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04 Im Bann der Nacht

04 Im Bann der Nacht

Titel: 04 Im Bann der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Alexandra
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auf dem Bett neben Anna absetzte. »Ich dachte mir, dass Sie sicher Hunger haben.«
    Anna sog den köstlichen Duft ein. »Um ehrlich zu sein, bin ich am Verhungern.«
    »Gut.« Mit einem charmanten Mangel an Förmlichkeit pflanzte sich Darcy auf das Bett und starrte ihren Gast offen an. Anna musste grinsen, als ihr der Gedanke kam, dass die Frau in ihren verlotterten Jeans und ihrem einfachen T-Shirt mehr wie ein Teenager als wie eine Furcht einflößende Bestie aussah. »Ich habe einen frischen Obstsalat und Zucchinilasagne mitgebracht. Leider bin ich Vegetarierin, sodass ich so kurzfristig kein Fleisch im Haus hatte, aber ich kann Ihnen morgen alles besorgen, was Sie wollen.«
    Anna blinzelte überrascht. »Aber ich dachte …«
    »Ja?«
    Anna zog verlegen den Kopf ein und nahm einen Bissen von der Lasagne. »Nichts.«
    »Bitte fragen Sie mich, was immer Sie wollen, Anna.«
    Anna schluckte und fragte sich insgeheim, wie man sich wohl am höflichsten verhielt, wenn es um die Spezies einer Person ging. »Cezar sagte mir, Styx’ Gefährtin wäre eine Werwölfin.«
    »Das bin ich auch.«
    »Oh.« Anna hob den Kopf und sah den belustigten Ausdruck der grünen Augen. »Aber Sie essen kein Fleisch?«
    Darcy kräuselte ihre winzige Nase. »Ich will Sie nicht mit meiner Lebensgeschichte langweilen, aber grundsätzlich ist es so, dass ich genetisch verändert wurde, sodass ich mich trotz einiger Werwolfeigenschaften nicht verwandle und nie Anwandlungen von Blutdurst habe.« Sie kicherte
plötzlich. »Nun ja, außer in den Fällen, wenn mein Gefährte in seine Schranken verwiesen werden muss.«
    Aha, eine Frau ganz nach ihrem Geschmack. Anna lächelte und nahm noch einen großen Bissen von der Lasagne. »Wenn er irgendwelche Ähnlichkeit mit Cezar hat, denke ich, dass das wohl jeden Tag nötig ist.«
    »Das scheint eine Vampireigenschaft zu sein.«
    Anna war sich ziemlich sicher, dass es generell eine Männereigenschaft war. Sie schob sich ein Stück Wassermelone in den Mund. »Das ist alles wirklich lecker.«
    »Nicht mein Verdienst.« Darcy stibitzte einen Apfelschnitz. »Ich habe Vipers Haushälterin weggelockt, die ganz zufällig eine fabelhafte Köchin ist. Sie hilft mir dabei, einen Bioladen aufzumachen, in dem auch gesunde Fertiggerichte angeboten werden sollen.«
    Anna verputzte den Rest des Nudelgerichts, bevor ihr ihre langfingerige Gesellschaft einen Bissen vor der Nase wegschnappen konnte. »Hiernach zu urteilen, wird das bestimmt ein ungeheurer Erfolg.«
    Sie teilten sich den Obstsalat, und mit einem zufriedenen Aufseufzen wischte sich Anna die Hände ab und stellte das Tablett zur Seite. Sobald sie es sich auf dem Haufen Kissen in ihrem Rücken bequem gemacht hatte, fing Darcy wieder an, sie mit unverhohlener Neugierde anzustarren.
    »Cezar hat erwähnt, dass Sie Anwältin sind.«
    »Ja, in Los Angeles.«
    »Gefällt es Ihnen?«
    Anna zuckte mit den Achseln. Sie hatte sich erst dafür entschieden, ein Jurastudium anzufangen, nachdem eine große Firma den Wohnungsblock gekauft hatte, in dem sie dank der günstigen Miete wohnte, und ohne mit der Wimper
zu zucken die Alten und Armen im Haus auf die Straße gesetzt hatte, um das Gebäude möglichst gewinnbringend weiterzuverkaufen. Es würde immer Ungerechtigkeit auf der Welt geben, aber Anna hatte es satt, das als unbeteiligte Außenstehende zu beobachten. Sie war damals zu dem Entschluss gekommen, dass es höchste Zeit war, bei diesem Spiel mitzumischen. »Mir gefällt es, wenn ich gewinne«, gab sie mit einem reuevollen Lächeln zu.
    »Das ist nachzuvollziehen.« Ein kurzes Schweigen entstand, als Darcy den Kopf zur Seite legte und Anna mit einer seltsamen Intensität ansah.
    Schließlich räusperte sich Anna unbehaglich. »Sie können mich auch fragen, was immer Sie wollen, Darcy«, wiederholte sie die Worte ihrer Gastgeberin.
    »Ich wurde so aufgezogen, dass ich geglaubt habe, ich wäre ein Mensch«, erzählte Darcy. »Ich weiß, dass Sie keine Vampirin und keine Werwölfin sind, aber …«
    Anna erinnerte sich daran, dass Darcy erwähnt hatte, genetisch verändert worden zu sein. Das würde erklären, warum sie sich ihrer Veranlagung nicht bewusst gewesen war, und gab Anna das Gefühl, dieser Frau noch näher zu sein. Sie war auf dieser wilden und verrückten Welt nicht allein! Darcy würde ihre Verwirrung verstehen. »Eigentlich weiß ich nicht, was ich bin«, gestand sie daraufhin. Sie fühlte sich seltsam erleichtert, das Geheimnis zu verraten, das sie so

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