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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Nicholas am Morgen nach seinem Bruder sehen wollte, habe er ihn tot aufgefunden. Den ersten Befunden Dr. Glendennings zufolge war der Tod durch Ersticken eingetreten. Es sah so aus, als hätte sich Stephen Collier unter dem Einfluss von Barbituraten erbrochen und wäre nicht rechtzeitig aufgewacht. Das komme bei einer Mischung von Tabletten und Alkohol häufig vor, hatte Dr. Glendenning gesagt. Jetzt konnte nur noch die Menge des Barbiturates in Stephens Blut bestimmt werden, aber das musste bis zur Obduktion warten. Stephen hatte seit langem unter Schlaflosigkeit gelitten und deshalb Nembutal verschrieben bekommen.
      Was war also passiert? Hatchley hatte eine Theorie: Stephen müsse aufgestanden sein, nachdem die anderen weg waren, um wie üblich seine Schlaftabletten zu nehmen, sei dann hinuntergegangen und habe sich eine Schallplatte angehört - Mozarts Jupitersymphonie drehte sich noch auf dem Plattenspieler - habe aus einem Becherglas, das noch halb voll war, ein oder zwei Scotch getrunken, sei zurück nach oben gegangen, habe noch mehr Schlaftabletten genommen und sei schließlich in Ohnmacht gefallen. In Anbetracht der Menge, die er bereits getrunken hatte, habe er sich zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich nicht mehr an die erste Tabletteneinnahme erinnert. Die einzige Frage sei, ob er es von sich aus getan hatte oder nicht. Und die einzige Person, die die Frage hätte beantworten können, sei Stephen selbst.
      Es war verdammt unbefriedigend, dachte Banks, aber es sah so aus, als wären damit die Morde an Addison und Allen geklärt. Stephen Collier hatte gegenüber Anne Ralston gestanden. Nun, da Banks nach Kanada geflogen war, wusste er, dass der Chief Inspector sie finden würde. Und sobald sie von dem Mord an Bernie erführe, würde sie ihre Informationen weitergeben. Anscheinend hatte er sich eine Woche lang mit der Entscheidung abgequält, was er tun sollte: fliehen oder bleiben und durchhalten. Letztlich stand nur Annes Wort gegen seines. Die Belastung war ihm schließlich über den Kopf gewachsen, so dass er entweder versehentlich oder absichtlich - oder versehentlich mit Absicht - allem ein Ende gesetzt hatte, vielleicht um sich selbst und den Ruf seiner Familie vor der Schmach eines Prozesses und der ganzen Publicity, die er mit sich gezogen hätte, zu schützen.
      Inzwischen hatte Banks sich etwas abgeregt und zündete sich eine Zigarette an. Er trank seinen Kaffee aus und entschied, Richmond nicht in den Boden zu stampfen. Schließlich konnte der Constable nicht an mehreren Orten gleichzeitig sein, wie Hatchley richtig festgestellt hatte. Trotzdem fühlte er sich weiterhin unruhig, seine Nerven waren noch immer angespannt, und seine Augen taten ihm weh. Er hatte das ihm fremde und verstörende Gefühl, schlafen zu wollen und gleichzeitig zu wissen, dass er nicht konnte, selbst wenn er es versuchte. Als er sich das Kinn rieb, spürte er die Stoppeln. Nicht mal zum Rasieren war er gekommen.
      Nachdem Richmond erschienen war, gingen sie rüber ins Queen's Arms. Nach dem morgendlichen Sonnenschein war es kalt und regnerisch geworden. Eine wunderbare Erleichterung nach dem höllischen Dampfbad von Toronto, dachte Banks, als er in den Himmel schaute und sein Gesicht dem Regen entgegenstreckte. Cyril, der Wirt, machte ihnen ein paar Schinken-Tomaten-Sandwiches zurecht. In einer Ecke fanden sie einen freien Tisch, und Banks trug die Getränke rüber.
      »Hören Sie, es tut mir leid, dass ich Sie zurückholen lassen musste, Phil«, sagte er, »aber ich möchte aus Ihrem Munde hören, was passiert ist.«
      »Im White Rose, Sir?«
      »Während der ganzen Woche. Erzählen Sie mir einfach, was Sie gesehen und gedacht haben.«
      »Da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen«, sagte Richmond und erzählte Banks dann so detailliert wie möglich seine Version der Ereignisse der Woche.
      »Katie Greenock ging am Freitagnachmittag mit Stephen Collier spazieren, stimmt das?«
      »Ja, Sir. Sie sind den Swainshead-Berg hoch. Ich bin derweil auf den Adamsberg gewandert und konnte sie auf der anderen Seite des Tals sehen.«
      »Sind sie zum Seitental gegangen?«
      »Nein, Sir, über den Gipfel sind sie nicht hinaus, nur quer hoch bis zur Quelle des Flusses. Die liegt auf halber Höhe am Hang, ein bisschen weiter nördlich.«
      Banks fragte sich, ob zwischen Katie Greenock und Stephen Collier etwas vorgefallen war. So wie diese Frau gestrickt war, schien es unwahrscheinlich,

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