04 Im Bann der Nacht
erstklassigen Anfall von Dummheit.«
»Ich würde es eher Schicksal nennen«, sagte er, ohne die bedeutungsschweren Worte zurückhalten zu können.
Es war nicht weiter überraschend, dass sie ihn nun erst recht voller Verwirrung ansah. »Was soll das denn bedeuten?«
Doch er war nicht bereit, das Gesagte zu vertiefen. Es war an der Zeit für eine Ablenkung. Für sie beide. »Erzähl mir von deinem Traum«, wiederholte er.
Sie zog mit einer heftigen Bewegung ihre Finger zurück, die unwissentlich angefangen hatten, durch seine Haarsträhnen zu streichen. »Gott, du gibst wohl nie auf.«
Er ließ ein wildes Grinsen aufblitzen. »Niemals.«
Sie schloss kurz die Augen, bevor sie tief aufseufzte. »Na gut. Da war eine Frau.«
Cezar, der ihren schlanken Körper fest umfasst hielt,
forschte in ihrem Gesicht. Anna neigte dazu, weitaus mehr durch ihren Gesichtsausdruck zu verraten als durch Worte. »Wie sah sie aus?«
Sie hob eine Schulter. »Sie war sehr schön, hatte rote Locken und grüne Augen.«
Ein Kältegefühl breitete sich in seinem Körper aus. »Was hat sie getan?«
»Sie saß auf einem goldenen Thron, und da war noch eine andere Frau, eine alte Frau, die auf einem roten Teppich lag.« Sie lächelte mitleidsvoll bei der Erinnerung. »Sie blutete am Mund.«
»War sie tot?«
»Ich glaube nicht.«
Geistesabwesend ließ er seine Hände an ihrem Rücken entlang nach oben wandern. »Irgendetwas hat dich zum Schreien gebracht, Anna. Was war es?«
Sie erzitterte plötzlich, und Angst blitzte in ihren Augen auf. »Die Frau, die auf dem Thron saß … sie schien mich direkt anzusehen … und dann …«
»Dann?«
»Dann hat sie gesagt, dass sie mir das Herz herausreißen würde. Und ich habe ihr geglaubt.«
Sie zitterte, und Cezar schob seine Hand unter ihren Kopf und zog sie an sich. Es bestand kein Zweifel daran, dass die Frau in ihren Träumen Morgana le Fay gewesen war. Und dass diese Frau entschlossen war, Anna umzubringen. Niemals . Dieses Wort brannte sich tief in Cezars Herz. Er würde jeden töten, der es wagen würde, Anna etwas anzutun! »Niemand wird dir das Herz herausreißen, querida «, sagte er rau. »So viel kann ich dir versprechen.«
Sie lachte bei diesem überheblichen Versprechen erstickt
auf, aber machte glücklicherweise keine Anstalten, sich ihm zu entziehen. »So sicher bist du dir, dass du mich beschützen kannst?«
»Ja.« Er streifte mit den Lippen ihre Stirn. »Doch darüber hinaus bist du selbst eine gefährliche Frau. Meine Rippen schmerzen beispielsweise noch immer.«
Sie legte den Kopf nach hinten, um seinem glühenden Blick zu begegnen, und die Angst wich aus ihren Augen. »Eine gefährliche Frau, wie?«
»Absolut.«
»Das gefällt mir.«
Er rieb ganz bewusst seine Erektion an ihrer Hüfte. »Mir auch.«
»Das merke ich«, meinte sie trocken.
»Was soll ich tun? Gefährliche Frauen sind nun mal aufregend.«
»Du denkst doch, jede Frau ist aufregend!« Sie fuhr kurz zusammen, als er bei ihren Worten scharf und humorlos auflachte. »Was ist daran so witzig?«
Hundertfünfundneunzig Jahre ohne eine Frau. Ohne auch nur den geringsten Anflug von Begehren. Und nun, da er endlich seine Libido wiedererlangt hatte, wirkte sie nur bei einer Frau, die wild entschlossen war, nachhaltig für seine Enthaltsamkeit zu sorgen.Was war er für ein Frauenheld! » Dios «, keuchte er. »Wenn du wüsstest.«
»Was denn?«
Er winkte ab. »Erzähl mir lieber von deinem Leben, querida «, forderte er sie stattdessen auf. »Du sagtest, du habest ein ruhiges Leben geführt, aber du musst doch etwas getan haben, um dich zu beschäftigen.«
Sie forschte in seinem Gesicht, das von dem schweren Vorhang seiner schwarzen Haare eingerahmt wurde. »Bist
du wirklich daran interessiert oder versuchst du bloß, mich abzulenken, damit du in meinem Bett bleiben kannst?«
Er lächelte und machte sich dabei nicht einmal die Mühe, seine voll ausgefahrenen Fangzähne zu verbergen. »Beides.«
»Da gibt es nicht viel zu erzählen.«
»Erfüll mir diesen Wunsch, por favor .«
Sie rollte mit den Augen über seine Beharrlichkeit, was Cezar ignorierte. Anna fühlte sich in seinen Armen warm und weich an, und im Augenblick wollte er nichts anderes spüren als das Gefühl ihres pochenden Herzens an seiner Brust und den Duft ihrer warmen Haut.
»Ich bin oft umgezogen, was nicht schlecht war, weil ich so im Laufe der Jahre eine ganze Menge von der Welt gesehen habe«, begann sie schließlich mit leiser
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