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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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die Tabletten nie nach. Und die Flasche war groß. Sie war in sein Zimmer gegangen. Sie hatte sich genommen, was sie brauchte. Sie hatte sie zerstampft. Sie hatte sie gemischt. Sie hatte das Gift hergestellt. Und sie hatte es weitergegeben, mit der Absicht, Peter umzubringen. Aber statt dessen hatte es Sasha getroffen.
    Er mußte irgendwas sagen, ablenken, sie auf Cambrey und Brooke zurückverweisen. Er las noch einen Moment, nickte gedankenversunken und klappte dann das Buch zu.
    »Wir müssen nach Cornwall zurück«, erklärte er bestimmt.
    »In der Redaktion müßten wir eindeutige Hinweise auf die Verbindung zwischen Brooke und Cambrey finden. Harry suchte gleich nach Micks Tod nach einer Story; aber er suchte nach einer Sensationsgeschichte: Waffenschmuggel nach Nord-Irland, Call-Girls in den Betten von Ministern. Etwas in der Richtung. Ich habe das Gefühl, Oncomet hätte er übersehen.« Den Rest sagte er nicht. Er sagte nicht, daß er Zeit gewinnen würde, wenn sie morgen London verließen; daß er dann für die Polizei unerreichbar sein würde, wenn sie hier erschien, um ihn nach einem silbernen Fläschchen aus der Jermyn Street zu befragen.
    »Das läßt sich machen«, sagte Lynley. »Webberly hat mir netterweise meinen Urlaub verlängert. Peter wäre dann endgültig entlastet. Kommst du mit, Deb?«
    St. James merkte, daß sie ihn scharf beobachtete. »Ja«, sagte sie langsam. Dann: »Simon, ist etwas ...«
    Er konnte die Frage nicht zulassen. »Wenn ihr beide mich jetzt entschuldigen würdet? Im Labor wartet noch Stapel von Berichten auf mich«, sagte er. »Ich muß wenigstens einen Anfang machen, bevor wir morgen fahren.«

    Zum Abendessen war er nicht heruntergekommen. Deborah und ihr Vater hatten schließlich um neun Uhr allein gegessen. Seezunge, Spargel, neue Kartoffeln, grüner Salat. Ein Glas Wein dazu. Eine Tasse Kaffee hinterher. Sie sprachen kaum. Aber Deborah merkte, daß ihr Vater sie immer wieder nachdenklich ansah.
    Seit ihrer Rückkehr aus Amerika stand etwas zwischen ihnen. Statt wie früher offen miteinander zu sprechen, voll Zuneigung und Vertrauen, waren sie jetzt beide vorsichtig. Manche Themen waren ganz tabu. Sie wollte es so. Vor allem deshalb hatte sie es mit dem Ausziehen gar so eilig gehabt, um vertraulichen Gesprächen mit ihrem Vater zu entgehen. Denn er kannte sie besser als jeder andere. Und von ihm war am ehesten zu erwarten, daß er versuchen würde, die Gegenwart beiseite zu schieben, um die Vergangenheit in Augenschein zu nehmen. Für ihn stand ja auch am meisten auf dem Spiel. Er liebte sie beide.
    Deborah schob ihren Stuhl zurück und stellte die Teller zusammen. Auch Cotter stand auf.
    »Schön, dich heute abend hier zu haben, Deb«, sagte er.
    »Wie in alten Zeiten. Wir drei zusammen.«
    »Wir zwei.« Sie lächelte, liebevoll, hoffte sie, und abwehrend zugleich. »Simon ist nicht zum Essen gekommen.«
    »Wir drei im Haus, meinte ich«, erklärte Cotter. Er reichte ihr das Tablett. »Mr. St. James arbeitet zuviel. Ich mach' mir Sorgen um ihn.«
    Er hatte sich geschickt an der Tür postiert. Sie konnte nicht entkommen, ohne daß es wie Flucht aussah. Und das wollte sie vermeiden. Darum sagte sie entgegenkommend: »Ja, er ist schmal geworden, Dad. Das ist mir aufgefallen.«
    »Stimmt.« Und schon hakte er ein. »Diese letzten drei Jahre waren nicht leicht für ihn, Deb. Du glaubst, sie haben ihm nichts ausgemacht, nicht wahr? Aber da täuschst du dich.«
    »Na ja, es hat bei uns allen Veränderungen gegeben. Er hat wahrscheinlich nie viel über meine Anwesenheit hier im Haus nachgedacht, bis ich plötzlich nicht mehr da war. Aber inzwischen hat er sich daran gewöhnt. Jeder kann sehen -«
    »Weißt du, Kind«, unterbrach ihr Vater, »du hast dir nie in deinem Leben was vorgemacht. Schade, daß du jetzt damit anfängst.«
    »Mir etwas vorzumachen? Sei nicht albern! Weshalb sollte ich das denn tun?«
    »Das weißt du selbst am besten. Wenn du mich fragst, Deb, dann wißt ihr es alle beide, du und Mr. St. James. Es müßte nur der eine von euch mutig genug sein, es auszusprechen, und der andere mutig genug, die Lüge aufzugeben, mit der ihr lebt.«
    Er stellte die Weingläser auf das Tablett und nahm es ihr aus der Hand. Deborah wußte, daß sie groß war wie ihre Mutter, aber sie hatte vergessen, daß dieser Umstand es ihrem Vater um so leichter machte, ihr direkt in die Augen zu sehen, so wie jetzt. Sein Blick machte sie unsicher. Er forderte Offenheit von ihr, zu der sie

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