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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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in Richtung zum Westhof. Sie sahen dem Hund nach, der wie der Wind davonsauste. Daze Asherton erwartete sie in der Haustür.
    »Das Mittagessen wartet bereits«, sagte sie statt einer Begrüßung und fuhr gleich, diesmal jedoch nur an Lynley gewandt, fort: »Peter hat angerufen. Man hat ihn fürs erste auf freien Fuß gesetzt, aber er muß in London bleiben. Er fragte, ob er bei dir wohnen kann. Ich habe gesagt, das wäre in Ordnung. Aber ist dir das recht, Tommy? Ich war mir im Grunde nicht sicher, ob du ihn in deinem Haus haben willst.«
    »Doch, das ist gut.«
    »Er hörte sich ganz anders an als sonst. Glaubst du, er schafft es doch noch?«
    »Ja, das glaube ich. Und ich möchte auch etwas ändern.«
    Beklommenheit erfaßte Lynley einen Moment. Er sah Deborah und St. James an. »Würdet ihr uns ein paar Minuten entschuldigen«, sagte er und war dankbar für ihr augenblickliches Verstehen. Sie gingen ins Haus.
    »Was gibt es denn, Tommy?« fragte Daze Asherton. »Hast du mir etwas verschwiegen? Handelt es sich um Peter?«
    »Ich werde heute mit der Kripo in Penzance über ihn sprechen«, sagte Lynley. Das Gesicht seiner Mutter wurde blaß. »Er hat Mick nicht getötet. Wir beide wissen das. Aber er war am Freitag abend noch nach John Penellin im Haus. Und da lebte Mick noch. Das ist die Wahrheit. Das muß die Polizei wissen.«
    »Weiß Peter ...« Sie schien es nicht aussprechen zu können.
    ». daß ich vorhabe, mit der Polizei zu sprechen? Ja, das weiß er. Aber St. James und ich sind ziemlich sicher, daß wir seine Unschuld beweisen können. Noch heute. Er vertraut auf uns.«
    Daze Asherton zwang sich zu einem Lächeln. »Dann werde ich auch auf euch vertrauen.« Sie wandte sich ab, um ins Haus zu gehen.
    »Mutter.« Selbst jetzt wußte er noch nicht, ob er es fertigbringen, wieviel es ihn kosten würde zu sprechen. Fast sechzehn Jahre der Bitterkeit lagen zwischen ihnen.
    Sie war stehengeblieben, die flache Hand auf der Tür, um sie aufzustoßen. Sie wartete auf seine nächsten Worte.
    »Ich habe Peter auf dem Gewissen. Und alles andere auch.«
    Sie neigte leicht den Kopf, lächelte ein klein wenig ironisch. »Du hast Peter auf dem Gewissen?« fragte sie. »Peter ist mein Sohn, Tommy. Ich bin für ihn verantwortlich. Mach dir keine Vorwürfe, wo kein Grund dazu besteht.«
    »Er hatte keinen Vater. Ich hätte nach Hause kommen und mich um ihn kümmern müssen, aber das schaffte ich nicht. Darum überließ ich ihn sich selbst.«
    Er sah, daß sie die Absicht hinter den Worten verstand. Sie zog die Hand von der Tür weg und kam wieder auf den Vorplatz. Er blickte über sie hinweg zum Wappen der Ashertons an der Fassade des Hauses hinauf. Er hatte es immer nur als einen erheiternden Anachronismus betrachtet, doch jetzt sah er in ihm einen Beweis von Kraft und Stärke. Der Jagdhund und der Löwe im Kampf, der Jagdhund unterlegen, aber ohne Furcht zu zeigen.
    »Ich wußte, daß du Roderick liebst«, sagte er. »Ich sah es. Ich wollte dich bestrafen.«
    »Aber ich habe dich auch geliebt. Meine Gefühle für Roderick hatten mit dir nichts zu tun.«
    »Darum ging es nicht. Ich war einfach nicht bereit, dich zu sehen, wie du bist, und dir zu verzeihen.«
    »Du meinst, weil ich neben deinem Vater einen anderen Mann gern hatte?«
    »Weil du deinen Gefühlen nachgabst, als Vater noch lebte.«
    Sie sah an ihm vorbei in die Ferne. »Ich habe nachgegeben«, sagte sie. »Ja, das habe ich getan. Ich wünschte, ich hätte den Mut besessen, Roderick wegzuschicken, als mir klar wurde, wie sehr ich ihn liebte. Aber mir fehlte die Kraft, die ich dazu gebraucht hätte, Tommy. Andere Frauen hätten sie vielleicht gehabt. Ich nicht. Ich war schwach. Ich fragte mich, wie groß das Unrecht denn wäre, wenn wir uns über die gesellschaftlichen Konventionen hinwegsetzten und unsere Gefühle auslebten. Ich wollte ihn bei mir haben.«
    »Und das konnte ich nicht akzeptieren. Ich wollte dich leiden lassen. Ich wußte, daß Roderick dich heiraten wollte. Ich schwor mir, daß es dazu niemals kommen würde. Du fühltest dich der Familie und Howenstow verpflichtet. Ich wußte, daß er dich nicht heiraten würde, wenn du nicht bereit wärst, das Gut zu verlassen. Und ich hielt dich hier jahrelang fest wie eine Gefangene.«
    »Diese Macht besitzt du nicht. Ich entschied mich dafür zu bleiben.«
    Er schüttelte den Kopf. »Du hättest Howenstow verlassen, sobald ich geheiratet hätte.« Ihr Gesicht verriet ihm, daß er die Wahrheit sagte. Sie

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