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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Augen. Ihr Gesicht war herzförmig, und ihre Lippen waren an den Seiten leicht nach oben gebogen. Das war vor zehn Jahren, dachte Banks, nahm das Foto vorsichtig aus den silbernen Ecken und steckte es in die Tasche. Würde sie jetzt noch so aussehen?
      Sorgfältig durchsuchte er den Rest der Wohnung. Er nahm jedes Buch und blätterte es durch, aber er fand nichts mehr. Die mit »Julie« unterschriebene Postkarte und das alte Foto waren alles, womit er weitermachen konnte. Als er in der Wohnung fertig war, klebte sein Hemd klatschnass am Rücken.
      Draußen schien es sich Gregson in seinem heißen Wagen mit einer Zigarette recht gemütlich gemacht zu haben.
      »Noch was gefunden?«, fragte er.
      »Nur ein altes Foto. Wahrscheinlich nutzlos. Wie spät ist es?«
      »Zehn nach vier.«
      »Ich schätze, ich mache mich besser auf den Heimweg.«
      »Wo wohnen Sie?«
      »Riverdale.«
      »Das ist nicht weit. Wie steht's mit einem Bier vorher?«
      »In Ordnung.« Bei dem Gedanken an ein eisgekühltes Bier konnte er unmöglich widerstehen.
      Gregson fuhr zurück nach Downtown und parkte auf einem Parkplatz hinter einem verschmutzten, quadratischen Flachdachgebäude mit einer Satellitenschüssel auf dem Dach.
      Trotz des warmen, goldenen Sonnenlichts draußen war es in der Bar so dunkel, dass Banks' Augen eine Weile brauchten, um sich anzupassen. Er spürte aber gleich, dass es kühl war, herrlich kühl. Zum Ambiente hätte Sägemehl auf dem Boden gepasst, aber das war natürlich nicht der Fall. Der hohe Raum war so groß wie eine Scheune und mit schwarzen Plastiktischen und -Stühlen vollgestellt. Auf der einen Seite befand sich die Theke, ein ferner, schwacher Lichtschimmer, und auf der anderen eine Bühne voller Scheinwerfer und Lautsprecher. Im Augenblick tanzte im Scheinwerferlicht ein ziemlich flachbrüstiges junges Mädchen halbnackt zu jumpin' Jack Flash von den Stones. Die Musik war entschieden zu laut. Vor einer dritten Wand projizierte ein Beamer ein live übertragenes Baseballspiel auf eine riesige Leinwand.
      Eine Kellnerin kam vorbeigeschnurrt, die Blusenenden unter ihren üppigen Brüsten zusammengeknotet, und nahm mit einem müden Lächeln ihre Bestellungen auf. Bald kehrte sie mit einem Tablett voller Getränke zurück. Als Banks sich umschaute, stachen andere Gestalten in der Düsterkeit hervor. Das Lokal war ordentlich gefüllt. Zigarettenqualm kringelte empor und tanzte im Licht der Scheinwerfer. Was auch immer diese Bar war, es war sicherlich kein Pub im englischen Stil, den Bernard Allen besucht hätte, um ein Pint zu trinken. Die vier Gläser gezapftes Bier vor ihnen waren winzig und verjüngten sich nach unten zu dicken, kräftigen Stielen.
      »Cheers.« Gregson stieß mit Banks an und leerte sein Glas praktisch in einem Zug.
      »Wenn man jedes Mal zwei Gläser bestellen muss«, bemerkte Banks, »warum nimmt man dann nicht gleich größere Gläser?«
      Gregson zuckte mit den Achseln und leckte Schaum von seinem Schnurrbart. »Tradition, nehme ich an. Ist so, seit ich denken kann.« Er bot Banks eine Zigarette an. Sie war stärker als die, die er normalerweise rauchte.
      Die Musik ging zu Ende, und das Mädchen verließ unter spärlichem, aber höflichem Applaus die Bühne.
      Gregson deutete auf die Großbildleinwand. »Kommt Baseball zurück in die Heimat?«
      Banks nickte. »Mehr und mehr. Meinem Sohn gefällt es, aber ich persönlich stehe mehr auf Cricket.«
      »Davon verstehe ich überhaupt nichts.«
      »So geht es mir mit Baseball.« Banks machte die Kellnerin auf sich aufmerksam und gab eine weitere Bestellung auf, wollte für sich aber diesmal eine Flasche Carlsberg. Sie lächelte ihn süßlich an und bat ihn, die Bestellung zu wiederholen.
      »Die mag Ihren Akzent«, sagte Gregson danach. »Sie hat Sie schon beim ersten Mal verstanden. Hier könnte was gehen für Sie, wenn Sie Interesse haben.«
      »Ich bin verheiratet.«
      »Ach so. Aber wenn die Katze aus dem Haus ist ... Und Sie sind in einem fremden Land, weit weg von daheim.«
      Banks lachte. »Das Problem ist, dass ich mich selbst immer mitnehmen muss, egal wo ich hingehe.«
      Gregson nickte langsam. »Ich weiß, was Sie meinen.« Er tippte an seinen eckigen Kopf. »Hier sind ein paar Bilder drin, die ich am liebsten rausschmeißen würde, glauben Sie mir.« Er schaute wieder auf die Leinwand. »Baseball. Das beste Spiel der Welt.«
      »Wenn Sie's

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