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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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war vor mir aus Swainshead weggegangen. Aber ich hatte das Gefühl, alle Brücken abgebrochen zu haben.«
      »Warum haben Sie sich dann bei ihm gemeldet?«
      »Es waren einfach die Umstände. Ich bin freie Werbekauffrau. Ich habe in Vancouver damit angefangen, weil mich das Gebiet interessierte. Außerdem hatte ich so etwas zu tun, während mein Mann ... nicht da war.« Sie tippte ihre Zigarette gegen den gläsernen Aschenbecher. »Irgendwie hatte ich den Dreh raus, ich hatte Talent für den fob, deshalb beschloss ich, auch ein Büro in Toronto zu eröffnen. Ich weiß nicht, wie weit Sie sich in Kanada auskennen, aber Toronto ist hier so ziemlich der Mittelpunkt der Welt. Ich wusste, dass Bernie hier lebte, also dachte ich, was soll's. Der Ärger, den ich gemacht habe, ist mittlerweile sowieso Schnee von gestern.«
      »Ärger?«
      Sie kniff die Augen zusammen und sah ihn eindringlich an. »Ich hatte gedacht, dass Bernie mich nicht sehen will.«
      »Verstehe ich nicht.«
      »Ich war mit Stephen Collier zusammen.«
      »Aber damals war Bernard schon hier. Was machte ihm das aus?«
      »Das war es nicht. Bernie und ich hatten nie viel mehr als eine Sandkastenliebe. Aber wir waren eng befreundet, wie Bruder und Schwester. Ich hatte gehofft, dass sich das hier ändern könnte ...« Sie seufzte. »Wie auch immer, es ging nur darum, dass Stephen ... nun ja ... er ist ein Collier.«
      »Und Bernard war sehr klassenbewusst.«
      »Genau.«
      »Also fühlte er sich verraten.«
      »So ähnlich.«
      »Und wie hat er reagiert?«
      »Damals hat er mir einige ziemlich gehässige Briefe geschrieben. Als ich dann wegging, verloren wir eine Zeitlang den Kontakt. Aber als wir uns dann hier wiedertrafen, war alles vergessen. Bernie war einfühlsam. Er zeigte Verständnis. Deswegen kann ich auch nicht glauben, dass er ein Erpresser war.«
      »Das muss auch nicht sein. Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht hat er nur etwas Falsches gesagt.«
      Julie lächelte. »Das klingt schon eher nach ihm.«
      »Was ist mit Nicholas Collier?«, wollte Banks wissen. »Hatten Sie zu ihm auch mal eine Beziehung?«
      Julie zog ihre Augenbrauen hoch. »Was haben Sie bloß für eine üble Meinung von mir?«, fragte sie lächelnd. »So bunt habe ich es auch nicht getrieben. Und trauen Sie mir etwas Geschmack zu. Aus Nicky habe ich mir wirklich nichts gemacht, auch wenn ich ein-, zweimal bemerkt habe, dass er was von mir wollte.«
      »Entschuldigen Sie«, sagte Banks. »Ich wollte nicht andeuten, sie wären eine -«
      »Schlampe? Flittchen? Hure? Leichtes Mädchen? Glauben Sie mir, man hat mir schon viel schlimmere Namen gegeben.« Als sie lachte, leuchteten Julies Augen für einen Moment auf. »Kennen Sie den Unterschied zwischen einer Schlampe und einem Miststück?«
      Banks schüttelte den Kopf.
      »Eine Schlampe ist eine Frau, die mit jedem ins Bett geht; ein Miststück ist eine Frau, die mit jedem ins Bett geht außer mit dir.«
      Banks lachte. »Das ist natürlich die männliche Sichtweise.«
      »Natürlich.«
      »Was ist also passiert?«, fragte er. »Warum sind Sie damals verschwunden?«
      »Sie sind hartnäckig, Mr Banks«, sagte Julie und zündete sich wieder eine lange, weiße Zigarette an. »Selbst meine geschmacklosen Witze können Sie nicht lange ablenken. Aber ich bin mir immer noch nicht darüber im Klaren, ob ich es Ihnen erzählen soll.«
      Banks sah ihr direkt in die Augen. »Mrs Culver«, sagte er ruhig, »Bernard Allen - Ihre Sandkastenliebe, wie Sie ihn nannten - ist ermordet worden. Jeder Mord ist grausam und brutal, aber dieser war schlimmer als viele andere. Erst wurde er erstochen, dann wurde sein Gesicht aufgeschlitzt und mit einem Stein zerschlagen, damit ihn niemand erkennt. Als wir ihn gefunden haben, hatte er fast zwei Wochen versteckt in dem Seitental gelegen. Aus seinen Augenhöhlen krabbelten schon die Maden.«
      Julie wurde bleich und umklammerte ihr Cognacglas so fest, dass Banks dachte, sie würde es zerbrechen. Ihre Lippen waren aufeinandergepresst, und ein Muskel genau unter ihrem Ohr zuckte. »Scheißkerl«, zischte sie.
      Die stumme Spannung zwischen ihnen schien Stunden zu dauern. Banks hörte das ziellose Geplapper um ihn herum, als wäre es die Tonspur eines Films, der irgendwo in weiter Ferne lief. Gesprächsfetzen über Marathonläufe, Bier, Cricket und das Unterrichten von eingeborenen Kindern im Norden. Alles in einem Gemisch aus

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