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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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befreien.
    Seine Unbeugsamkeit war kalt und grausam, und zum ersten Mal wurde ihr das Dämonische seines Wesens wirklich klar. Der Fürst der Finsternis jagte ihr nacktes Grauen ein.
    Als sie die zweite Etage erreichten, versuchte sie, noch einmal das Wort an ihn zu richten, um ihn zur Vernunft zu bringen. Er blieb jäh stehen, wirbelte sie herum und zwang sie, ihm ins Gesicht zu sehen. Elinor wagte kaum zu atmen. Sein Gesicht war wie aus Stein gemeißelt, kalt, leer, gefühllos. „Verschonen Sie mich mit Ihren Ausflüchten, Miss Harriman“, befahl er schneidend. „Ich habe noch nie eine Frau geschlagen, es sei denn auf ihren Wunsch hin bei erotischen Spielen. Aber ich bin nicht abgeneigt, etwas Neues auszuprobieren. Schweigen Sie!“
    Und dann schleppte er sie wieder hinter sich her, endlose Korridore entlang, die schmaler und dämmriger wurden. Er brachte sie nicht in ihre Suite zurück, auch nicht in seine Gemächer, das war immerhin ein schwacher Trost. Aber bald gab es keine Wandleuchter mehr, nur den Kerzenhalter, den er einem Lakaien im Vorübergehen entrissen hatte. In diesen abgelegenen Teil drang auch kein Lärm der zügellosen Lustbarkeiten. Sie war allein mit ihm, niemand konnte sie hören, niemand konnte ihr helfen. Sie war seiner Willkür ausgeliefert.
    Erst als er die Tür zu einem abgelegenen Gemach aufriss, wurde ihr der tödliche Ernst ihrer Situation wirklich klar. Der unerschütterliche Lord Rohan hatte in ihrer Gegenwart nie eine Gefühlsregung gezeigt, und wenn er seine Dienerschaft herrisch zurechtgewiesen hatte, galt sein Unmut nicht ihr. Doch nun erkannte sie sein wahres Wesen, seinen maßlosen, unberechenbaren Zorn.
    Er stellte den Kerzenleuchter ab und schlug die Tür mit dem Fuß zu. Und als sie sich diesmal seinem eisernen Griff entziehen wollte, versetzte er ihr einen unsanften Stoß, und sie taumelte zu Boden. Er machte keine Anstalten, ihr aufzuhelfen, stand breitbeinig über ihr und betrachtete sie teilnahmslos.
    „Entledigen Sie sich Ihrer Kleider, Miss Harriman“, forderte er knapp und sachlich.
    Erst jetzt konnte sie ihn deutlich sehen, und sein Anblick erschreckte sie. Er trug eine lange Weste über einem weißen Rüschenhemd, und er blutete. Ein weiter Ärmel war zerrissen und blutbefleckt. Die Weste war in Brusthöhe zerrissen und gleichfalls blutgetränkt. Sie starrte ihn fassungslos an. Was war geschehen?
    Er beugte sich über sie und riss ihr den Wollumhang von den Schultern. „Und wer hat Ihnen damit zur Flucht verholfen?“, fragte er beinahe gurrend. „Das scheint mir nicht der Pelzmantel zu sein, den ich Ihnen zukommen ließ, nachdem Ihr Haus abgebrannt war. Ich pflege einen extravaganteren Geschmack zu haben.“ Er warf den Umhang verächtlich in eine Ecke. Dabei fiel die Geldbörse aus der Innentasche, Goldmünzen kullerten über das Parkett. Er betrachtete den kleinen Schatz sinnend.
    „War das Ihr Preis, Miss Harriman? Sie verkaufen sich zu billig. Ich wäre bereit gewesen, wesentlich mehr zu bezahlen für Ihre Gunst, hätten Sie mich nicht von Anfang an belogen.“ Seine finstere Miene jagte ihr kalte Schauder über den Rücken.
    „Wer hat Ihnen den Umhang und das Geld gebracht?“
    „Ich weiß es nicht“, antwortete und versuchte, sich aufzuraffen.
    „Habe ich Ihnen gestattet aufzustehen?“
    „Dazu brauche ich keine Erlaubnis“, entgegnete sie aufgebracht. Ihre Empörung war stärker als ihre Angst vor ihm.
    „Die brauchen Sie sehr wohl.“ Er stieß sie wieder zu Boden. „Ich rate Ihnen, zu bleiben, wo Sie sind. Wenn Sie mich noch mehr erzürnen, haben Sie sich die Konsequenzen selbst zuzuschreiben.“
    „Was habe ich denn verbrochen?“, schrie sie entrüstet. „Sie hätten sich doch denken können, dass ich fliehe, wenn sich mir die Möglichkeit bietet. Ich habe keine Ahnung, wer mir geholfen hat, aber ich wäre doch verrückt, diese Chance nicht zu ergreifen.“
    Er umkreiste sie mit bedächtigen Schritten und begann dabei, seine Weste aufzuknöpfen. „Habe ich Ihnen nicht befohlen, Ihre Kleider abzulegen?“
    Elinor beobachtete wie in Trance, wie er einen Diamantknopf nach dem anderen löste. „Angeblich haben Sie noch nie eine Frau mit Gewalt genommen, Mylord“, sagte sie beklommen. „Werden Sie Ihren Prinzipien untreu und vergehen sich an mir, weil ich ihnen den Gehorsam verweigert habe?“
    „Sie haben ein falsches Spiel mit mir getrieben, Miss Harriman, dafür bestrafe ich Sie“, antwortete er sanft. Er streifte die Weste ab. Der

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