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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Ausgangspunkt, um unbemerkt ins Seitental zu gelangen.«
      Banks bremste auf der engen Straße ab. Aus der Gegenrichtung kam ihnen Sam Greenocks Landrover entgegen. Als er an ihnen vorbeifuhr, winkte Sam halbherzig.
      »Ja«, sagte Banks abwesend. »Ja, ich schätze, Sie haben recht. Bevor wir nach Eastvale zurückfahren, möchte ich noch mal kurz bei den Greenocks reinschauen. Ich habe da was vor. Sie sprechen über Funk mit Richmond. Mal sehen, ob er was rausbekommen hat.«
     
    Katie zuckte zusammen und wich zurück zur Wand, als sie Banks durch die Tür des Zimmers kommen sah, das sie gerade putzte.
      »Alles in Ordnung, Katie«, sagte er. »Ich will Ihnen ja nichts tun. Wir müssen uns nur ein bisschen unterhalten, das ist alles.«
      »Sam ist nicht da«, sagte Katie und umklammerte das gelbe Staubtuch vor ihrer Brust.
      »Ich weiß. Ich habe ihn wegfahren gesehen. Mit Ihnen möchte ich sprechen. Kommen Sie, Katie, hören Sie mit diesen Spielchen auf. Seit wir hier sind, haben Sie versucht, uns aus dem Wege zu gehen. Warum? Wovor haben Sie Angst?«
      »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
      Banks seufzte. »Doch, das wissen Sie.« Er setzte sich auf die Bettkante. »Und ich werde so lange warten, bis Sie es mir erzählen.«
      Jetzt, wo sie ängstlich am Fenster stand, wusste Banks plötzlich, an wen sie ihn erinnerte: an Hardys Tess Durbeyfield. Äußerlich ähnelte sie Nastassja Kinski, die Tess in der Verfilmung gespielt hatte, doch die Ähnlichkeit ging noch weiter. Für Banks war Tess ein Kind in einem Frauenkörper, das sich seiner Schönheit und Sexualität oder seiner Wirkung auf Männer noch nicht vollständig bewusst war. Nicht ganz die reine Unschuld, aber annähernd - eine Art unschuldige Sinnlichkeit. Er nahm sich vor, zu Hause die Beschreibung von Tess im Buch nachzulesen.
      »Schauen Sie«, fuhr er fort, »wir können entweder hier reden oder im Präsidium in Eastvale. Ganz wie Sie wollen. Mir ist das ziemlich gleich.«
      »Das dürfen Sie nicht«, sagte Katie und schob die Unterlippe vor. »Sie können nicht so einfach Leute mitnehmen. Ich habe nichts getan. Ich muss meine Arbeit zu Ende machen.«
      »Das muss ich auch. Sie halten Beweise zurück, Katie. Das ist ein Verbrechen.«
      »Ich halte überhaupt nichts zurück.«
      »Wie Sie meinen.« Banks stand übertrieben langsam auf. »Dann lassen Sie uns gehen.«
      Katie wich zurück, bis sie direkt an der Wand stand. »Nein! Wenn Sie mich mitnehmen, wird Sam ... Sam wird ...«
      »Kommen Sie, Katie«, sagte Banks sanfter, »seien Sie nicht dumm.« Er deutete auf den Stuhl. »Setzen Sie sich und fangen Sie an zu erzählen.«
      Katie ließ sich in den Stuhl am Fenster fallen und schaute auf den Boden. »Es gibt nichts zu erzählen«, murmelte sie.
      »Dann will ich es Ihnen etwas leichter machen«, sagte Banks. »Der Art nach zu urteilen, wie Sie sich verhalten haben, als wir gestern mit Ihnen und Sam sprachen, vermute ich, dass etwas zwischen Ihnen und Bernard Allen vorgefallen ist, während er hier war. Vielleicht etwas Persönliches. Sie mögen denken, das ist Ihre Sache und hat nichts mit seinem Tod zu tun, aber lassen Sie das bitte mich entscheiden. Verstehen Sie?«
      Katie starrte ihn nur an.
      »Sie kannten ihn schon lange, nicht wahr?«
      »Seit er nach Leeds gezogen ist. Wir waren seine Nachbarn.«
      »Sie und Sam?«
      »Und Sams Eltern.«
      »Was ist mit Ihren Eltern geschehen?«
      »Sie starben, als ich ein kleines Mädchen war. Meine Großmutter hat mich aufgezogen.« Katie senkte ihren Blick und knetete mit ihren Händen das gelbe Staubtuch.
      »Sind Sie jemals mit Bernie Allen ausgegangen?«
      Entgeistert sah sie auf, ihre Wangen liefen rot an. »Was soll das heißen? Ich bin verheiratet.«
      »Gut, aber irgendwas ist zwischen Ihnen vorgefallen, das ist eindeutig. Warum wollen Sie mir nicht sagen, was?«
      »Wie gesagt«, entgegnete Katie. »Nichts ist passiert. Wir waren Freunde, das ist alles.« Sie knetete wieder das Staubtuch in ihrem Schoß. »Ich habe Durst.«
      Banks brachte ihr ein Glas Wasser vom Waschbecken.
      »Haben Sie sich geliebt, Katie?«, fragte er. »Haben Sie mit Bernard Allen geschlafen, als er hier war?«
      »Nein!« Tränen schossen aus Katies klaren, braunen Augen.
      »Na gut.« Banks hob seine Hand. »Es ist nicht wichtig. Ich glaube Ihnen.« Er glaubte ihr nicht, aber manchmal war es sinnvoll, so zu tun, als glaubte

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