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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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einen Spaziergang über Stifte, Zeitschriften und Briefe machte und sich schließlich behaglich neben dem Telefon niederließ, als erwarte sie einen Anruf.
    »Hast du deine Bilder fertig?« fragte St. James. Er saß in seinem Ledersessel am Kamin.
    Deborah hockte sich im Schneidersitz ihm gegenüber auf das Sofa. Sie stellte den Teller mit Käse und Äpfeln auf eines ihrer Knie und hielt ihn leicht mit der Hand fest. Auf ihrer Jeans war ein großer Fleck von irgendeinem chemischen Mittel, und ihre Bluse war an mehreren Stellen feucht von der Arbeit in der Dunkelkammer.
    »Jetzt mach' ich erst mal Pause.«
    »Das kam dir ziemlich plötzlich, daß du die Bilder entwickeln mußt, nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte sie ruhig. »Ganz plötzlich.«
    »Brauchst du sie für eine Ausstellung?«
    »Vielleicht. Wahrscheinlich.«
    »Deborah!«
    »Was denn?« Sie blickte von ihrem Teller auf und strich sich das Haar aus dem Gesicht.
    »Nichts.«
    »Ach so.« Sie bröckelte eine kleine Ecke Käse ab und gab sie zusammen mit einem Stückchen Apfel dem Hund. Peach schlang beides gierig hinunter, wedelte mit dem Schwanz und verlangte bellend mehr.
    »Als du weg warst, habe ich ihm das Betteln völlig abgewöhnt«, bemerkte St. James.
    Deborah gab Peach noch ein Stückchen Käse. Sie streichelte seinen Kopf, zupfte an den seidigen Ohren und sah dann St. James mit Unschuldsmiene an. »Er äußert nur, was er haben möchte. Daran ist doch nichts auszusetzen, oder?«
    Er spürte die Provokation hinter ihren Worten. Mühsam stand er aus seinem Sessel auf. Er hatte Telefongespräche zu erledigen; wegen Brooke; wegen Oncomet. Er mußte versuchen, seine Schwester aufzustöbern; im Labor warteten mindestens ein halbes Dutzend Berichte, die er durchsehen mußte, und ein halbes Dutzend weiterer Gründe, wieder nach oben zu gehen. Aber statt dessen blieb er.
    »Würdest du diese verflixte Katze von meinem Schreibtisch holen?« Er ging zum Fenster.
    Deborah lief zum Schreibtisch, griff sich die Katze und setzte sie in St. James' Sessel. »Sonst noch etwas?« fragte sie.
    St. James beobachtete einen Moment die Katze, die sich zufrieden zusammenrollte, und sah das Lächeln, das um Deborahs Mund zuckte. »Frechdachs«, sagte er.
    »Brummbär«, gab sie zurück.
    Auf der Straße wurde eine Autotür zugeschlagen. Er wandte sich zum Fenster. »Tommy ist da«, sagte er, und Deborah ging hinaus, um zu öffnen.
    St. James konnte sehen, daß Lynley keine guten Nachrichten brachte. Er ging langsam und schwerfällig. Deborah lief ihm entgegen. Einen Moment sprachen sie miteinander. Sie berührte seinen Arm. Er schüttelte den Kopf, ergriff ihre Hand und drückte sie an seine Wange.
    St. James trat vom Fenster weg. Er ging zum Bücherregal. Auf gut Glück zog er ein Buch heraus und schlug es an irgendeiner Stelle auf. »Du sollst wissen, daß du der letzte Traum meiner Seele warst«, las er. »In meiner Entwürdigung bin ich dennoch nicht so entwürdigt, daß nicht dein und deines Vaters Anblick und der Anblick dieses Zuhauses, das durch dich ein solches Zuhause wurde, alte Schatten geweckt hätte ...« Guter Gott. Er klappte das Buch zu. Wunderbar, dachte er ironisch.
    Er schob es wieder ins Regal.
    ». danach mit Mutter gesprochen«, sagte Lynley gerade, als er mit Deborah ins Arbeitszimmer kam. »Sie hat es sehr schwer genommen.«
    St. James empfing den Freund mit einem kleinen Whisky, den Lynley dankbar annahm. Er setzte sich aufs Sofa. Deborah ließ sich neben ihm auf der Armlehne nieder, die Hand auf seiner Schulter.
    »Brooke scheint die Wahrheit gesagt zu haben«, begann Lynley. »Peter war in Gull Cottage, nachdem John Penellin gegangen war. Er und Mick hatten Streit.« Er berichtete, was Peter ihm erzählt hatte. Auch die Geschichte von dem Zusammentreffen in Soho fügte er hinzu.
    »Ich dachte mir schon, daß das Cambrey gewesen sein könnte, mit dem Peter sich da in der Gasse prügelte«, sagte St. James, als Lynley mit seinem Bericht fertig war. »Sidney hatte mir erzählt, daß sie die beiden gesehen hatte. Die Beschreibung paßte«, fügte er hinzu, als er die Frage auf Lynleys Gesicht sah. »Wenn aber Peter Mick Cambrey erkannte, dann spricht einiges dafür, daß Justin Brooke ihn ebenfalls erkannte.«
    »Brooke?« fragte Lynley. »Wieso? Ich weiß, daß er bei der Begegnung dabei war, aber das hat doch nichts zu sagen.«
    »Die beiden kannten sich, Tommy. Brooke war bei Islington beschäftigt.« Nun erzählte St. James seinerseits: Von

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