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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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Leidenschaft und berauschender Zärtlichkeiten verflogen, und erst als sie wieder in seiner Pariser Wohnung am Place des Vosges eingetroffen waren, hatten sie sich zögernd aus ihrem Kokon der Glückseligkeit gelöst und an Elinor gedacht.
    Widerwillig hatte er seine verträumt lächelnde Gemahlin in seinem warmen Bett zurückgelassen, um nach dem Rechten zu sehen. Nur die bohrende Frage nach Elinors Befinden hatte ihn bewogen, sich aufzumachen und sie abzuholen, bevor Rohan ihrer überdrüssig wurde.
    Wobei er davon überzeugt war, dass sein Freund sie nicht fortschicken würde.
    Mochte Francis seine Rolle als Fürst der Finsternis noch so überzeugend spielen und sich seiner Unmoral brüsten, seine verwundete Seele konnte seine innewohnende Noblesse nicht leugnen, so verächtlich er diesen Gedanke auch von sich weisen würde. Rohan liebte es, sich der Welt als herzloser Schurke zu präsentieren.
    Charles hatte keine Ahnung, wie Elinor Harriman das Ende ihrer kurzen Affäre hinnehmen würde. Er schätzte sie als willensstarke Person ein, die sich durch nichts so leicht erschüttern ließ. Schlimmstenfalls würde sie eine kostbare chinesische Vase auf Rohans aristokratischem Haupt zertrümmern, aber sie gehörte gewiss nicht zu den Frauen, die sich in ein dunkles Zimmer einsperrten und sich die Augen ausweinten.
    Andererseits hätte er nicht vermutet, dass sie Rohans legendären Verführungskünsten erliegen würde, und hatte sich geirrt. Wobei Rohans Verhalten ihr gegenüber im krassen Gegensatz zu seinem sonstigen Umgang mit Frauen stand.
    Nie zuvor hatte Reading seinen langjährigen Freund in einer ähnlichen Verfassung gesehen wie in jener Nacht. Die Grausamkeit seines Duells mit Sir Christopher, einem hoffnungslos unterlegenen Gegner, den er kaltblütig hingerichtet hatte, war zutiefst erschreckend, nicht minder sein rasender Zorn, mit dem er Elinors Flucht vereitelt hatte. Etwas in Rohans Leben schien total in Aufruhr geraten zu sein, und die Dunkelheit im Maison de Giverney war ein beängstigendes Omen.
    Zu seiner Erleichterung entdeckte Charles Licht hinter einem Fenster neben dem Portal, das ihm auf sein Klopfen von Willis, dem treuen alten Diener, geöffnet wurde.
    Hatte der Satanische Bund sich nur eine neue Marotte einfallen lassen – Orgien im Dunkeln mit Schweigegelübde –, fragte Reading sich, verwarf den abwegigen Gedanken aber schleunigst wieder, da sein erster Verdacht sich bestätigte. Das Haus war verlassen.
    „Ist Seine Lordschaft anwesend, Willis?“, fragte er.

    „Ja, Sir. Alle Gäste sind gegangen und die Hälfte der Dienerschaft“, murmelte er bedrückt. „Ich bin froh, dass Sie kommen, Sir. Er braucht Sie.“
    „Wo finde ich ihn?“
    „In der Bibliothek. Er trinkt. Niemand wagt sich in seine Nähe, seit er Cavalle beinahe das Licht ausgeblasen hat, als er mit seinen Duellpistolen wild um sich feuerte.“
    „Auf mich wird er wohl nicht schießen“, sagte Charles und schlug beherzt den Weg zur Bibliothek ein.
    Das Haus war in makelloser Ordnung, alle Spuren der ausschweifenden Festlichkeiten waren getilgt. Charles fragte sich, wie Rohan seine Gäste losgeworden war. Wenn der Satanische Bund richtig in Schwung kam, war es schier unmöglich, die berauschten Gäste aus ihren sündigen Delirien zu holen.
    Diesmal wartete kein Lakai vor der Tür zur Bibliothek. Reading klopfte.
    „Ich will nicht gestört werden, verdammt noch mal“, ertönte Rohans Stimme hinter der Tür. Seine Stimme klang belegt und unsicher, auch dies eine erstaunliche Neuheit. In den langen Jahren gemeinsamer Zechgelage hatte Charles den Freund nie anders als kühl und beherrscht erlebt.
    „Ich bin es.“
    „Scher dich zum Teufel, Charles.“
    Das reichte ihm als Einladung. Er stieß die Tür auf und trat ein.
    Als er das letzte Mal in diesem Raum war, hatten sie beide versucht, sich gegenseitig umzubringen. Anscheinend hatte Rohan sich seither bemüht, sein Ende selbst herbeizuführen.
    Die gesamte Einrichtung war seinem Zerstörungswillen zum Opfer gefallen. Offenbar hatte er mit dem Schürhaken in blinder Wut alles, was nicht niet- und nagelfest war, zertrümmert. Der massive Schreibtisch war umgeworfen, Stühle waren zerkleinert, Gemälde von den Wänden gerissen und zerfetzt. Rohan flegelte auf der Polsterbank unter dem Fenster, das einzige Möbel, das er nicht zerstören konnte, mit einer Flasche Whisky in der Hand.
    Rohan war ein Bild des Grauens, und Charles konnte nur vermuten, dass er nichts anderes

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