04 The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nebel der Vergangenheit
Cora vielleicht einfach, bis sie die Stelle am Theater sicher hat, bevor sie mich holen kommt. Das ergibt doch einen Sinn, nicht wahr?«
»V ermutlich schon«, antwortete ich zögerlich. Violets Wangen waren rot und sie stolzierte aufgeregt in der Suite auf und ab. Ich wünschte, die Geschichte glauben zu können, die sie konstruiert hatte. Es konnte wahr sein. Aber es konnte mit Sicherheit nichts Gutes dabei herauskommen, wenn wir beide in unserer Suite auf und ab liefen wie Tiere im Käfig. Es waren noch wenige Stunden bis zur Theateraufführung und Violet trug noch immer ihre Schürze aus der vergangenen Nacht.
»W ir gehen einkaufen«, verkündete ich abrupt, stand auf und ging zur Tür.
»W irklich?« Violet zog die Nase kraus. »I ch würde natürlich gern, aber ich habe kein Geld…«
»I ch habe ein klein wenig gespart. Bitte, es ist das Mindeste, was ich für Sie tun kann, nach allem, was gestern Nacht passiert ist.«
Violet zögerte, bevor sie schließlich nickte und meine Hilfe akzeptierte. »D anke!«, sagte sie. »I ch kann es gar nicht erwarten, Cora zu sehen. Sie wird es bestimmt kaum glauben können, dass ich selbst ein Abenteuer erlebt habe. Vielleicht wird sie sogar ein wenig eifersüchtig sein«, fuhr sie glückselig fort. Ich begann, mich zu entspannen.
Schließlich konnte ich Violets Was-wäre-wenn- Spiel ebenfalls spielen. Ich konnte so tun, als hätte der Betrunkene draußen vor dem Pub nur halluziniert und mich mit seinem lang verschwundenen Cousin verwechselt. Ich konnte so tun, als sei ich ein Mensch.
Und genau das war der Punkt, an dem das Spiel bereits wieder endete. Denn ich war kein Mensch und so gern ich es auch wollte– in diesem Punkt konnte ich mir einfach nichts vormachen.
»W ir sollten gehen, bevor die Läden schließen«, meinte ich unbeholfen. Was tat ich da eigentlich? Warum scherte es mich, ob dieses Mädchen oder seine Schwester lebte oder starb? Stefan Pine würde nach Ivinghoe zurückkehren und morgens aufstehen, um die Kühe zu melken. Stefan Pine würde aufhören, die Londoner Zeitungen zu lesen. Und Stefan Pine würde kein Mädchen aus der Gosse holen und ihr ein Kleid kaufen, um wiedergutzumachen, dass sein Bruder höchstwahrscheinlich vom Blut ihrer Schwester trank.
Aber ich war nicht Stefan Pine. Ich war Stefan Salvatore und viel zu tief in die Angelegenheit verstrickt, um jetzt noch umkehren zu können. Gemeinsam schritten wir hinaus in den düsteren Nachmittag. Ich hob die Hand, um eine Kutsche herbeizuwinken.
»W ohin?«, fragte der Droschkenfahrer und tippte sich an den Hut.
»D ahin, wo ich der Dame hier ein schönes Kleid kaufen kann«, erwiderte ich kühn.
»A lso zu Harrods. Nicht weit vom Hyde Park.«
»W irklich?« Bei der Erwähnung des Namens klatschte Violet entzückt in die Hände. »D a kaufen alle feinen Leute ein! Ich habe davon gelesen. Ich habe gehört, dass sogar Lillie Langtry dort hingeht!«
»D ann los«, sagte ich. Ich hatte keine Ahnung, wovon Violet redete, aber für mich zählte nur, dass sie glücklich war.
Wir fuhren durch einen zauberhaften Teil der Stadt, ganz besonders im Vergleich zu Whitechapel. Breite Straßen, gut gekleidete Herren und Damen Arm in Arm auf den Bürgersteigen, selbst die Tauben wirkten sauber und ordentlich. Violet blickte hin und her, als könne sie sich nicht entscheiden, was ihre Aufmerksamkeit zuerst verdiente.
Schließlich hielt der Kutscher vor einem imposanten Bauwerk an. »D a wären wir!«
»V ielen Dank!« Für einen kurzen Moment hielt ich inne. Sollte ich den Mann mit einem Bann belegen, um nicht für die Fahrt bezahlen zu müssen? Doch da sprang Violet bereits aus der Kutsche und hakte mich aufgeregt unter. Die Gelegenheit für einen Bann war verstrichen, also zog ich einige Schillinge aus der Tasche und gab sie dem Kutscher.
Er fuhr davon und ich betrat Arm in Arm mit Violet das Kaufhaus. Wir schritten in eine hochgewölbte Halle, deren Marmorböden so blank poliert waren, dass wir uns darin spiegelten. Alle um uns herum sprachen in einem gedämpften Flüsterton, als wären wir in einer Kirche. Und tatsächlich wirkte das Gebäude wie ein heiliger Ort.
Violet seufzte verzückt. »E s mag vermessen klingen, aber als ich klein war und unser Priester uns aufforderte, uns den Himmel vorzustellen, da habe ich ihn mir immer genau so vorgestellt. Alles glänzend und neu«, bestätigte sie meinen eigenen Gedanken, während wir durch die Gänge des imposanten Kaufhauses spazierten. Nach der
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