04 The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nebel der Vergangenheit
Parfümerie kam eine große Spielzeugabteilung und diese führte direkt in eine gewaltige Lebensmittelhalle. Es war, als befände sich alles, was man sich nur erträumen konnte, unter einem einzigen Dach.
Schließlich erreichten wir den hinteren Teil des Kaufhauses, in dem es prächtige Roben in allen möglichen Farben gab und Frauen umherschwirrten, als wären sie auf einer Cocktail-Party. Hinter edlen Glastheken warteten Verkäuferinnen darauf, die Kundinnen zu bedienen.
»S uchen Sie sich aus, was immer Sie möchten«, sagte ich und breitete die Arme aus, um die Fülle des Angebots zu unterstreichen.
Aber Violet wirkte traurig. »I ch wünschte, Cora wäre hier. Sie würde es genießen.«
»W ir werden Cora finden«, sagte ich entschieden.
»K ann ich Ihnen helfen?«, fragte eine Verkäuferin in einem tiefschwarzen Kleid und schwebte zu uns herüber.
»D iese junge Dame hier möchte ein neues Kleid«, antwortete ich und deutete mit dem Kopf auf Violet.
»N atürlich«, sagte die Verkäuferin. Sie musterte Violet von Kopf bis Fuß, verkniff sich aber jegliche Bemerkung über ihren schäbigen Aufzug. Stattdessen lächelte sie.
»W ir haben einiges, das Ihnen passen wird. Kommen Sie mit mir.« Sie bedeutete Violet, ihr zu folgen.
Dann drehte sie sich zu mir um. »W enn Sie hier bitte warten möchten? Sobald wir soweit sind, werden Sie sie nicht wiedererkennen.«
Für eine Sekunde stutzte ich. Ich wollte Violet nicht aus den Augen lassen. Dann lachte ich innerlich über mich selbst. Ich war paranoid. Wir befanden uns im elegantesten Kaufhaus weit und breit. Und die Verkäuferin würde ihr bestimmt nichts zuleide tun.
»E inverstanden?« Die Verkäuferin zog ihre schwarzen Augenbrauen hoch, als spüre sie mein Unbehagen.
»N atürlich«, sagte ich schnell. Ich ließ mich auf einer dick gepolsterten, pfirsichfarbenen Sitzbank nieder und sah mich um. Hier hatte ich das Gefühl, als läge Whitechapel in einem völlig anderen Land. War es vielleicht sogar möglich, einfach in diesem Stadtteil hier zu bleiben und den Mörder zu vergessen? Ich wünschte es mir von ganzem Herzen.
»S tefan?«
Als ich aufschaute, schnappte ich nach Luft. Violet trug ein smaragdgrünes Kleid, das ihre schmale Taille und ihr kastanienbraunes Haar betonte. Und obwohl ihr Gesicht noch immer verhärmt war und dunkle Ringe unter ihren großen blauen Augen lagen, sah sie wunderschön aus.
»W ie ist es?«, fragte sie schüchtern und wirbelte vor dem Spiegel herum.
»E ntzückend, nicht wahr?«, murmelte die Verkäuferin. »W ir haben noch zwei andere Kleider anprobiert und Ihre Frau sieht in allen gleichermaßen exquisit aus.«
»S ie ist nicht… ja«, erwiderte ich schlicht und entschied mich gegen eine Richtigstellung. Es war so viel leichter zu lügen. »W ir werden dieses Kleid nehmen. Wir werden sie alle nehmen«, fügte ich hinzu und zog meine Ersparnisse hervor. Der Ausdruck in Violets Augen war es wert.
Statt eine Kutsche zurück zum Hotel zu nehmen, gingen wir zu Fuß. Immer wieder ertappte ich Violet dabei, wie sie sich verstohlen in einem Schaufenster betrachtete und die Röcke ihres neuen, smaragdgrünen Kleides wirbeln ließ. Es war ein wunderbares Gefühl, jemanden glücklich zu machen.
»I ch fürchte, ich kann Ihnen das alles nie zurückzahlen«, sagte Violet plötzlich.
»N icht nötig.« Ich schüttelte den Kopf. »U nsere Freundschaft ist mir Rückzahlung genug.«
»V ielen Dank. Aber ich habe das Gefühl, keine besonders gute Freundin zu sein. Ich rede die ganze Zeit nur über mich selbst, während ich von Ihnen nur den Namen weiß und dass Sie aus Amerika stammen. Sind Sie Geschäftsmann?«
Ich lachte. »N ein, ich bin Verwalter auf einem Gutshof. Wir sind, wie Sie schon sagten, vielleicht wirklich verwandte Seelen. Immerhin weiß auch ich, wie es ist, ein Familienmitglied zu verlieren. Mein Bruder ist einmal verschwunden. Ich war krank vor Sorge um ihn.«
»I st er wieder aufgetaucht?«, fragte sie mit großen Augen.
»I rgendwann schon. Und ich bin sicher, dass auch Cora bald wieder auftauchen wird.« Mein Herz flog Violet zu, ihr und ihrer verschwundenen Schwester. »E rzählen Sie mir mehr über sie«, bat ich.
»N un, natürlich haben wir uns auch ab und zu einmal gestritten. Aber das tun alle Geschwister, nicht wahr? Sie wollte bei allem stets die Erste sein. Und natürlich wollte ich genauso sein wie sie. Ich denke nicht, dass ich ohne sie nach London gezogen wäre. Aber jetzt, da sie nicht mehr
Weitere Kostenlose Bücher