04 Im Bann der Nacht
weiß es nicht sicher.« Eine Grimasse bildete sich auf dem bronzefarbenen Gesicht. »Ich glaube, er besitzt ein Buch, in dem etwas über die Herkunft von Morgana steht, bevor sie sich nach Avalon zurückzog.«
»Und du meinst, das könnte uns helfen?«, wollte Anna verwirrt wissen. Sie mochte Bücher und las selbst gern, aber im Augenblick kam es ihr so vor, als ob ein großes Gewehr oder sogar ein Flammenwerfer hilfreicher wären als irgendeine schlaue Lektüre.
»Vielleicht wird darin enthüllt, weshalb sie so verborgen dort gelebt hat. Wenn es etwas gibt, wovor sie Angst hat, könnte das für uns von Nutzen sein.«
Es dauerte einen Moment, bis es ihr endlich dämmerte. »Aha. Der Feind meines Feindes ist also mein Freund …«
In Cezars dunklen Augen war ein Anflug von Bedauern zu lesen. »Ich weiß, es ist nicht viel …«
Anna legte ihm einen Finger auf die Lippen. Dieser Mann hatte alles getan, was ihm nur möglich war, um sie in Sicherheit zu bringen. Sie würde nicht zulassen, dass er sich schuldig fühlte, weil diese Angelegenheit nicht so reibungslos über die Bühne ging, wie sie beide es sich vielleicht gewünscht hätten. Die Schuld trug ganz allein Morgana le Fay.
»Wie sollen wir irgendwohin kommen, wenn das Gebäude bewacht wird?«
Cezars grimmige Miene wurde etwas milder. »Sicher hast du nicht vergessen, dass ein Vampir dieses Gebäude besitzt?«
»Nein, aber … ach so. Tunnel?«
»Natürlich.« Er neigte den Kopf zur Seite, und seine Augen verengten sich abrupt. »Dios.«
»Was ist los?«
»Es scheint, als hätten die Kobolde es satt, nur ihre Augen zu benutzen. Ohne Zweifel hat Morgana ihnen eine Belohnung für deine Gefangennahme versprochen.«
Annas Magen zog sich vor Angst zusammen. »Oder für meinen Tod.«
»Niemals«, fauchte er, ergriff ihre Hand und zog sie aus dem Schlafzimmer. »Hier entlang.«
Cezar führte Anna durch das große Wohnzimmer und durch die Türen, die erst vor kurzer Zeit repariert worden waren. Sobald sie in der Halle waren, hielt er an, um seine Sinne auszustrecken, und biss sich wütend auf die Lippen, als er bemerkte, dass sich die Kobolde bereits im Gebäude befanden und mit dem Aufzug nach oben fuhren.
»Die Treppe«, murmelte er und zog Anna hinter sich her, während er sich umdrehte und mit ihr durch einen kleinen Korridor eilte. Sein erster Impuls war es, sie über seine Schulter zu werfen, sodass er seine übernatürliche Schnelligkeit nutzen konnte, um die Tunnel zu erreichen, aber die Vorsicht mahnte ihn, dass er die Hände frei haben musste, wenn sie angegriffen wurden. Diese Vorsicht leistete ihm wertvolle Dienste, als sie sich der Tür näherten, die zum Treppenhaus führte. Noch während Cezar nach dem Knauf griff, öffnete sich die Tür, und drei Kobolde stürmten durch die Öffnung.
Für einen kurzen Augenblick bekam er die ewig jungen Gesichter und das blassgoldene Haar zu Gesicht, bevor sie ihn erreicht hatten. Dann schob Cezar Anna hinter sich
und bereitete sich darauf vor, dem Ansturm entgegenzutreten. Er bezweifelte nicht, dass er die Kobolde mit Leichtigkeit zur Strecke bringen konnte. Sie waren keine besonders guten Kämpfer. Aber sie bildeten ein Hindernis, das er momentan nicht gebrauchen konnte.
Da er bereits auf den Angriff vorbereitet war, wich er nicht ein Stück von der Stelle, als der erste Kobold direkt gegen ihn prallte. Er schloss die Arme um die schlanke Gestalt und blieb entschlossen zwischen den Angreifern und Anna stehen. Mit der Kraft seiner Arme quetschte er seinen Gegner, bis er das Knacken in dessen Rückgrat hörte, und ließ den schreienden Dämon fallen, als der zweite ihn von der Seite attackierte.
Dieses Mal sorgte der Aufprall dafür, dass Cezar gegen die Wand geschleudert wurde. Seine Hand schoss nach vorn, um den Kobold zu packen, aber der goldhaarige Dämon huschte flink davon, um nach Annas Arm zu greifen.
Ein wilder Zorn überkam Cezar, und sein Knurren erfüllte den Korridor mit einer tödlichen Warnung. Der Kobold hatte genügend Zeit, um in plötzlicher Furcht noch einmal in seine Richtung zu blicken, bevor Cezar sich auf ihn stürzte. Er packte ihn, und seine Fangzähne gruben sich ihm tief in den Hals. Er tötete ihn schnell, jedoch nicht schnell genug, um den letzten Kobold davon abzuhalten, sich ebenfalls in den Kampf zu stürzen.
Cezar wankte, als Nummer drei von hinten gegen ihn prallte, aber der Griff um den Dämon in seinen Armen ließ zu keiner Zeit nach. Er saugte mit rascher
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