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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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hat unheimlich viel gekokst, Tommy. Die ganze Zeit. Mehr als ich.«
    »Hast du den Stoff gekauft? Das Zeug, das sie sich heute nachmittag gespritzt hat?«
    »Ich konnte keinen Abnehmer für die Dose finden. Jeder merkte gleich, daß sie heiß war. Es wundert mich, daß ich nicht verhaftet wurde.«
    Der Schlüssel drehte sich im Schloß. Jemand klopfte kurz an die Tür. MacPherson öffnete sie. Er hatte sein Jackett abgelegt und die Krawatte gelockert. Die Brille hatte er auf die Stirn hochgeschoben. Hinter ihm stand Sergeant Havers. Sie gab sich keine Mühe, das befriedigte Lächeln auf ihrem Gesicht zu verbergen.
    Lynley stand auf, bedeutete aber seinem Bruder, sitzen zu bleiben. MacPherson deutete zum Korridor, und Lynley folgte ihm hinaus und machte die Tür zu, hinter der sein Bruder saß.
    »Hat er einen Anwalt?« fragte MacPherson.
    »Natürlich. Wir haben noch nicht angerufen, aber ...«
    Lynley sah den Kollegen an. Sein Gesicht war ernst. »Er sagte, er kennt das Fläschchen nicht, Angus. Und wir können bestimmt jede Menge Zeugen finden, die uns bestätigen werden, daß er tatsächlich beim Einkaufen war, als sie sich die Droge spritzte.«
    Er bemühte sich, ruhig und sachlich zu sprechen, so zu tun, als ginge es einzig um Sasha Niffords Tod. Der Gedanke, daß MacPherson und Havers Peter irgendwie mit den Todesfällen in Cornwall in Verbindung brachten, war undenkbar. Aber die Bemerkung über den Anwalt legte eben das nahe.
    »Ich habe mit der Spurensicherung gesprochen, bevor ich zu ihm ging. Auf der Spritze sind offenbar nur Sashas Fingerabdrücke. Und auf dem Fläschchen sind keine von Peter. Bei einer Überdosis dieser Art ...«
    MacPhersons Gesicht war immer bekümmerter geworden. Er hob eine Hand, um Lynley zum Schweigen zu bringen, und ließ sie schwer wieder fallen, als er sagte: »Ja, es war eine Überdosis, mein Junge. Richtig. Aber es gibt da noch ein anderes Problem.«
    »Was denn?«
    »Sergeant Havers kann Ihnen alles dazu sagen.«
    Es kostete Lynley Anstrengung, den Blick von MacPherson auf die mopsgesichtige Beamtin zu richten. Sie hielt ein Blatt Papier in der Hand. »Havers?« sagte er.
    Wieder dieses dünne Lächeln. Wissend, genüßlich. »Aus dem toxikologischen Befund geht hervor, daß es sich um eine Mischung aus Chinin und einem Stoff namens Ergotamin handelt«, sagte sie. »In richtiger Mischung sieht dieser Stoff nicht nur aus wie Heroin, Inspector, er schmeckt auch so. Das Mädchen muß ihn für Heroin gehalten haben, als sie ihn sich spritzte.«
    »Was heißt das?« fragte Lynley.
    MacPherson sah ihn an. »Das wissen Sie doch so gut wie ich. Es war Mord.«

23
    Deborah hatte Wort gehalten. Als St. James nach Hause kam, war sie schon da. Eine Stunde vorher eingetroffen, wie Cotter ihm sagte.
    »Mit einer Reisetasche«, fügte er vielsagend hinzu. »Sie sagte, sie hätte eine Menge Arbeit. Sie müsse die neuen Aufnahmen entwickeln und abziehen. Aber ich glaube, sie will einfach hier bleiben, bis wir was von Miss Sidney hören.«
    Als wollte sie Einwänden von St. James entgehen, hatte sich Deborah gleich in ihre Dunkelkammer zurückgezogen. Das rote Licht über der Tür leuchtete, Zeichen dafür, daß sie jetzt nicht gestört werden durfte. Als er anklopfte und »Deborah?« sagte, rief sie vergnügt zurück: »Ich bin gleich fertig«, und rumorte mit unnötiger Geschäftigkeit, wie ihm schien. Er ging in sein Arbeitszimmer hinunter und rief in Cornwall an.
    St. James erreichte Dr. Trenarrow in seinem Haus. Kaum hatte er seinen Namen genannt, fragte Trenarrow schon nach Peter Lynley, mit einer gespielten Ruhe, die das Schlimmste erwartete, aber nach außen den Schein zu wahren suchte, daß alles in Ordnung sei. St. James vermutete, daß Daze Asherton bei ihm war. Um ihre Ängste zu beschwichtigen, spielte er den Gelassenen. Eingedenk der Tatsache, daß Lynleys Mutter zumindest Trenarrows Teil des Gesprächs mithörte, teilte St. James ihm nur das Nötigste mit.
    »Wir haben ihn in Whitechapel gefunden. Tommy ist im Augenblick bei ihm.«
    »Alles in Ordnung?« fragte Trenarrow.
    St. James bestätigte das so unverbindlich wie möglich. Die meisten Einzelheiten unterschlug er, da er fand, es wäre Lynleys Recht und Aufgabe, sie Trenarrow oder sonst jemandem mitzuteilen. Er berichtete dann, wer sich in Wahrheit hinter Tina Cogin verborgen hatte. Im ersten Moment schien Trenarrow erleichtert darüber, daß seine Telefonnummer somit immer nur in Mick Cambreys Besitz gewesen war und nicht in

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