04 - Lebe lieber untot
sprach. „Ich will nicht, dass dir irgendetwas zustößt.“
Mein Herz machte einen winzig kleinen Hüpfer, und ich schaffte es nur mit Mühe, das Lächeln zu unterdrücken, das an meinen Lippen zerrte. „Nur zu deiner Information: Ich bin absolut fähig und in der Lage, auf mich selbst aufzupassen.“
„Aber sicher doch.“
„Was soll das denn heißen?“
„Dass du in den vergangenen sechs Monaten von einem eifersüchtigen Werwolf gepfählt, wegen Mordes verhaftet, von einem weiteren eifersüchtigen Werwolf vergiftet und von meinem Erzeuger beinahe geköpft wurdest. Die meisten Vampire ziehen Angehörige des anderen Geschlechts an. Und du? Du ziehst Ärger an.“
Hey, ich zog durchaus eine ganze Menge Angehörige des anderen Geschlechts an. Ich ignorierte das Prickeln meiner Hände und verzog das Gesicht. „Ich will nicht, dass du mich durch die ganze Stadt verfolgst, mich ständig beobachtest und Fragen stellst.“ Beobachten.
Dieser Gedanke sandte einen Schauer der Erregung durch mich hindurch, und meine Zehen bebten.
„Öffne die Tür“, ertönte die tiefe, hypnotisierende Stimme.
„Nein.“
„Warum nicht?“
„Weil... „ Ich blickte mich hektisch um, von der Schlafzimmertür zu den Überresten meiner Garderobe, die wild durcheinander auf der Couch lagen. „Weil ich nicht aufgeräumt habe.“
„Seit wann ist dir das denn wichtig?“
Seit gar nicht. Ich versuchte es noch einmal. „Ich hatte eine schwere Nacht bei der Arbeit und noch keine Gelegenheit, mein Make-up aufzufrischen oder mich zu kämmen.“
„Ich mag den natürlichen Look.“
Mein Herz hüpfte schon wieder. „Glaub mir. Medusa ist nichts gegen mich.“
„Du siehst immer toll aus. Jetzt mach auf.“
Verdammt. Wo blieb das „Gut, dass ich Bescheid weiß. Ich bin dann mal weg“, wenn man es wirklich brauchte?
Ich sandte ein stummes Gebet gen Himmel, dass Evie ruhig bleiben möge, legte die Kette vor und schloss auf.
Dann zog ich die Tür die paar Zentimeter auf, die die Kette zuließ, und spähte durch den Spalt zu Ty hinaus. „Ja?“
Er hob eine dunkle Augenbraue (die mit der winzigen Narbe) und musterte mich prüfend. „So ist das also? Du willst mich nicht mal reinlassen? Nur weil du sauer bist?“
„Ich brauch keinen Wachhund.“
„Wirklich nicht?“
„Wirklich nicht.“
„Sieh mir in die Augen und sag mir, dass du dich nicht wegen dieses Dämons am Times Square rumgetrieben hast.“
„Ich habe mich nicht wegen dieses Dämons am Times Square rumgetrieben, sondern wegen Evie. Sie wollte diesen neuen Club unbedingt ausprobieren, und ich hatte ihr versprochen mitzukommen.“ Ich zuckte die Achseln. „Was soll ich sagen? Ich breche meine Versprechen nun mal nicht gern.“
„Ja, sicher, ich auch nicht, und ich habe Ash versprochen, ein Auge auf dich zu haben, damit er das nicht tun muss.“
Das war's dann wohl mit meiner heimlichen Hoffnung, dass Ty hier war, weil er sich wirklich und wahrhaftig Sorgen um mich machte. Es ging also bloß ums Geschäft.
Ich erstarrte. „Ash und du, ihr braucht dringend ein eigenes Leben nach dem Tode. Und wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich hab noch zu tun.“ Ich begann schon die Tür zuzuschieben, aber auf einmal war seine Hand dazwischen.
„Was denn?“
„Ich mach gerade meinen Herd sauber.“ Mein Mund plapperte die erstbeste Ausrede daher, die meinem Gehirn eingefallen war.
„Du machst nie sauber.“ „Ich guck Fernsehen.“ „Du guckst nie Fernsehen.“ „Ich mache die Buchhaltung.“
„Du hältst über gar nichts Buch. Du sammelst einfach alle Quittungen in deiner Unterwäscheschublade und hoffst, dass am Ende alles stimmt.“
Verflucht, dieser Vampir kannte mich einfach zu gut.
„Letzte Chance“, verkündete er. „Öffne!“
„Sonst?“
„Sonst das hier.“ Metall brach, die Kette zersprang, und mit einem Mal war sein ganzer Arm auf meiner Seite der Tür. Dann sein halber Körper, und plötzlich stand die Tür sperrangelweit auf und Ty direkt vor mir.
Er sah mit zusammengezogenen Augenbrauen auf mich hinunter. „Also, was stimmt nicht mit dir?“
„N-nichts.“ Ich schluckte. „Wie kommst du denn auf die Idee, dass irgendwas mit mir nicht stimmen könnte?“
Abgesehen von der Tatsache, dass ich mich wie eine Geisteskranke aufführe. Ich unterdrückte diesen Gedanken und richtete mich kerzengerade auf. „Mir geht's gut.
Alles in bester Ordnung. Wirklich.“
Er riss seinen Blick von mir los und sah sich um. „Ist jemand
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