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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Vielleicht, dachte er, war es vor allem die Angst vor Autoritäten, die ihn dazu veranlasst hatte, Polizist zu werden. Ihm lag nichts daran, solche Gefühle auf andere zu übertragen, aber möglicherweise hatte er den Beruf gewählt, um sie zu überwinden und in sich zu besiegen.
      Und nun saß er hier, brachte keinen Ton hervor, wusste nicht, was er zu seiner Verteidigung sagen sollte, während in ihm die Wut über Gregson brodelte, weil er ihn in eine solche Lage gebracht hatte.
      »Sie haben hier keine Befugnisse, das wissen Sie«, fuhr Gregson fort.
      Schließlich fand Banks seine Stimme wieder. Er hielt seinen Ärger im Zaum und sagte: »Mir war nicht bewusst, dass ich besondere Befugnisse brauche, um mit Menschen zu reden - ob nun in England oder in Kanada.«
      »Ihr Sarkasmus hilft Ihnen auch nicht weiter«, sagte Gregson. Er presste die Lippen fest aufeinander, damit ihm kein Lächeln entwich.
      Er war ein runder Mann mit eckigem Kopf. Seine grauen Haare waren kurz geschoren, unter seiner Boxernase sprießte ein bürstenähnlicher und gut zu ihm passender Schnurrbart, dessen Stoppelenden vom Nikotin gelb gefärbt waren. Beim Sprechen hatte er die Angewohnheit, mit seinen Fingern unter den Kragen seines weißen Hemdes zu fahren, als wäre er zu eng. Seine Haut besaß einen rosafarbenen Plastikglanz, wie ein zu stark aufgeblasener Luftballon. Banks fragte sich, was passieren würde, wenn er ihn anpiekste. Würde er explodieren oder nur langsam die Luft entweichen, während die äußere Hülle in sich zusammenfiel?
      »Was haben Sie gegen Ironie, Sergeant?«, fragte Banks. Auch das war seltsam: von einem einfachen Sergeant festgehalten zu werden.
      »Sie wissen, dass man vom Sarkasmus sagt, er sei die niedrigste Form des Humors, oder?«, entgegnete Gregson.
      »Ja. Aber besser eine Form von Humor als überhaupt keinen.«
      »Ich habe Sie nicht hierher gebracht, um mit Worten herumzuj onglieren.«
      »Offensichtlich.«
      Banks zündete sich eine neue Zigarette an und schaute aus dem Fenster auf die Büroblöcke aus Beton und Glas. Sein schweißnasses Hemd klebte an der Lehne des orangefarbenen Plastikstuhls. Seine Verärgerung verebbte zu Langeweile. Sie befanden sich irgendwo in einem futuristischen, klimatisierten Gebäude, doch das Büro roch nach verbranntem Gummi und altem Zigarrenrauch. Das war alles, was er wusste.
      »Was wollen Sie jetzt tun?«, fragte Banks. »Mich verhaften?«
      Gregson zuckte mit den Schultern. »Weshalb? Sie haben nichts verbrochen.«
      Banks beugte sich vor. »Warum, zum Teufel, haben Sie dann Dick und Doof losgeschickt, um mich auf den Rücksitz eines Wagens zu verfrachten und gegen meinen Willen hierher zu bringen?«
      »Hören Sie auf damit«, sagte Gregson. »Als Jordan mich angerufen hat und meinte, da stellt ein verdächtiger Engländer Fragen über Bernard Allen, was zum Teufel hätte ich sonst tun sollen? Was hätten Sie getan? Dann stellte sich heraus, dass Sie es waren, ein gottverdammter Polizeiinspektor aus England. Und mich hatte man nicht einmal über Ihren Besuch unterrichtet. Das sehe ich als Beleidigung. Außerdem fand ich Ihre Bemerkung am Telefon, dass jemand wie ich immer seinen Mann kriegt, nicht besonders witzig. Ich bin kein Mountie.«
      »Es tut mir leid, dass ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet habe, Sergeant«, sagte Banks und stand auf, »aber wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich den Rest meines Urlaubes gerne in Ruhe genießen.«
      »Ich habe nichts dagegen«, sagte Gregson und bewegte sich auf die Tür zu, um Banks am Gehen zu hindern. »Überhaupt nichts. Doch ich glaube, Sie sollten sich ein paar Dinge einprägen, bevor Sie losstürmen.«
      »Was für Dinge?«, wollte Banks wissen. Seine Hand lag auf dem glitschigen Türgriff.
      »Zuerst einmal: Was ich Ihnen am Telefon gesagt habe, entspricht der Wahrheit. Uns fehlen die Mittel, um diesen Fall zu bearbeiten. Zweitens, ja, Sie können mit so vielen Leuten reden, wie Sie wollen, vorausgesetzt, sie wollen mit Ihnen reden. Und drittens, Sie hätten, verdammt noch mal, um Erlaubnis fragen sollen, bevor Sie sich in das Scheißflugzeug gesetzt haben und hier einfallen. Was ist, wenn Sie Ihren Mörder finden? Was wollen Sie dann machen? Haben Sie mal daran gedacht? Wollen Sie ihn aus dem Land schmuggeln? Sie können sich in eine verdammt verzwickte Rechtslage bringen, wenn Sie nicht sehr aufpassen.« Gregson rieb mit dem Handrücken über seinen

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