04 The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nebel der Vergangenheit
Freund zuprostete.
»H ier, hier!«, rief einer der Betrunkenen am anderen Ende der Theke. Ich lächelte ihn an und hoffte inständig, dass der viele Whiskey sie nicht alle ins Verderben führen würde.
Der Teufel, den du kennst, ist besser als der Teufel, den du nicht kennst. Ein Satz, den Lexi häufig gesagt hatte, und im Laufe der Zeit war mir mehr und mehr klar geworden, wie viel Wahrheit darin steckte. Denn so grauenvoll und seelenlos das Verbrechen auch war, wenn Damon es begangen hatte, müsste ich mir wenigstens keine Sorgen um weitere Vampire machen. Aber je länger ich in dem Pub saß, desto mehr nagte ein anderer Gedanke an mir: Was, wenn es nicht Damon war …?
Inzwischen hatte Alfred weiter unten an der Theke ein Gespräch mit seinen Gästen begonnen. Regen peitschte gegen die Fenster, und ich fühlte mich an die Fuchshöhle jenseits des Herrenhauses der Abbotts erinnert. Eine ganze Fuchsfamilie lauerte darin, wartete den Moment ab, den sie für sicher hielt, um die Nase herauszustrecken und auf Jagd zu gehen. Doch sobald einer von ihnen es wagte, würde ihm die Kugel des Jägers zum Verhängnis werden.
Ich sah mich abermals um. Eine Frau in einem fliederfarbenen Kleid ließ ihre Hand auf die Schulter eines Mannes gleiten. Die eigentliche Frage war: Wer waren hier die Füchse und wer die Jäger? Ich konnte nur hoffen, dass ich ein Jäger war.
Kapitel Vier
Während ich in dem Pub verweilte, wurde es immer voller– von Damon jedoch keine Spur. Ich redete mir ein, dass ich blieb, um weitere Hinweise zu bekommen. Aber in Wahrheit wusste ich nicht, was ich sonst hätte tun sollen. Zum Journeyman laufen und draußen vor dem Club stehen und warten? Durch die Straßen von London trotten, bis ich zufällig Damon über den Weg lief? Mich in den Dutfield Park setzen, bis es zu einem weiteren Überfall kam? Mit dieser Idee spielte ich tatsächlich. Aber es war lächerlich. Zum einen: Warum sollte der Mörder sich zweimal am selben Ort sein Opfer suchen? Zum anderen: Was würde ich denn tun, wenn ich einen Mord beobachtete? Schreien? Die Polizei rufen? Einen Pflock suchen und auf das Beste hoffen? Keine dieser Möglichkeiten schien mir recht geeignet. Und wenn der Mörder nicht Damon war… nun, dann konnte es gut sein, dass ich es mit einer Bestie aus der Hölle zu tun haben würde. Ich war stark, aber nicht so stark. Ich brauchte einen Plan.
Ich beobachtete, wie ein neuer Schub an Gästen hereinströmte. Einer schäbiger als der andere, aber sie alle wirkten beruhigend menschlich. Einige Männer mit rissigen Nägeln und schmutzigen Hemden waren offensichtlich direkt von ihrer Arbeit auf einer Baustelle gekommen, während andere, die nach Rasierwasser rochen und verstohlen die »M ädels« mit den ausladenden Hüten musterten, sich offensichtlich eine Frau der Nacht angeln wollten. Und in der Tat, jedes Mal, wenn eine weitere schrill gekleidete Frau in die Kneipe kam, taxierten die Männer sie wie Pferde auf der Rennbahn.
Diese Frauen standen im deutlichen Gegensatz zu dem Schankmädchen, das offenbar für den ganzen Pub zuständig war. Sie konnte nicht älter als sechzehn oder siebzehn sein und war so mager wie ein Spatz, aber wann immer ich sie sah, waren ihre Arme voll beladen mit Tellern und Biergläsern. Einmal beobachtete ich, wie sie zur Küche eilte und auf dem Weg dahin noch die Teller von einem Tisch abräumte. Alles, was auf einem der Teller übrig geblieben war, waren einige Bröckchen Fleisch, ein paar Kartoffeln und ein halb gegessenes Brötchen. Das Mädchen starrte den Teller an, bevor sie vorsichtig das Fleisch ergriff und in ihre Tasche gleiten ließ. Dann stopfte sie sich das Brötchen in den Mund und ihre Wangen blähten sich wie die eines Streifenhörnchens, bevor sie in die Küche huschte.
Ich schloss die Augen. Ich hatte es längst aufgegeben zu beten und ich glaubte nicht, dass irgendein Gott meine Bitten erhören würde, aber ich wünschte doch, dass diese hilflose Siebzehnjährige, was auch geschah, sich vom Dutfield Park weit, weit entfernt halten mochte. Oder auch von jedem blutdürstigen Vampir.
»S uchst du nach etwas Spaß, mein Süßer?« Eine hochgewachsene, üppige Frau mit blondem, gelocktem Haar und schiefen Zähnen setzte sich auf den Hocker mir gegenüber. Ihr weißer Busen quoll aus dem Mieder.
»N ein. Tut mir leid«, antwortete ich und wedelte abwehrend mit der Hand. Eine Erinnerung aus New Orleans überkam mich. Es war in meinen ersten Wochen als Vampir gewesen,
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