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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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plötzlich weise geworden bist, musst du mich eines Besseren belehren.“
    Und er küsste sie wieder, und einer weiteren Belehrung bedurfte es nicht.
    Die Kutsche ihres Cousins war bequem und gut gefedert, allerdings längst nicht so komfortabel wie Rohans elegante Equipage. Sobald sie eingestiegen waren, setzte der Wagen sich in Bewegung, und bald waren sie weit entfernt von Maison de Giverney. Weit weg von Rohan und seinen eiskalten, erbarmungslosen Worten.
    Elinor fühlte sich innerlich immer noch wie gelähmt, drückte sich in die Ecke, zog den Pelz eng um sich, innerlich zerfressen von Kummer und Schmerz. Sie blieb stumm und in sich gekehrt, bis sie bemerkte, dass der Wagen am Ufer der Seine entlangfuhr in die entgegengesetzte Richtung des Châteaus.
    „Wohin fahren wir? Sie wollten mich doch zu Lydia bringen“, sagte sie scharf. Sollte sie noch einmal von einem Mann betrogen werden ...
    „Meine liebe Cousine“, begann Marcus beschwichtigend. „Ich sagte Ihnen doch, dass ich Ihnen etwas mitzuteilen habe. Ihrer lieben Schwester geht es ausgezeichnet, ihr Verlobter Etienne de Giverney ist bei ihr. Seien Sie unbesorgt, sie ist wohlbehütet, und das Paar wird Hochzeit im kleinen Kreis feiern, sobald alle Vorbereitungen getroffen sind. Lydia lässt Sie herzlichst grüßen und Ihnen ausrichten, Sie sollen sich keine Sorgen machen.“
    „Sie will Etienne heiraten?“, fragte Elinor argwöhnisch. Das schien zwar eine vernünftige Lösung zu sein, aber Elinor entsann sich Lydias tränenersticktem Geständnis, dass sie Charles Reading liebte. Offenbar war sie wieder zur Vernunft gekommen – Liebe war eine Falle, eine Arglist, eine Illusion. Etienne würde gut zu ihr sein, es gab also keine Veranlassung für Elinors aufkeimende unheilvolle Befürchtung.
    „Wie ich hörte, hat er sie täglich im Château besucht und sie umworben, bis sie ihm endlich ihr Jawort gab. Und es ist ein Segen, dass er sie Rohans schlechtem Einfluss entziehen konnte, finden Sie nicht auch?“
    „Ja, gewiss“, bestätigte Elinor tonlos. „Kann ich sie sehen?“
    „Es wäre empfehlenswert, damit noch ein wenig zu warten. Sie haben mich noch nicht nach meinem Vorschlag gefragt.“
    Sie zwang sich, Interesse zu heucheln. „Natürlich, Cousin. Daran bin ich sehr interessiert.“ Vielleicht hatte er eine ältere Tante, die eine Gesellschafterin suchte, oder eine Cousine, die eine Gouvernante brauchte. Aber soweit sie wusste, hatte er keine Familie – ihre Familie war die seine.
    „Ich bin mir darüber im Klaren, dass mein Vorschlag unerwartet kommt, aber ich habe lange darüber nachgedacht und bin zur Überzeugung gelangt, die richtige Lösung gefunden zu haben. Möglicherweise entspricht sie nicht völlig Ihren Wünschen, aber ich könnte mir vorstellen, dass Sie Gefallen daran finden und ...“
    „Cousin Marcus“, fiel Elinor ihm unwirsch ins Wort. „Was versuchen Sie mir zu sagen?“
    Er nahm ihre Hand und ließ sich zu ihrem Schreck in der schaukelnden Kutsche auf ein Knie nieder. „Ich bitte Sie, mich zu heiraten, Cousine Elinor. Ich glaube, wir passen ausgezeichnet zueinander, und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass all die wunderbaren Dinge, die mir durch Erbschaft zugefallen sind, auch Ihnen gebühren. Es ist mir ein Herzenswunsch, mit Ihnen zu teilen.“
    „Cousin ...“, begann sie zaghaft und versuchte, ihren Widerwillen zu verbergen.
    „Ich habe den größten Respekt vor Ihnen, meine Liebe, und ...“, fuhr er unbeirrt fort, „... und ich verspüre tiefe Zuneigung für Sie. Ich glaube fest daran, dass wir lernen, einander zu lieben, und bitte Sie inständig, meinen Antrag anzunehmen.“
    Sie sah ihn fassungslos an, während er sich bemühte, das Gleichgewicht in der schaukelnden Kutsche nicht zu verlieren. Das wäre die Antwort auf alle Probleme, dachte sie benommen. Wenn Rohan von ihrer Eheschließung hörte, würde er sie augenblicklich aus seinem Gedächtnis streichen, und das war ihr größter Wunsch.
    Ihre Hand lag immer noch in der leicht verschwitzten Hand ihres gut aussehenden Cousins. „Einverstanden“, erklärte sie sachlich. „Unter der Bedingung, dass Sie mich so schnell wie möglich nach England bringen.“
    Er lächelte selig. „Liebste Elinor, wie wunderbar! In Calais wartet bereits ein Schiff auf uns. Wir können schon morgen England erreichen.“
    Morgen. Schon morgen wäre sie weit weg von Frankreich, dem Land, in dem sie zehn Jahre gelebt, einen Großteil ihrer Jugend verbracht hatte,

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