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04 - Winnetou IV

04 - Winnetou IV

Titel: 04 - Winnetou IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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er. „Und Old Shatterhand?“
    „Ich nehme den Kampf an, zu den Bedingungen, welche soeben besprochen wurden.“
    „Um Gottes willen!“ raunte mir das Herzle so laut zu, daß alle es hörten. „Ich gebe es nicht zu! Du bist verloren!“
    Es war ein Glück, daß sie deutsch gesprochen hatte, so daß niemand es verstand.
    „Hat Old Shatterhand mir noch etwas mitzuteilen?“ erkundigte sich Pida.
    „Nur daß ich mich mit meinem Gewehr pünktlich einstellen werde, weiter nichts. Pida, der Häuptling der Kiowa, hat seine Botschaft ausgerichtet. Er kann gehen!“
    Er machte eine grüßende Handbewegung und drehte sich um, sich zu entfernen. Aber noch unter der Tür blieb er stehen, besann sich, kehrte um, kam schnellen Schrittes auf mich zu, ergriff meine beiden Hände und sagte, indem sein Gesicht ein ganz anderes wurde:
    „Pida liebt Old Shatterhand. Er will nicht, daß Old Shatterhand sterbe, sondern daß er lebe und daß er glücklich sei. Kann Old Shatterhand an diesem Kampf, der doch unbedingt zu seinem Tod führen muß, nichts ändern?“
    „Ich könnte wohl, aber ich will nicht“, antwortete ich. „Pida ist mein Bruder, und ich bin der seine. Dieser Kampf wird nicht zu meinem Tod führen. Old Shatterhand weiß stets, was er sagt. Pida glaube auch jetzt an mich, wie er früher an mich glaubte! Kein Komantsche, kein Kiowa, kein Utah und kein Sioux wird mich töten! Nur noch kurze Zeit, so werden sie alle unsere Freunde sein. Ich bitte dich, das zu glauben!“
    „Ich glaube es, und ich wünsche es“, versicherte er. „Old Shatterhand spricht in Geheimnissen; aber jedes Wort hat bei ihm seinen Grund und seine Absicht. Er sieht und hört, was andere weder sehen noch hören. Darum weiß er voraus, was andere nicht wissen können. Ich habe gesprochen. Ich gehe!“
    Ich schüttelte ihm die Hände und küßte ihn auf die Stirn. Seine Augen strahlten. Er grüßte und schritt erhobenen Hauptes hinaus.
    Es läßt sich wohl denken, daß ich nun mit Fragen überschüttet wurde. Es war mir unmöglich, so zu antworten, wie man das wünschte. Wollte ich nicht den ganzen Erfolg auf das Spiel setzen, so mußte ich über das, was ich vorhatte, schweigen. Darum wuchs die Spannung der Anwesenden immer mehr und wurde, als sie sich dann entfernten, hinunter in die Stadt getragen und dort verbreitet. Meinem Herzle gegenüber durfte ich freilich nicht schweigen. Ich mußte sie beruhigen. Ich sagte ihr, daß ich im Besitz von vier kugelfesten Panzern sei, durch die kein Schuß zu dringen vermöge. Diese Panzer waren die Medizinen, die wir vom ‚Haus des Todes‘ mitgebracht hatten. Keinem Indianer kann es jemals einfallen, seine eigene Medizin zu verletzen. Er gibt sich lieber den Tod, als daß er dieses tut. Die Medizin des alten Kiktahan Schonka bestand aus seinem Gürtel und aus den Hundepfötchen, die ich damals auf den Stufen gefunden hatte. Was die Medizinen der drei anderen Häuptlinge vorstellten, das konnte man nicht sehen, weil sie in lederne Medizinbeutel eingenäht waren. Ich knotete die an ihnen vorhandenen Riemen derart, daß die Medizinen, wenn ich sie mir um den Hals hing, grad auf das Herz zu liegen kamen. Das war die ganze Vorbereitung, die ich für den so gefährlich erscheinenden Zweikampf zu treffen hatte. Als das Herzle das hörte, war sie sofort beruhigt. Ja, sie begann sogar, sich auf dieses ‚Duell‘ zu freuen.
    Nicht lange, so war die Aufregung zu sehen, die sich unten im Lager verbreitete. Man steckte den Kampfplatz ab, und man war besorgt um Plätze für Hunderte von Zuschauern. Es herrschte sowohl in der Unter- als auch in der Oberstadt eine lebhafte Bewegung. Man suchte einander auf. Man sprach von nichts anderen als von dem bevorstehenden Kampf auf Leben und Tod zwischen Old Shatterhand und den vier berühmten Häuptlingen. Man sagte, daß es von ersterem geradezu wahnsinnig sei, auf so blutrünstige Bedingungen einzugehen. Aber man hielt dem entgegen, daß er oft ganz anders denke und ganz andere Wege gehe als andere Menschen und daß man darum auch jetzt nicht voreilig urteilen dürfe, sondern einfach den Ausgang des Kampfes abzuwarten habe. Kurz, das Abenteuer war in aller Mund, und es verstand sich ganz von selbst, daß auch Tatellah-Satah davon hörte, obwohl ich es unterließ, ihn zu benachrichtigen. Es war nach dem Mittagessen; da suchte er mich auf. Ich war mit dem Herzle allein. Er setzte sich nicht. Er sagte, er beabsichtige, gleich wieder zu gehen. Er sah mir forschend in das Gesicht

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