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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Weg hielt sie inne und bewunderte die Eichenvertäfelung und den altmodischen Stil seines Wohnzimmers mit den Aquarellen von Nelson und Wellington an den Wänden und den Reihen in Leder eingebundener Bücher. Sie fragte sich, ob er sie jemals gelesen hatte. Auf einem kleinen Teakholztisch neben dem Kamin stand eine bronzene Büste. Als sie genauer hinschaute, sah Katie, dass im Sockel der Name Oscar Wilde eingraviert war. Irgendwo hatte sie den Namen schon einmal gehört, aber er sagte ihr nicht viel. In welch schöner Wohnung dieses Ungeheuer Nicholas lebte. Obwohl sie nicht leicht sauber zu halten sein wird, dachte Katie, als sie die ganzen Winkel und Ecken professionell unter die Lupe nahm.
      Schließlich fand sie die Toilette, die moderner als der Rest des Hauses war. Sie kippte ihren Wein in den Ausguss und blieb eine Weile. Untätig warf sie einen Blick auf eine Ausgabe von Yorkshire Life, die bewusst neben der Badewanne ausgelegt war. Dann bekam sie Angst, dass Sam nach ihr suchen könnte.
      Als sie zurück nach unten in die Diele ging, traf sie auf Nicholas, der soeben hochgehen wollte. Er schwankte, seine Augen waren glasig. Eine widerspenstige Locke nahe seines Wirbels stand kerzengerade vom Kopf ab, was ihm das Aussehen eines ungezogenen Schuljungen verlieh.
      »Oh, Katie, mein Liebling«, sagte er, streckte seine Hände aus und hielt sie an der Schulter fest. Er sprach undeutlich, seine Wangen waren vom Alkohol erhitzt. »Komm zu mir, süßer als Wein ist deine Liebe.«
      Katie wurde rot und versuchte sich loszuwinden, doch Nicholas packte nur fester zu. Er schaute sich um.
      »Keiner da«, flüsterte er. »Zeit für einen kurzen Kuss, meine Blume auf den Wiesen des Scharon, meine Lilie der Täler.«
      Katie wehrte sich, aber er war zu kräftig. Er hielt ihren Kopf fest, kam mit seinem Mund näher an ihren und schien sie mit einem langen, feuchten Kuss ersticken zu wollen. Sein Atem stank nach Wein, Knoblauchpastete und Stiltonkäse. Als er aufhörte, rang sie nach Luft. Aber er ließ sie nicht los. Eine Hand lag nun auf ihrem nackten Rücken, die andere langte nach ihren Brüsten.
      »Ah, deine Brüste sind wie zwei Kitzlein, wie die Zwillinge einer Gazelle«, sagte er schwer atmend. »Komm, Katie. Hier rein. Ins Schlafzimmer.«
      »Nein!«, rief Katie. »Wenn du mich nicht loslässt, schreie ich.«
      Nicholas lachte. »Ich mag leidenschaftliche Mädchen. Komm schon, gleich kannst du schreien. Aber jetzt noch nicht.« Er legte eine Hand auf ihren Mund und begann sie den Flur entlangzuzerren. Plötzlich hörte sie eine vertraute Stimme hinter ihnen, gleichzeitig löste sich Nicholas' Griff. Sie machte sich los und drehte sich um. Da stand John Fletcher und sagte Nicholas, er solle seine Finger von ihr lassen.
      »Fahr zur Hölle!«, sagte Nicholas, der viel zu erregt war, um einen Rückzieher zu machen. »Du willst mir sagen, was ich tun soll? Du Emporkömmling von einem Bauernjungen.«
      Und plötzlich schlug John zu. Ein kurzer, trockener Schlag ins Gesicht, der Nicholas verdutzt dastehen ließ. Er starrte John an, während Blut aus seinen Lippen floss und in einem schmalen Rinnsal von seinem Kinn tropfte. Draußen im Garten zerbrach ein Glas und jemand kicherte laut, während Mary Wells' My Guy gespielt wurde. Nicholas sah John zähnefletschend an, legte dann seine Hand vor den Mund und torkelte ins Badezimmer.
      Fletcher rieb seine Knöchel. »Alles in Ordnung, Katie?«, fragte er.
      »Ja, ja, danke.« Katie schaute beim Sprechen auf den gemusterten Teppichboden. »Es ... es tut mir leid ... das ist so peinlich. Das war nicht das erste Mal, dass er mir zu nahe kommt, aber früher ist er nie so grob geworden.«
      »Er ist betrunken«, sagte Fletcher und lächelte dann. »Mach dir keine Sorgen. Ich wollte das schon lange machen.«
      »Aber was wird er tun? Er sah so wütend aus.«
      »Er wird sich beruhigen. Komm, gehen wir zurück zu den anderen.«
      Katie nahm ihren Schal, dann gingen sie zurück in den Garten, der nun von strategisch platzierten, antiken Laternen erleuchtet war. Katie entschuldigte sich, dankte John erneut und schlich um das Haus herum zur Straße. Sie musste für eine Weile dort draußen sein, wenigstens so lange, bis ihr Herz aufhörte, so wild zu schlagen, und sie wieder ruhig atmen konnte. Dort, wo Nicholas' Hände sie berührt hatten, fühlte sich ihr Körper taub an. Sie zitterte.
      Niemand war auf der Straße. Selbst die

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