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040 - Chopper – Geisterstimme aus dem Jenseits

040 - Chopper – Geisterstimme aus dem Jenseits

Titel: 040 - Chopper – Geisterstimme aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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vollkommen
Unsinniges. Sie führte das Glas an die Lippen, trank jedoch nicht. Sie goß es
mit einem Ruck gegen die Wand. Ein nasser Fleck entstand auf der Textiltapete.
Die Frau ließ das Glas achtlos zu Boden fallen, kniete ins Bett und blickte
sich um, als suche sie etwas.
    Dabei
fiel ihr Blick auf den Wecker.
    Sieben
Uhr morgens… Sie lag erst drei Stunden im Bett, hätte schlafen können bis in
die Mittagsstunden, und tat es doch nicht.
    Sie
warf die Decke zur Seite, stand auf und zündete sich eine Zigarette an. Nach
zwei Zügen wollte sie auch davon nichts mehr wissen und warf die eben
angerauchte Zigarette in den Ascher, wo sie langsam verglühte. Bettina Marlo
ging durch ihre Wohnung, zuletzt ins Bad. Die Wand neben dem Waschbecken war
ein Spiegel, der vom Boden bis zur Decke reichte. Die Blondine betrachtete sich
dabei, fuhr sich durch das Haar, beugte sich nach vorn und zog die Linien ihres
Mundes und der Augenbrauen nach. Leise summte sie ein Lied vor sich hin.
    Eine
halbe Stunde verging auf diese Weise, ohne daß sie sich von ihrem Spiegelbild
löste. Sie war einerseits unausgeschlafen und übernächtigt, andererseits voller
Unruhe und Tatendrang, als gäbe es außer ihren Gefühlen und ihrem Willen noch
etwas in ihr, das sie antrieb. Etwas Fremdes, das stärker war… Aber sie merkte
das nicht. Sie war nicht mehr sie selbst. Etwas benutzte sie.
    Bettina
Marlo nahm Cremedosen vom Regal, öffnete sie und begann, die weiße, fettige
Masse auf die Platten, das Becken und den Spiegel zu verteilen. Sie drückte sämtliche
Tuben aus, und die weißen dünnen Würste aus Salben und Zahnpasta bildeten ein
groteskes Gemälde. Bettina verzierte das Ganze, in dem sie Augen-Make-up und
Lippenstift dazwischen mischte. Was sie tat, schien ihr gar nicht bewußt zu
werden. Sie schien zu spielen wie ein Kind, das nicht wußte, was es tat… Dann
öffnete sie die Schublade an dem Kosmetikschränkchen, schüttete den Inhalt
wahllos auf den Boden ins Becken, in die Badewanne. Kämme, Augenbrauenstifte,
Modeschmuck, Lockenwickler und allerlei Krimskrams kullerten in Becken und
Wanne. Auch ein zusammenklappbares Rasiermesser mit bernsteinfarbenem Griff
befand sich darunter. Bettina Marlo bückte sich danach und fischte es zwischen
den anderen Utensilien heraus. Das Rasiermesser hatte vor langer Zeit mal einer
ihrer Freunde vergessen. Sie hatte gar nicht gewußt, daß sie es noch besaß. Sie
klappte es auseinander. Die scharfe Klinge funkelte im Sonnenlicht, das durchs
hohe, schmale Fenster des Hochhauses fiel. Sie zog eines ihrer langen blonden
Haare vom Kopf, fuhr mit der Klinge leicht darüber hinweg und schnitt es, kaum
daß das Messer es berührte, mitten entzwei. Ein seltsames Lächeln spielte um
ihre schöngeschwungenen Lippen. Ihre Augen glitzerten kalt wie Eiskristalle.
Dann hob sie die eine Hand, wischte sich eine freie Stelle aus der Schmiererei
auf dem Spiegel und betrachtete ihr verschwommenes Spiegelbild. Sie führte die
Hand mit dem Rasiermesser dicht vor ihre Kehle und vollführte eine sanfte
Kreisbewegung. Dabei dachte sie plötzlich an Andrea Gauter. Es wäre nett, jetzt
die Freundin hier zu haben…
    Bettina
Marlo verließ das Bad, steckte das Rasiermesser mit offener Klinge in den
weichen, dunklen Boden eines Blumentopfes, in dem eine Zierpalme wuchs. Die
Bewegung machte die Frau mechanisch, sie wurde ihr nicht bewußt. Bettina Marlo
ging zum Telefon. Andrea Gauters Nummer hatte sie im Kopf und brauchte sie
nicht nachzuschlagen. Sie ließ es unaufhörlich klingeln. Dann wurde endlich
abgehoben.
    »Gauter…
was ist denn los?« fragte eine mürrische verschlafene Stimme.
    »Hallo,
Andrea. Ich bin’s…«
    »Bettina?!«
Die Stimme aus dem Hörer klang ungläubig. »Aber… das kann doch nicht wahr sein.
Wieso rufst du jetzt schon wieder an? Weißt du, wie spät es ist? Noch nicht
acht! Ich habe noch keine vier Stunden geschlafen. Ist etwas?«
    »Ich
fühl mich allein… Es wäre nett, wenn du hierher kommen würdest. Ich brüh uns
einen starken Kaffee auf.«
    »Bettina…«
Andrea Gauters Stimme war nur ein Hauch. »Ich will keinen starken Kaffee
trinken, ich will schlafen. Ich bin todmüde… Was ist eigentlich los mit dir?
Heute Nacht rufst du mich an, legst dann ohne ein weiteres Wort wieder auf… als
ich zurückrufe, meldest du dich lange Zeit nicht, so daß ich mir schon Sorgen
um dich mache, dir könnte etwas passiert sein… Dann endlich hebst du ab und
verkündest frohgelaunt, daß das alles nur ein

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