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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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Situationen hatte sie häufig mit ihrer Mutter erlebt und wusste um den Verlauf der Dinge. Die anfängliche fiebernde Erregung, die wilde entfesselte Leidenschaft. Und dann das bang hoffende Warten und schließlich die Trennung.
    Viscount Rohan war berühmt für gefühlskalte Trennungen.
    Es standen auch ein Paar derbe Schuhe bereit. Und ein Mantel, bei dessen Anblick ihr ein schmerzhafter Stich ins Herz fuhr. Nicht der grobe Wollumhang, mit dem sie zu fliehen gedacht hatte, sondern der kostbare, pelzgefütterte Mantel, den Mrs Clarkes Tochter ihr besorgt hatte. Auf dem Tisch lag der Beutel mit Münzen. Sie starrte lange nachdenklich darauf.
    Wollte er, dass sie ging? War er fertig mit ihr, jetzt, da er sein Ziel erreicht und sie besessen hatte? Es sah ganz danach aus. Würde er aber auch Lydia freigeben?
    Wenn er glaubte, sie würde sich davonschleichen wie ein geprügelter Hund, so irrte er. Wenn er sie loswerden wollte, sollte er es ihr ins Gesicht sagen. Elinor griff nach Mantel und Geldbörse und öffnete die Tür.
    Im Flur wartete ein Diener, aber nicht ihr Freund Antoine. „Guten Morgen, Madame.
    Kann ich Ihnen behilflich sein?“
    „Bringen Sie mich bitte zurück in meine Suite.“
    „Verzeihen Sie, Madame, diese Gemächer sind mittlerweile von den Gästen Seiner Lordschaft belegt.“
    Ihr war, als weiche alles Blut aus ihren Adern. Ihre Hände wurden kalt.
    „Dann wünsche ich, Seine Lordschaft zu sprechen. Können Sie mich zu ihm bringen?“
    „Selbstverständlich, Madame. Ich weiß zwar nicht, wo er sich im Moment aufhält, aber ich bringe Sie in die Bibliothek und lasse ihn wissen, dass Sie ihn zu sprechen wünschen. Darf ich fragen, in welcher Angelegenheit?“
    „Sie dürfen nicht“, entgegnete sie kühl und krallte die Finger um die Geldbörse. Und dann folgte sie dem Diener den dunklen Korridor entlang.
    Rohan saß hinter seinem Schreibtisch und fächerte die Post durch, als Charles Reading hereinstürmte. „Was hast du ihr angetan?“
    Rohan blickte in trügerischer Gelassenheit auf. „Was denkst du denn, Charles?
    Genau das, was ich vorhatte.“ Er griff nach einem Glas Rotwein. „Möchtest du auch?“
    „Nein. Ich möchte wissen, was du jetzt vorhast.“
    „Mein lieber Charles, bist du etwa verliebt? Ich dachte, du hättest ein Auge auf die kleine Schwester geworfen“, sagte Rohan mit seiner seidenweichen Stimme.
    Zufrieden stellte er fest, dass seine Hand nicht zitterte. Er hatte das Debakel der letzten zwölf Stunden einigermaßen gut überstanden, stellte er mit Genugtuung fest.
    „Treib keine albernen Spielchen mit mir, Francis“, entgegnete Charles bitter.
    „Ehrlich gestanden“, fuhr Rohan fort, „bin ich mehr daran interessiert, zu erfahren, was geschehen ist, nachdem ich mich gestern Nacht ... zurückgezogen habe.
    Befindet sich der stinkende Kadaver von Sir Christopher noch in meinem Haus?“
    Charles schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht. Dein Cousin ließ ihn abholen. Er will sich darum kümmern, dass der Mann ein anständiges Begräbnis erhält.“
    „Wie ich Etienne kenne, schneidet er ihn vorher auf, um zu prüfen, ob er eines seiner Organe noch brauchen kann“, spekulierte Rohan im Plauderton. „Also keine lästigen Folgen?“
    „Nun ja, deine Gäste scheinen sich in einer Art Fieberwahn zu befinden. Offenbar hat sie der Geruch von Blut noch mehr enthemmt.“
    „Freut mich, der verlotterten Gesellschaft einen Gefallen getan zu haben“, sagte er weich.
    „Was hast du denn mit ihr vor, Francis? Sie ist eine Dame von Stand. Du kannst sie doch nicht behandeln wie eine deiner Huren.“
    „Aber mein lieber Charles, nichts anderes habe ich getan. Und ich kann dir versichern, es hat ihr durchaus Spaß gemacht.“ Er lächelte entwaffnend. „Ich denke, es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder ich schicke sie ihrer Wege mit einer beträchtlichen Barschaft, die sie für geraume Zeit über Wasser halten wird.
    Schließlich sehe ich keine Veranlassung, ihr für eine einzige Nacht lebenslang Unterhalt zu bezahlen.“
    „Und die zweite Möglichkeit?“
    „Nun ja“, fuhr er gedehnt fort, „ich ziehe in Erwägung, sie in die Obhut einer Dame unseres erlauchten Kreises zu geben. Veronique zeigt großes Interesse an ihr, und du weißt selbst, wie gern sie ihre Erfahrungen weitergibt. Im Übrigen würde ich sie gerne spärlich gekleidet unter unseren Gästen sehen, wenn sie sich mit den jungen Böcken vergnügt.“
    Charles sah ihn lange sinnend an. „Ich glaube dir kein

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