im Bann der Nacht
über Cezars Worte nachdachte. »Ich nehme an, das könnte funktionieren«, gab er schließlich zu.
»Es wird funktionieren«, entgegnete Cezar grimmig, nicht willens, irgendeinen Zweifel daran zuzulassen, dass er Anna bald in seinen Armen halten würde. »Beginne nun!«
Troy legte die Stirn in Falten, und seine Augen nahmen einen widerstrebenden Ausdruck an. »Bevor ich anfange, will ich dein Versprechen, dass du mich vor der Elfenkönigin beschützt. Morgana ist mir im Moment nicht sehr wohlgesonnen und …«
Cezars Antwort ließ nicht lange auf sich warten. »Troy, du stellst meine Geduld ganz schön auf die Probe!«
»Na schön«, murrte Troy. »Lass mich los, dann mache ich dir dein verdammtes Portal.«
Cezar trat einen Schritt zurück und beobachtete den Kobold mit wachsamem Auge, der seine lange karmesinrote Mähne glatt strich, bevor er zu einer freien Stelle mitten in der Küche ging. Styx, der neben Cezar stand, schnaubte angewidert, als Troy die Hände ausstreckte und mit ihnen eine flatternde Bewegung vollführte, so als suche er nach dem besten Ort für sein Portal. Als sei eine Stelle auf dem staubigen Dielenboden besser als eine andere.
Cezar wartete ungeduldig darauf, dass das Portal erschien, und war überrascht, als Troy unvermittelt nach hinten griff und ihn mit festem Griff am Handgelenk packte. »Vorsicht, Kobold«, fauchte er.
»Je stärker das Gefühl ist, das ich von dir habe, desto einfacher wird es sein, Anna zu finden«, gab Troy zurück, während er starr geradeaus blickte. »Außerdem kann kein Vampir durch eine magische Tür reisen, wenn er keine Verbindung zu einem Feenvolkmitglied hat. Du bist nicht mehr als ein Passagier auf dieser Reise.«
Styx trat auf einmal zu Cezar und packte ihn beim Arm. »Cezar, gib acht! Ich traue diesem Kobold nicht. Es könnte eine Falle sein.«
»Keine Sorge, Styx.« Mit einer schnellen Bewegung machte er sich von seinem Anasso los und übernahm mit schmerzhaftem Druck seinerseits die Kontrolle über den Griff des Kobolds. »Troy weiß schon, was geschehen wird, wenn er mich enttäuscht.«
Der Genannte gab einen Schmerzensschrei von sich und funkelte Cezar über seine Schulter hinweg an. »Ich hasse euch Vampire wirklich!«
»Nicht so sehr, wie das erst der Fall sein wird, wenn du versagst«, warnte ihn Cezar.
Troy murmelte etwas vor sich hin, hob seine freie Hand, und schimmernd begann sich ein Portal zu bilden. Im Nu wichen alle Vampire zurück. Ihre Abneigung gegen Magie war deutlich in ihren Gesichtern zu lesen.
Cezar jedoch zuckte mit keiner Wimper. Es war mehr als ein wenig Hokuspokus notwendig, um ihn von Anna fernzuhalten. Angespannt und darauf vorbereitet anzugreifen, wartete er ab, während Troy die Augen schloss und das tat, was auch immer das Feenvolk tat, wenn es die Gedanken
nach anderen ausstreckte, um sie zu spüren. Seine Muskeln zitterten, als Troy scharf die Luft einsog und vor Angst erstarrte.
»Was für ein verdammtes Glück«, erklärte er. »Ich habe sie gefunden.«
Cezar erlaubte sich nicht, Erleichterung zu empfinden. Noch nicht. Nicht, bevor Anna aus Avalon verschwunden und Morgana tot war. »Lass uns gehen.«
Troy zögerte eine Sekunde, bevor er einen weiteren unanständigen Fluch ausstieß und in das Portal trat, wobei er Cezar hinter sich her zog.
Im Nu löste sich die Küche auf und wurde durch undurchdringliche Finsternis ersetzt. Cezar hatte gehört, dass die meisten Portalreisenden blitzende Lichter sahen und elektrische Entladungen erlebten, die auf ihrer Haut pulsierten, aber er als Vampir konnte nichts dergleichen spüren. Das bedeutete allerdings auch nicht, dass er die Reise genoss. Tatsächlich hätte er sich lieber die Fangzähne ziehen lassen, als mitten in eine solche Menge an Magie hineinzutauchen. Er hielt Troy mit schraubstockartigem Griff fest und konzentrierte sich auf seine Verbindung zu Anna. Sehr bald , beruhigte er seine angegriffenen Nerven. Sehr bald würde er bei ihr sein und jeden vernichten, der ihr zu schaden versuchte.
Am Ende ging es tatsächlich sehr schnell, obgleich es Cezar wie eine Ewigkeit vorkam. Troy führte ihn aus dem Portal heraus in einen riesigen Marmorsaal, der gerade im Begriff war, über ihnen einzustürzen.
»Autsch«, keuchte Troy, als er von einem fliegenden Stück Marmor getroffen wurde. »Das sieht ja gar nicht gut aus.«
Cezar ignorierte die herumsausenden Steine, die seinen
Körper übel zurichteten. Seine Sinne machten vor Erleichterung einen Satz, als
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