04 Im Bann der Nacht
in seinen Armen lag, scherte ihn alles andere nicht im Mindesten.
Er lächelte ein wenig selbstgefällig, als Anna ihre Finger leicht über seinen Brustkorb gleiten ließ und ziellose Kreise zog, die einen Schauder der Lust durch seinen Körper strömen ließen. Sehr bald würde das Tablett mit Essen eintreffen, nach dem er verlangt hatte, und dann war es auch
an der Zeit, sich zu erheben und sich auf den nahenden Einbruch der Nacht vorzubereiten. Bis dahin wünschte er sich einfach, in dem friedlichen Genuss zu schwelgen, den er empfand.
Als sich die Stille eine Weile hinzog, legte Anna schließlich den Kopf in den Nacken und blickte ihm prüfend in das zufriedene Gesicht. »Du hast gesagt, dass du, nachdem du … dich in einen Vampir verwandelt hast, oder was auch immer euer Begriff dafür ist, in der Uniform eines Konquistadoren aufgewacht bist, aber dass du dich nicht daran erinnern kannst, ein Mensch gewesen zu sein?«, fragte sie ihn.
Cezar blinzelte. Die Frage überraschte ihn. Sie entsprach ganz sicher nicht dem, was er erwartet hatte. Dann wurde ihm bewusst, dass er sie durchaus hätte erwarten sollen. Anna gehörte nicht zu den Frauen, die sich einem Mann leichtfertig hingaben. Verdammt, sie hatte noch nie einen anderen Liebhaber gehabt außer ihm! Es war nachvollziehbar, dass sie etwas über den Mann wissen wollte, in den sie ihr Vertrauen gesetzt hatte.
»Ich erinnere mich an nichts.«
»Das ist doch merkwürdig, oder?«
»Eigentlich nicht.« Er ließ seine Finger durch ihre Haarsträhnen gleiten. »Ein Vampir muss zunächst das Blut eines Menschen trinken, und bevor der Mensch seinen letzten Atemzug tut, muss er sein Opfer von seinem eigenen Blut kosten lassen. So wird der Dämon übertragen.«
Sie hob die Brauen. »Du meinst, ihr müsst diese Leute töten.«
»Si« , gab Cezar ohne Bedauern zu. Es war nun einmal so. »Ich glaube daran, auch wenn Viper mir in diesem Punkt stets widerspricht, dass der Dämon nicht die Herrschaft
über den Körper übernehmen kann, bevor die Seele gestorben ist.«
»Und die Erinnerungen verschwinden zusammen mit der Seele?«
»Natürlich. Sie sind Teil der ureigenen Essenz, die einst menschlich war.«
Es war deutlich zu erkennen, dass Anna gegen ihren Instinkt ankämpfte, empört über seine ruhige Erklärung zu sein. Das war eine nur allzu weit verbreitete Reaktion. Es gab nur wenige, die die Zwänge begreifen konnten, die einen Vampir antrieben.
»Dann bleibt der Dämon mit einer leeren Hülle zurück, die er füllen muss?«, wollte sie wissen.
»Gewissermaßen.«
»Hast du schon mal …«
»Was?«
»Schon mal jemanden verwandelt?«
Er lächelte leicht über ihr Widerstreben, die Frage zu stellen, die sie so eindeutig beunruhigte. » Si . Ich habe andere erzeugt. Selbst Vampire verspüren das Bedürfnis, sich fortzupflanzen.«
Sie erschauderte. »Also hast du … Kinder?«
Cezar spürte, wie ein uralter Schmerz in ihm erwachte. Im Gegensatz zu vielen seiner Brüder hatte er noch niemals einen Menschen verwandelt und ihn zurückgelassen, damit er sich selbst um seine Nahrung kümmerte. Es war eine Gewohnheit, die für die Vampire beinahe das Ende bedeutet hätte. Er hatte sie stattdessen als Mitglieder seines Clans aufgenommen und tat sein Bestes, um dafür zu sorgen, dass sie über die vampirischen Fähigkeiten verfügten, die notwendig waren, um ihren Platz in der Dämonenwelt einzunehmen. Unglücklicherweise hatte seine Betreuung
nicht ausgereicht, um sie vor den grausamen Vampirkriegen zu beschützen, die sich einst über ganz Europa erstreckt hatten. Oder auch nur vor ihrer eigenen Dummheit.
»Das ist nicht ganz das Gleiche«, sagte er leise. Bedauern war in seiner Stimme zu erkennen. »Und nein, niemand von denen, die ich erzeugte, hat überlebt. Der Letzte wurde von seiner Geliebten gepfählt, kurz bevor ich dich traf.«
Anna hob mit schockierter Miene den Kopf.
Cezar unterdrückte ein kleines Lächeln. Dios. In mancher Hinsicht blieb diese Frau herzzerreißend naiv.
»Von seiner Geliebten?«
Er zuckte leicht mit der Schulter. »Vampire können ebenso töricht verliebt sein wie alle anderen.«
Anna dachte einen Moment lang über diese Vorstellung nach, bevor sie sich ihm wieder zuwandte. »Und offensichtlich habt ihr keine Vorurteile gegen andere Spezies.«
Er ließ seinen Blick bewusst über ihren nackten Körper gleiten. »Offensichtlich nicht.«
Sie kniff ihm leicht in den Arm. »Ich meine, Styx hat sich eine Werwölfin als Gefährtin
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