04 The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nebel der Vergangenheit
dünnes Mädchen so innig umarmte, als wolle sie es nie wieder loslassen.
»S tefan!«, rief Violet und winkte mich mit leuchtenden Augen heran. »S ehen Sie nur, ich hatte recht. Ich wusste, dass sie lebt. Das ist Cora!«
»C ora?«, fragte ich ungläubig und musterte das Mädchen vor mir. Die Menge der Gäste hatte sich ein wenig geteilt, um zu beobachten, welches Drama sich hier entfaltete.
Cora nickte. Doch der Blick ihrer hellblauen Augen wirkte umnebelt und unstet.
»J a«, antwortete sie schlicht. »I ch bin Cora.« Ihre Stimme klang dumpf und träge. Stand sie unter einem Bann? Obwohl ich keine Ahnung hatte, wie sie sich normalerweise benahm, war ich zutiefst beunruhigt. Irgendetwas stimmte nicht bei diesem Wiedersehen. Es erschien mir viel zu einfach nach der langen Suche.
»W ie geht es Ihnen? Wo haben Sie sich denn aufgehalten?« Ich bemühte mich, nicht wie ein besorgter Vater zu klingen. Ich wollte ihr keine Angst machen. Schließlich waren wir einander vollkommen fremd. Aber ich musste wissen, was los war.
Violet schien meine Fragen gar nicht wahrzunehmen, sie streichelte nur ununterbrochen Coras Haar wie das Fell ihres Lieblingsschoßtiers. »D as ist Stefan«, erklärte Violet. »M ein neuer bester Freund. Ich habe dir ja so viel zu erzählen…« Violet schlang erneut die Arme um Cora, diesmal um ihren Hals. Ebenso wie Charlotte hatte Cora einen Seidenschal fest um ihre Kehle geschlungen.
»W o haben Sie sich in der Zwischenzeit aufgehalten?«, wiederholte ich und meine anfängliche Sorge steigerte sich zu purer Verzweiflung. Ich konnte Damon nirgendwo in der Menge entdecken, aber ich war mir sicher, dass er ganz in der Nähe war.
»W o ich mich aufgehalten habe?«, fragte Cora. Die Frage schien sie völlig zu verwirren.
»W arum ist das denn wichtig?«, fragte Violet. »D ie Hauptsache ist doch, dass Cora in Sicherheit ist, nicht wahr?« Mit einer raschen Bewegung nahm Violet die Goldkette um ihren Hals ab, an der die Eisenkrautphiole baumelte. Noch bevor ich etwas sagen oder eingreifen konnte, hatte sie die Kette Cora umgelegt. Das Gold und der gläserne Anhänger schimmerten im Kerzenlicht.
»D ies ist mein Geh-nie-mehr-weg -Geschenk an dich, hörst du?«, sagte Violet mit Tränen in den Augen. Cora nickte, aber sie schien kaum zuzuhören. Sie starrte über Violets Schulter hinweg, als suche sie nach jemandem. Sie schien zwar erfreut, Violet zu sehen, aber nicht gerade überglücklich– als habe sie gar nicht begriffen, dass ihre Schwester sie vermisst und Todesängste ausgestanden hatte.
Sie blinzelte immer wieder und zog an der Kette an ihrem Hals. Erneut stellte ich mir die Frage, ob sie mit einem Bann belegt worden war?
Genau in diesem Moment kam Damon herangeschlendert; in einer Hand eine Champagnerflasche und in der anderen Champagnerflöten. Er hatte Samuel und einen hochgewachsenen Mann mit kurzem, blondem Haar in Anzug und Zylinder im Schlepptau.
»I ch habe gehört, dass es Grund zum Feiern gibt«, stellte Damon fest, während er geschickt den Korken aus der Flasche zog. Es knallte und er begann, die Gläser zu füllen.
»D as ist meine Schwester!«, erklärte Violet, die ihren Blick nicht mehr von Cora losreißen konnte.
»W ie nett«, erwiderte Damon mit zweideutigem Grinsen. »E ine Familienzusammenführung ist immer schön. Wusste ich’s doch gleich, dass mir irgendetwas an Ihnen bekannt vorkam«, fuhr Damon fort und legte den Arm um Violets Schultern. »C ora hat sich unserer kleinen Gruppe erst kürzlich angeschlossen, sie ist eine Freundin von Samuels Bruder. Wie es scheint, bleibt jetzt alles in der Familie!«
»D as hier ist jene Cora«, sagte ich wütend, »n ach der wir dich gefragt hatten, erinnerst du dich?«
Damon zuckte ungerührt die Achseln. »W ie gesagt, wer nicht in der Zeitung steht, ist nicht in meinem Kopf. Mein Gedächtnis wird aber auch immer schlechter und schlechter!«, rief er bedauernd aus.
»H alt den Mund«, knurrte ich.
»R edet man so mit einem Bruder?«, gab Damon zurück und lächelte wieder.
»A lso, Zeit für einen Toast«, sagte Samuel, hob sein Glas und schien gar nicht zu bemerken, dass etwas nicht stimmte. »A uf die Familie. Eingeschlossen meinen Bruder Henry.« Er deutete auf den blassen, blonden Mann an seiner Seite. Auf den ersten Blick schätzte ich ihn auf achtzehn oder neunzehn.
»F reut mich, Sie kennenzulernen«, sagte ich und schaffte es kaum, einen höflichen Tonfall anzuschlagen. Aber auf Henrys Gesicht zeichnete
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