04 Im Bann der Nacht
Wesen der Nacht einfach sympathischer als die Geschäftsführer, die sie bisher kennengelernt hatte.
Nun ja, abgesehen natürlich von den Dämonen, die immer wieder versuchten, sie zu töten. Das waren nicht gerade ihre besten Freunde.
»Anna?«
Eine sanfte Frauenstimme brachte Anna dazu, sich umzudrehen. Sie sah, wie eine dunkelhaarige Frau mit umwerfenden blauen Augen und ein großer, unverschämt attraktiver Vampir mit langem rabenschwarzem Haar und goldenen Kreolenohrringen die Einfahrt entlang auf sie zukamen. In mancher Hinsicht erinnerte der Vampir Anna an Cezar. Beiden stand der gleiche Anflug von arroganter Selbstsicherheit in die perfekten Gesichtszüge geschrieben, und das gleiche sinnliche Versprechen glühte in ihren Augen. Beide hatten den gleichen eleganten Gang, der zeigte, dass diese Vampire nur zu gut wussten, dass sie auf Frauen unwiderstehlich wirkten.
»Ja?«
»Ich bin Abby, und das ist Dante.« Die Frau streckte ihr zur Begrüßung die Hand hin. »Willkommen!«
Trotz des luxuriösen Anwesens war Abby lässig in Jeans und T-Shirt gekleidet, und sie hatte ein warmes Lächeln.
Anna, deren eigenes Lächeln etwas kläglich war, schüttelte die schlanke Hand. »Vielen Dank, aber vielleicht sind Sie nicht mehr so gastfreundlich, wenn Sie mich erst kennenlernen. Ich scheine in letzter Zeit Katastrophen auszulösen, wo auch immer ich bin.«
Abby und Dante wechselten einen Blick, in dem die Art von vertrauter Belustigung lag, die nur wirklich glückliche Paare miteinander teilten.
»Dante und ich haben auch so unsere kleinen Katastrophen … Und ich kann wenigstens versichern, dass nur der verzweifeltste aller Dämonen versuchen würde, in dieses
Anwesen einzudringen.« Sie kräuselte die Nase. »Normalerweise meiden sie mich wie die Pest.«
Anna zuckte leicht zusammen. »Ach, ich habe ganz vergessen, dass Sie eine Göttin sind! Soll ich vor Ihnen niederknien oder so?«
»Nur wenn Sie mich ärgern wollen«, meinte Abby lachend und ergriff Annas Hand. »Kommen Sie, ich bin gerade in der richtigen Stimmung für einen Drink! Wie sieht es bei Ihnen aus?«
Starke Arme schlangen sich von hinten um Annas Taille, und der vertraute Duft von Cezar hüllte sie ein, als er seinen Kopf in ihrer Halsbeuge vergrub. »Ich hätte ebenfalls nichts gegen den einen oder anderen Schluck einzuwenden«, murmelte er. Seine Lippen glitten sanft über ihre Haut und riefen in ihrem Körper einen Schauder der Erregung hervor.
»Cezar …« Anna machte einen Schritt von ihm weg, und ihr Gesicht glühte vor Verlegenheit, als Dante den Kopf in den Nacken legte, um über die Albernheit seines Freundes zu lachen. »Hör auf damit.«
Die dunkelhaarige Göttin rollte mit den Augen. »Vampire …«
Cezars Lächeln verblasste plötzlich, als er Anna anschaute. »Kann ich vielleicht kurz allein mit Anna reden?«
»Natürlich.« Die Göttin drehte sich um, um dem rothaarigen Kobold einen Blick zuzuwerfen, der sich lässig gegen seinen zweihundertfünfzigtausend Dollar teuren Wagen lehnte. »Und ich nehme an, ich sollte mit Troy sprechen.«
Cezars Blick glitt kurz zu Dante, bevor er wieder Abby ansah. »Wir stehen tief in deiner Schuld, Abby.«
Doch Abby sagte nur: »Innerhalb der Familie gibt es
keine Schuld.« Dann drehte sie sich zu Troy um und ging auf ihn zu. Ihre Schritte wurden langsamer, als Dante augenblicklich zu ihr trat und den Arm beschützend um ihre Schultern legte.
Beim Anblick dieser deutlichen Zuneigung verspürte Anna einen kleinen Stich ins Herz. In den langen, einsamen Jahren hatte sie es fast geschafft zu glauben, dass Liebe reine Illusion war. Wenn man es neutral betrachtete, schien es, als ob die meisten Paare, ganz egal, wie hingebungsvoll sie am Anfang ihrer Beziehung auch gewesen waren, schließlich bestenfalls als gleichgültige Bekannte endeten - schlimmstenfalls sogar als Feinde. Jetzt jedoch begann sie zu vermuten, dass sie die wahre Liebe verleugnet hatte, weil das schlichtweg einfacher war, als zu ertragen, dass ihr das größte Geschenk im Leben versagt war.
Nachdenklich drehte sie sich zu Cezar um und stellte fest, dass er sie aufmerksam beobachtete. »Weißt du, du hast großes Glück, so wundervolle Freunde zu haben«, meinte sie leise.
»Si.« Er ließ seine Finger durch sein langes Haar gleiten. »Nur wenige Vampire haben das Glück, dermaßen loyale Brüder zu haben, doch Styx bemüht sich redlich, unser ungezähmtes Naturell in den Griff zu bekommen, das im Laufe der Jahre endlose
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