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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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Salome blinzelte ein-, zweimal verwirrt, dann erhob sie sich erstaunlich behände und umarmte ihre Nichte aufs Stürmischste. „Da hast du recht!“, pflichtete sie ihr bei. „Dein Gatte wollte nicht, dass ich deinen Bruder von den Geschehnissen unterrichte! Es ging ihm, töricht, wie Männer manchmal sind, um seinen Stolz und seine Ehre ...“
    „Oh, liebste Tante!“, brach es aus Eleanor heraus, während sie die Umarmung herzlich erwiderte, „so scheint es doppelt heikel, dass ausgerechnet Marcus sich zum neuen Anführer in Sachen Familienfehde emporschwang, nachdem ihm diese doch eher gleichgültig war! Denn wüsste er den ganzen Sachverhalt ...“
    „... fühlte er sich zu Dank und Rückzahlung des Geldes, das dein Gatte ausgelegt hat, verpflichtet!“, beendete Lady Salome den Satz, und ihre Augen blitzten. „Deinen Bruder nicht aufzuklären, Liebes, scheint bereits einigen Schaden angerichtet zu haben, sodass ich versucht bin, das Versäumte umgehend nachzuholen; doch gab ich Christopher mein Wort! So müssen wir fürs Erste abwarten, ob Beths und Charlottes Plan – den ich dazu recht amüsant finde – nicht auch gute Ergebnisse erzielt, und darauf vertrauen, dass die Wahrheit zu guter Letzt ans Licht kommt. Am Ende setzt sie sich stets durch!“
    Als Eleanor sich nachts zu Bett begab, schien es ihr typisch für die Hindernisse, denen ihre Ehe unterworfen war, dass sie bisher Kit nicht hatte allein sprechen können, obwohl sie förmlich darauf brannte.
    Den Nachmittag hatte er mit einem Geschäftsfreund verbracht und war recht spät heimgekehrt, worauf beide wie geplant zu einer Dinnerparty bei Lady Spence aufbrachen. Dort platzierte man Eleanor am anderen Ende der Tafel, wo sie höflicher Konversation unterworfen war; am späteren Abend dann nahm ihr Gatte Lord Spences Einladung an, ihn zu ‚Whites‘ zu begleiten, sodass Eleanor müde und enttäuscht allein nach Hause fuhr und sich zu Bett legte.
    Nach einiger Zeit erwachte sie aus einem unruhigen Schlummer, schlüpfte aus dem Bett und griff nach ihrem schlichten Morgenrock, der nichts mit den kapriziösen Schöpfungen aus Seide und Spitze gemein hatte, die Beth seit ihrer Eheschließung bevorzugte. Eleanor lächelte bitter bei dem Gedanken, dass sie die unschuldig verspielten Nachthemden, die sie noch als Debütantin trug, mit der eher praktischen Kleidung einer Witwe vertauscht hatte, ohne jemals die schmeichelnden Nachtgewänder junger Ehefrauen zu tragen ...
    Sie versuchte sich damit zu trösten, immerhin zweimal im Leben leidenschaftliche Liebe erlebt zu haben, deren ungebrochener Zauber sie jetzt noch in Gedanken vor Wonne erbeben ließ. Schnell aber trat sie der Erinnerung entgegen, meinte sie sich doch solchem Glück nie wieder ergeben zu dürfen ...
    Stille herrschte im Haus, und auch aus Kits Räumen war nicht der kleinste Laut zu vernehmen. Ehe Eleanor recht wusste, was sie tat, zog sie den Riegel an der Verbindungstür zurück und öffnete diese. Das angrenzende Ankleidezimmer fand sie leer, wie auch das Schlafzimmer dahinter, welches von Kerzen erhellt war. Gerade wollte sie sich wieder in ihre eigenen Räume zurückziehen, als sich die Tür vom Korridor aus öffnete und Kit mit einem Kerzenleuchter und einem Glas Wein ins Zimmer trat.

    Erschreckt wich Eleanor zurück, wobei sie unwillkürlich ihren Morgenrock am Hals zusammenraffte. Beide starrten sich überrascht an, bis Kit als Erster das Schweigen brach.
    „Guten Abend, meine Liebe!“, grüßte er. „Können Sie nicht schlafen?“
    Langsam und vorsichtig wagte sie sich in den Raum hinein. „So ist es“, gab sie zu.
    „Zudem wollte ich mit Ihnen sprechen, was jedoch nicht viel Zeit in Anspruch nehmen wird.“
    „Ich verstehe“, sagte Kit. „Es wird wohl keinen Grund geben, gleich das Weite zu suchen? So bitte ich Sie, sich wenigstens für einen Moment zu setzen!“
    Kurz schoss es Eleanor durch den Kopf, dass etwas fast Hypnotisches in Kits Stimme war, das sie stets zu überwältigen schien, wenn sie sich nicht rechtzeitig dagegen wappnete; sein tiefes, warmes Timbre brachte sie dazu, Dinge zu tun, die sie bei klarer Überlegung abzulehnen geneigt war ... Auch jetzt war sie drauf und dran, diesem Klang zu erliegen, noch bevor es ihr gelang, zur Sprache zu bringen, was sie in sein Zimmer getrieben hatte. Zum Rückzug aber war es zu spät, stellte Kit doch bereits einen Sessel für sie vor den Kamin.
    So sank sie darauf nieder, zog ihre Knie zur Brust, kuschelte sich an die

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