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040 - Die Faust Gottes

040 - Die Faust Gottes

Titel: 040 - Die Faust Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Pain brüllte sich die Kehle heiser. »Im Namen des HERRN - Schluss damit!«
    Therese stieg zu ihm herunter. Groß ihre Augen, ängstlich ihr Blick - er flog zwischen der grölenden Menge und dem fäusteschwingenden Pain hin und her. »Lassen Sie uns gehen, Reverend!« Sie fasste seinen Arm. »Das Gesindel wird uns zerreißen!« Ein Hustenanfall schüttelte sie.
    »Seht ihr denn nicht, wie die Höllenmächte diese Welt in Beschlag nehmen?!« Reverend Pain brüllte und drückte Schwester Thereses Hand weg. »Seht ihr nicht, wie der dunkle Fürst sie von innen heraus entstellt?!«
    Der Chor ebbte ab. Als er merkte, dass er die Aufmerksamkeit der Menge zurück gewann, erhob sich der Reverend. »Wer Augen hat zu sehen, der sehe! Nicht nur die Leiber der Tiere verzerrt das Böse, auch auf menschlichen Gesichtern könnt ihr es bereits erkennen, das Antlitz der Hölle!« Er deutete auf die sieben Männer in den weißen Pelzen. »Oder warum sehen diese Fremden dort aus wie Dämonen?! Ich will euch sagen, warum -weil die höllischen Mächte schon in ihnen wohnen! Und auch von euch werden sie Besitz ergreifen, wenn ihr nicht Buße tut und für den HERRN zu den Waffen greift…«
    Wie ein Mann preschten die Fremden los. Sie drängten sich in die Menge, zogen Schwerter und Äxte unter ihren Mänteln hervor und brüllten Worte in einem fremden Idiom.
    Nur einer beherrschte die Sprache der Ruinenlords von Landän leidlich. Er stürmte den anderen sechs voran und rief: »Krieger Lokiraas sind wir! Und du bist tot!«
    Kurz bevor er den Panzer erreichte, stellte sich ihm der Motorradmann in den Weg. »Wea tod is un wea nich, sacht hia de Dschägga! Un das bin ich!«
    »Alter Mann hat uns beleidigt!« Der Fremde mit der gespaltenen Oberlippe und dem Fleischlappen anstelle der Nase fuchtelte mit seinem Kurzschwert. »Nie mehr wird er Lokiraas Krieger beleidigen!« Er wollte sich an dem Grandlord vorbei drängen.
    Der hielt ihn fest. »Heymän! Nix kapieat, was?! Isn gwoße Spaß, wenne Pain pwedigt. Tobt so schön. Lassn lebn, sonsd…«
    »Was ›sonst‹…?!«
    Die Menge verlor das Interesse an dem Reverend und Therese. Sie scharten sich um ihren Anführer und die Fremden.
    Therese sprang vom Panzer. »Kommen Sie, Reverend! Schnell weg hier!« Sie streckte dem Greis die Hand entgegen. Er kletterte in die schwarzen Brennnesseln hinab. Seltsam steif bewegte er sich. Seine Gelenke krachten. Aber er schwankte nicht. »O HERR, erbarme dich dieser verirrten Lämmer…«, murmelte er. Therese zog ihn mit sich.
    Immer wieder schaute er zurück, brummte klagende Gebete in seinen Bart, bekreuzigte sich und machte zwischendurch seinem Zorn auf den selbsternannten Ersten Lord John Jagger Luft. Pain hatte ihn noch persönlich gekannt. Ein Stahlschädel - durch schiere Willenskraft und gnadenlose Brutalität hatte er der Ruinenstadt und dem atomaren Winter Lebensraum für seine wilde Horde abgetrotzt. Niemanden respektierte er außer sich selbst, an nichts glaubte er außer an sich selbst.
    »Teufelsdiener!«, zischte Pain. Er sah sich um. Der Grandlord und seine Leute - größtenteils Nachfahren einer Motorradgang namens »Lords« - stritt mit den Fremden.
    »De Pain is spaßig«, hörte er Jagger rufen. »Verzählt spannend Stowies, macht 'ne gute Schau! Lassdn ja in Wuh, oda…!«
    Und der entstellte Weißpelz schrie: »Hohlkopf isser! Weiß nix, kann nix! Todesstern hat alle Götter vernichtet! Nur Lokiraa und Wodan nich!«
    Fäuste wurden geballt, Schwerter und Äxte prallten aufeinander. Frauen und Halbwüchsige huschten in den Treppenabgang. Therese packte den Reverend und zog ihn ins Gebüsch.
    »Verblendete!«, murmelte Pain. »Arme verlorene Seelen…«
    Sie kletterten über einen Schutthügel, der an dieser Stelle zwischen eingestürzten und schwarzen Hausfassaden die ehemalige New Oxford Street versperrte. Schnee und Eis überzogen den Trümmerhaufen teilweise, und die spärlichen Strünke von Efeu und Winden trugen nur wenige Blätter - schwarz und vom Frost der letzten Nächte vernichtet. Müde und erschöpft war der Reverend. In solchen Momenten der Enttäuschung wurde es ihm schmerzhaft bewusst: Er war alt, uralt, und nur die Glut seines Glaubens und sein kompromissloser Wille zum Kampf gegen das Böse hielten ihn aufrecht. Und sein Stützkorsett.
    Auf der anderen Seite des Schuttbergs rutschten sie auf die Straße hinunter. Pains Lippen bewegten sich im stummen Gebet. Über zugefrorene Pfützen, verrostete Ampelmasten und

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