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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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geben konnte, bei einer anderen Frau suchte. Sie hatte ihn ja in die Ehe gezwungen. Sie beschloß, die Affäre zu dulden und später zu versuchen, ihn zurückzugewinnen.
    »Aber eines Abends, nicht lang, nachdem ich angefangen hatte, im Anchor and Rose zu bedienen, kam ich nach Hause, und da ertappte ich ihn. Er hatte lauter Sachen von mir an. Er hatte sich geschminkt. Sogar eine Perücke hatte er sich besorgt. Ich glaubte, es wäre meine Schuld. Wissen Sie, ich hab' mir immer gern schöne Sachen gekauft. Neue Sachen, die ein bißchen schick waren. Ich wollte hübsch aussehen für ihn. Ich dachte, dann würde er zu mir zurückkehren. Ich glaubte zuerst, er hatte sich das ausgedacht, um mich zu ärgern, als Strafe dafür, daß ich soviel Geld ausgab. Aber ich merkte ziemlich schnell ... er wurde ... er war richtig erregt.«
    »Was taten Sie danach?«
    »Ich hab' mein ganzes Schminkzeug weggeworfen. Alles. Und meine Kleider hab' ich zerschnitten. Hinten im Garten.«
    Lynley erinnerte sich an Jaspers Erzählung. »Ihr Vater hat Sie dabei gesehen, nicht wahr?«
    »Er dachte, ich hätte Sachen von einer anderen Frau gefunden. Und daraufhin glaubte er natürlich, Mick betrüge mich. Ich ließ ihn in dem Glauben. Wie hätte ich ihm denn die Wahrheit sagen können? Außerdem hatte Mick mir versprochen, daß er es nie wieder tun würde. Ich hatte alle meine guten Kleider zerschnitten, um ihn nicht in Versuchung zu führen. Und er bemühte sich. Wirklich. Er hat's versucht. Aber er konnte es nicht lassen. Er brachte Sachen mit nach Hause. Wir haben immer wieder versucht, darüber zu reden. Aber es hat alles nichts geholfen. Es wurde immer schlimmer. Es war wie eine Sucht. Einmal hat er sich sogar abends in der Redaktion umgezogen, und sein Vater erwischte ihn. Er hat getobt.«
    »Sein Vater wußte es also?«
    »Er verprügelte ihn. Als Mick nach Hause kam, blutete er. Er schimpfte. Und er weinte. Ich glaubte, daß es jetzt bestimmt aufhören würde.«
    »Aber statt dessen begann er ein zweites Leben in London.«
    »Ich dachte, es hätte sich gebessert.« Sie wischte sich die Augen und schneuzte sich. »Ich dachte, er wäre geheilt, und wir könnten vielleicht doch wieder glücklich werden. Wie am Anfang.«
    »Und sonst wußte niemand von Micks Neigung? Mark auch nicht? Niemand aus dem Dorf? Oder von der Zeitung?«
    »Nur ich und Harry. Sonst niemand«, sagte sie. »War das vielleicht nicht genug?«

    »Was meinst du, St. James? War es genug?«
    Jasper war vorausgefahren. Sie gingen das letzte Stück zu Fuß. Der Himmel über ihnen zeigte kein Fleckchen Blau mehr. Deborah ging zwischen ihnen, bei Lynley eingehakt. Über ihren Kopf hinweg sah er St. James an.
    »Der Mord trug von Anfang an alle Zeichen einer Affekthandlung«, sagte St. James. »Ein Schlag auf das Kinn, der Mick so schwer traf, daß er an den Kaminsims schlug. Da stand kein Vorsatz dahinter. Wir waren uns immer einig, daß ein heftiger Streit vorausgegangen war.«
    »Aber wir haben versucht, eine Verbindung zu Micks Beruf herzustellen. Und wer hat uns als erster in diese Richtung gewiesen?«
    St. James nickte. »Harry Cambrey.«
    »Er hatte das Motiv.«
    »Wut über die Neigungen seines Sohnes?«
    »Es war deswegen schon früher zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung gekommen.«
    »Und Harry Cambrey hatte bestimmt noch andere Gründe, wütend zu sein«, bemerkte Deborah. »Mick hatte doch angeblich die Zeitung modernisieren wollen. Er hatte dafür extra einen Kredit bei der Bank aufgenommen. Vielleicht wollte Harry eine genaue Abrechnung über die Aufwendungen. Und als er sah, daß Mick das meiste davon für sich ausgegeben hatte, genau für das, was Harry am liebsten nicht wahrhaben wollte, hat er den Kopf verloren.«
    »Wie erklärst du dann den Zustand des Zimmers?«
    »Inszenierung«, sagte Lynley. »Zur Untermauerung seiner Behauptung, Mick sei wegen einer Story getötet worden.«
    »Aber damit bleiben die beiden anderen Todesfälle unerklärt«, wandte St. James ein.
    »Wir kommen immer wieder auf Brooke zurück.«
    »Weil er eben wahrscheinlich doch der Täter ist, ganz gleich, auf was für Haken in Micks Beziehungen zu anderen Menschen wir noch stoßen werden.«
    »Dann also auf in die Bucht und in die Redaktion.«
    St. James nickte. »Ich denke, da wartet die Wahrheit.«
    Sie traten durch das Tor in den Garten. Einer von Daze Ashertons Retrievern sprang ihnen mit einem Tennisball im Maul entgegen. Lynley nahm ihm den Ball ab und warf ihn mit Schwung

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