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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Fotos herumzeigte und das Barpersonal und die Gäste nach Bernard Allen und Anne Ralston fragte.
      Dieser Teil des Jobs war hart für Leber und Nieren, deshalb versuchte er, so wenig wie möglich zu trinken. Um die Aufgabe interessanter zu gestalten - denn ein Kneipenbummel ohne Gesellschaft ist kaum der aufregendste Zeitvertreib der Welt -, probierte er die verschiedenen Fassbiere, die importierten wie die einheimischen. Die meisten kanadischen Biere schmeckten gleich und waren durch die Bank mit zu viel Kohlensäure versetzt. Englische Biere, so stellte er fest, waren nicht weit verbreitet. Double Diamond und Watney's ignorierte er genauso entschieden wie zu Hause. Mit Abstand am besten waren ein paar regionale Gerstensäfte, von denen ihm Gerry Webb erzählt hatte: Arkell Bitter, Wellington County Ale, Creemore Springs Lager und Conner Bitter. Sie waren sämig, geschmackvoll, vollmundig und hatten, wenn gewünscht, herrliche, cremige Blumen.
      Trotz des guten Bieres hingen ihm die Pubs bald zum Halse raus. Er rauchte zu viel, trank zu viel und aß zu viel Gebratenes. Am Dienstag, nachdem er aus Kleinburg zurückgekommen war, hatte er The Sticky Wicket, das Madison und das Duke of York abgeklappert, die alle im Umkreis der Universität lagen. Ohne Erfolg. Am Mittwoch, nach seiner Rückkehr von den Niagarafällen, hatte er im Spotted Dick begonnen und war dann - mit Zwischenstopps im Artful Dodger und The Jack Russell - zwischen Kauflustigen und Genusssüchtigen die belebte Yonge Street hinab zum Hop and Grape gelaufen. Er hatte im Hop and Grape gesessen, im Erdgeschoss eines Bürogebäudes unweit der Ecke Yonge und College Street, und auf der Straße langhaarige Heavy-Metal-Fans beobachtet, die gruppenweise einem Konzert in Maple Leaf Gardens zustrebten. Seine Kleidung war schweißnass, und seine Füße taten weh. Da die Büroangestellten bereits gegangen waren und das Abendpublikum noch nicht eingetroffen war, war es zu der Zeit ruhig im Pub gewesen. Nur noch zwei Tage waren übrig, und er war sich vollkommen bewusst, dass ihm allmählich die Zeit davonlief. Da er für den Abend die Nase voll hatte, war er zurück zu Gerrys Haus und früh ins Bett gegangen.
      Dennoch wusste er, dass er recht haben musste. Bernard Allen hatte in einem englischen Pub verkehrt, und er musste Trinkkumpane gehabt haben, die ihm nun nachtrauerten.
      Am Donnerstag um Viertel nach drei stieg Banks vor The Feathers im Osten der Stadt aus einem Streetcar. Als er durch die Tür trat, schaute er auf zwei Dartscheiben, die an einer mit grünem Tuch bespannten und von Fehlwürfen durchlöcherten Wand hingen. Links davon befand sich der eigentliche Pub, der mit dunkel schimmerndem Holz, poliertem Messing und dunkelroten Samtbezügen eingerichtet war. Und es war kühl.
      Die Wand gegenüber der Theke war mit gerahmten Fotografien vollgehängt, hauptsächlich englische oder schottische Motive. Banks erkannte einen Pub in York, die Theakston-Brauerei in Masham, ein Straßenschild, das er oft auf dem Weg nach Ripon passierte, und, die größte Überraschung, ein Foto des Queen's Arms am gepflasterten Marktplatz von Eastvale. Das hier zu sehen, war ein merkwürdiges Gefühl. Da stand er mehr als viertausend Kilometer von zu Hause entfernt in einem Pub und schaute auf ein Foto des Queen's Arms. Unheimlich.
      Das Lokal war fast leer. Nahe der Tür saß eine Gruppe von vier oder fünf Leuten, die einem grauhaarigen Mann mit verlebtem Gesicht und Lancashire-Akzent zuhörten, der über die Einkommensteuer klagte.
      Banks stellte sich an die Theke neben einem sehr großen Mann mit kurzen, ordentlich gekämmten Haaren. Er rauchte Pfeife und starrte in sich versunken in die Leere, als sinnierte er über die Dummheit der Menschheit. Über der Kasse hinter der Theke hing ein kleiner Union Jack.
      »Ein Pint Creemore, bitte«, sagte Banks, der das Brauereiemblem an einem der Zapfhähne gesehen hatte.
      Die Bardame lächelte. Sie hatte gelocktes, rotbraunes Haar und braune, humorvolle und verschmitzte Augen. Als sie zum anderen Ende der Bar ging, um die Bestellung einer Kellnerin anzunehmen, fiel Banks auf, dass sie ein sehr kurzes Kleid trug. Durch ein Paar prächtiger Beine war das mehr als gerechtfertigt.
      »Ruhig hier«, bemerkte Banks, als sie das eisgekühlte Pint vor ihn stellte.
      »Um diese Zeit immer«, sagte sie. »Um fünf, wenn die Leute nach der Arbeit reinschauen, wird's voll.«
      Banks atmete tief ein und zog

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