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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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konnte. Was schließen Sie daraus?«
      »Sie sind der Schnüffler. Sagen Sie es mir.« Julie blies Zigarettenrauch durch die Nase.
      Banks beugte sich vor. »So wie ich es sehe«, sagte er, »wussten Sie etwas über den Mord an Raymond Addison. Etwas Belastendes. Ich bin mir nicht sicher, wer noch darin verwickelt war oder warum, aber es muss sich um jemanden mit Geld handeln. Ich schätze, dass Stephen Collier eine große Rolle gespielt hat. Ich glaube, dass Sie Bernard erzählt haben, was Sie wussten, und dass er dieses Wissen dazu benutzen wollte, durch Erpressung das zu erreichen, was er am meisten wollte - nach Swainshead zurückzukehren.«
      »Mein Gott! Ich ... Wollen Sie sagen, ich bin verantwortlich für Bernies Tod?«
      »Ich stelle keine Schuldbehauptungen auf, Mrs Culver. Ich will einfach nur wissen, was passiert ist. Ich möchte Bernies Mörder schnappen.«
      Julie schien intensiv nachzudenken. Auf ihrem Gesicht zeichneten sich widersprüchliche Gefühlsregungen ab. »Ich habe mich keiner Sache schuldig gemacht«, sagte sie schließlich. »Ich habe nichts zu befürchten. Und ich glaube Ihnen nicht. Bernie hätte nie jemanden erpresst.«
      Die Kellnerin brachte das Essen. Bevor sie wieder ging, bestellten sie noch einmal die gleichen Getränke. Dann ließ sich Banks seinen Braten schmecken, während Julie in einem Caesar's Salad stocherte. Sie aßen stumm. Erst als beide ihren Teller weggeschoben hatten und nach den Zigaretten griffen, begann Julie wieder zu sprechen.
      »Es ist so lange her, wissen Sie«, fing sie an. »Seitdem ist eine Menge passiert. Es hat lange Phasen gegeben, in denen ich überhaupt nicht an Swainshead gedacht habe.«
      »Kein Heimweh?«
      »Ich? Ich bin überall zu Hause. Fast überall. Nur für den Nahen Osten könnte ich mich nicht erwärmen.«
      »Bernie hatte Heimweh.«
      »Ja, er war der Typ dazu. Wenn Sie ihn gekannt hätten, hätten Sie es verstanden. Er hatte die Gegend im Blut. Er fühlte sich nicht mal in Leeds richtig wohl. Ja, Bernie wollte zurückgehen. Was schade war. Ich hatte irgendwie gehofft ...«
      »Dass Sie und Bernie wieder zusammenkommen?«
      Sie hob ihre schmalen, dunkel nachgezogenen Augenbrauen. »Sie wissen davon?«
      »Es war nicht gerade ein Staatsgeheimnis.«
      »Stimmt. Egal, warum nicht? Wir waren beide wieder solo.«
      »Erzählen Sie mir, was vor fünf Jahren passiert ist und was Sie dazu veranlasst hat, auf die andere Seite der Welt zu fliehen.«
      Die Kellnerin kam, um die Teller abzuräumen. Banks bestellte diesmal wieder ein Pint Creemore, und Julie bat um Kaffee und einen doppelten Cognac. Alle Tische waren mittlerweile belegt. Neben ihnen hatte eine Gruppe von acht Leuten zwei Tische zusammengeschoben.
      »Das scheint alles eine Ewigkeit her zu sein«, sagte Julie, als sie ihre Getränke bekamen. »Ich war wohl ein naives, junges Ding damals. Meine Erziehung begann erst richtig, nachdem ich gegangen war.«
      Sie versuchte, Zeit zu gewinnen, dachte Banks, um die Geschichte auf ihre Weise zu erzählen. Vielleicht war sie sich noch nicht darüber im Klaren, ob sie ihm die Wahrheit erzählen sollte oder nicht. Jetzt war es am besten, entschied er, sie machen zu lassen und behutsam in die richtige Richtung zu lenken. »Wo sind Sie hingegangen?«, fragte er.
      »Zuerst nach Europa. Ich hatte ziemlich lange gespart und mein Geld - ob Sie es glauben oder nicht - unter der Matratze versteckt. Ich habe einfach auf den Tag gewartet, an dem ich wusste, dass ich abhauen würde, ohne jemals zurückzukommen. Ich nahm eine Fähre nach Holland und landete für eine Weile in Amsterdam. Dann trieb ich mich in Frankreich, Italien und Deutschland rum. Um es kurz zu machen, ich lernte einen Mann kennen. Einen Kanadier. Das war ungefähr nach einem Jahr. Er nahm mich mit nach Vancouver, und wir heirateten.« Julie blies eine geradlinige Rauchfahne aus. »Für eine Weile hatte ich ein herrliches Leben ... bis ich ihm nicht mehr genügte. Wie du mir, so ich dir, dachte ich ... Wie auch immer, es war aus.«
      »Wann hatten Sie das erste Mal wieder Kontakt mit Bernie?«
      »Vor ungefähr achtzehn Monaten. Da hatte ich mich schon von Charles getrennt. Ich fand bald heraus, dass auch Bernie Eheprobleme hatte. Er schien sich darüber zu freuen, von mir zu hören. Ich hätte mich schon früher bei ihm melden können, aber ich hatte meine Zweifel, ob es gut wäre. Natürlich wusste ich, dass er hier war. Er

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