04 Im Bann der Nacht
zu der schweigenden Anna spähte. »Sind Sie nicht dafür verantwortlich, dass sie nach Chicago geholt wurde?«
Cezar knirschte mit den Zähnen und ließ Anna keine Zeit zum Antworten. »Wenn Ihr noch ein einziges Mal einen Blick in ihre Richtung werft, werdet Ihr Troy, der tote Fürst der Kobolde sein!«
»Sie sind nicht miteinander verbunden. Weshalb kümmert es Sie überhaupt?« Die Smaragdaugen, in denen sich jahrhundertealtes Wissen spiegelte, forschten in Cezars Gesicht, bevor Troy ironisch grinste. »Nicht zu glauben! Warum ist es nur so, dass jeder anständige Bettgenosse immer schon vergeben ist?«
Cezar hob Einhalt gebietend die Hand. Er würde seine unberechenbaren Gefühle Anna gegenüber garantiert nicht mit einem verdammten Kobold diskutieren, ob Fürst oder nicht! »Sagt mir, was Ihr wollt, Kobold.«
Troy sah ihn einen weiteren langen Moment an, bevor er unerwartet die Armbrust sinken ließ und lässig auf ihn
zuschlenderte. »Wie ich schon sagte, ich kann den Befehl meiner Königin nicht ignorieren, meine Lakaien in die Schlacht zu schicken, aber sie kann mich nicht zwingen, das Spiel vollständig nach ihren Regeln zu spielen.« Troy polierte sich die Fingernägel an seinem hautengen T-Shirt. Sein Gesicht zeigte einen blasierten Ausdruck. »Ich bin hier, um dafür zu sorgen, dass Sie und Ihr Schätzchen diesen Ort lebendig verlassen können.«
Cezars ›Schätzchen‹ schnaubte ungläubig über diese Bezeichnung, als sie sich neben ihn stellte.
»Warum solltet Ihr uns helfen wollen?«, verlangte Cezar zu wissen, wobei er seinen Argwohn nicht verbarg. »Ihr würdet Euer Leben niemals riskieren, wenn Euch das nicht irgendeinen Gewinn einbrächte. Und zwar einen größeren als den, der darin liegt, Morganas Pläne zu durchkreuzen.«
Troy ließ seine weißen Zähne aufblitzen. »Das ist wohl wahr. Ich erweise damit einer Freundin einen Gefallen.«
»Welcher Freundin?«
»Dem Kelch.«
Die Spannung in Cezars angespannten Muskeln ließ allmählich nach. Vielleicht musste er den Kobold doch nicht töten. Eigentlich schade. »Abby schickt Euch?«
»Ich habe Kontakt zu ihr aufgenommen, als Morgana verlangte, dass die Kobolde das ›Viper Nest‹ angreifen sollten. Ich dachte, sie sei möglicherweise an dieser Information interessiert, wenn man bedenkt, dass ihr Gefährte ein Clanbruder von Viper ist. Und ich behielt recht.«
»Und welchen Vorteil zieht Ihr aus dieser Angelegenheit?«
»Sie versprach, mir einen Gefallen zu tun, wenn es mir gelänge, Sie hier herauszubringen.«
»Einen Gefallen?« Cezar fragte sich einen Augenblick
lang, wie unzufrieden Dante wohl genau sein würde, wenn er erführe, dass seine Gefährtin einen Handel mit einem Kobold abgeschlossen hatte. Und ob er beabsichtigte, diese Unzufriedenheit an Cezar auszulassen. »Welche Art von Gefallen?«
»Ich habe mich noch nicht entschieden«, sagte der Kobold. »Vorerst gefällt es mir zu wissen, dass eine Göttin in meiner Schuld steht.«
»Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte Cezar trocken.
Troy unterdrückte ein Gähnen und warf einen kurzen Blick zur Tür. »Haben wir den Small Talk nun hinter uns gebracht, sodass wir endlich von hier verschwinden können, oder ziehen Sie es vor, noch so lange hier die Zeit totzuschlagen, bis es meinem ahnungslosen Fußvolk doch noch irgendwann mal gelingt, zufällig über uns zu stolpern?«
KAPITEL 13
A nna kam zu dem Ergebnis, dass es einfach toll sein musste, ein Dämon zu sein.
Im Gegensatz zu der albernen Eigenart von Hollywood, sie beharrlich als unheimliche, Gift und Galle spuckende und auf ewig verdammte Kreaturen darzustellen, die sich auf feuchtkalten Friedhöfen herumtrieben, schienen sie ein viel besseres Leben als der Großteil der Menschen zu haben. Was sollte an einem ewigen Leben, eindrucksvollen Kräften und einem luxuriösen Lebensstil, der schicke Autos und riesige Häuser mit einschloss, falsch sein?
Nach einer haarsträubenden Fahrt durch die sehr belebten Chicagoer Straßen stieg Anna aus Troys schnittigem Lamborghini und starrte mit offenem Mund die ausladende Villa an, die unverschämt viel Platz einzunehmen schien.
Wahnsinn. Sie hatte immer gedacht, dass irgendwelche Unternehmensschnösel ein gutes Leben führen würden. Jetzt sah sie, dass kaum ein Bonze mit dieser Art zu leben mithalten konnte. Und das fand sie auch gut so. Der übermäßige Luxus machte ihr irgendwie nicht so sehr zu schaffen, wenn es um Dämonen ging. Im Großen und Ganzen waren ihr die
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