040 - Paris, Stadt der Sünde
hast recht. Das schmeckt so köstlich, dass ich mich vergessen könnte.“
„Reden Sie nicht so leichtfertig daher, Miss Elinor“, tadelte Nanny Maude. „Der Umgang mit dem Gesindel in dieser Gegend und die losen Reden Ihrer Mutter färben bereits auf Sie ab.“
„Unsere grässliche Mutter“, bestätigte Lydia kichernd.
„Und diese Rosinenbrötchen habe nicht ich gebacken, sie wurden mit all den anderen Leckerbissen geliefert. Echte Schlagsahne, schwarzer Tee aus China und Erdbeermarmelade. Sogar das Hühnchen war bereits gerupft und ausgenommen.
Offenbar denkt jemand, ich könne nicht kochen“, konstatierte Nanny Maude in gekränkter Würde.
„Vielleicht denkt jemand, du sollst dir endlich etwas Gutes gönnen“, widersprach Lydia und tanzte vergnügt durch die Stube. „Begreifst du denn nicht, Nell? Wir haben einen Schutzengel. Und was kümmert es uns, dass er ein gefallener Engel ist? Ich fürchte mich nicht vor ihm. Und du irrst: Er hat keine ehrlosen Absichten mit mir, und falls er schlechte Absichten mit dir hat, wird er staunen, wenn du ihn in seine Schranken verweist.“
Elinor kauerte sich vor das wärmende Feuer und hielt ihre geröteten Hände dicht an die Flammen. Lydia brachte ihr eine Tasse Tee und setzte sich neben sie.
Die Wärme drang ihr bis ins Herz, und einen Moment war sie versucht, sich auf dem Fußboden zusammenzurollen und ihren Tränen freien Lauf zu lassen.
„Da klopft jemand an die Haustür“, sagte Nanny Maude mit ihrer krächzenden Stimme.
„Sag Lord Rohan, er soll wieder gehen“, erklärte Elinor abweisend. „So spät empfangen wir keine Besucher.“
„Er ist es nicht“, erklärte die alte Frau. „Fremde Männer, die wollen wahrscheinlich die Sachen wieder abholen, weil sie an die falsche Adresse geliefert wurden.“
„Dann sollen sie erst recht wieder gehen“, erklärte Elinor, die sich selbst ein wenig leichtsinnig und beschwingt fühlte. „Ich lasse uns das Holz und den schönen Tee nicht wieder wegnehmen.“
Jacobs stapfte aus der Küche herein und öffnete die Haustür. „Noch mehr Plunder“, erklärte er in einem Ton, der seine verwunderte Freude nicht verbergen konnte.
„Passt auf, Leute, wo ihr die Sachen hinstellt.“ Er trat beiseite, um den Arbeitern Platz zu machen, die Möbel, Teppiche, Matratzen und Bettzeug ins Haus schleppten.
Elinor sprang auf die Füße. „Das gehört uns nicht, wir haben nichts in Auftrag gegeben.“
„Tut mir leid, Madame, wir haben unsere Anweisungen“, sagte ein Möbelpacker und stellte ein Sofa vor den Ofen. „Wir nehmen nichts wieder mit. Sagen Sie nur, wohin die Sachen sollen. Wir haben den Auftrag, alles hier abzuliefern.“
„Und ich gebe Ihnen den Auftrag, alles wieder mitzunehmen“, entgegnete sie eigensinnig.
„Hören Sie nicht, was meine Herrin sagt?“ Nanny Maude und schlug nach einem jungen Arbeiter, der einen kleinen Schreibtisch in die Stube trug.
„Das nützt Ihnen nichts, gute Frau“, erklärte er seelenruhig. „Sie machen mir keine Angst. Ich führe nur die Befehle des Comte de Giverney aus. Er würde uns alle aus dem Haus jagen, wenn wir auch nur ein Stück wieder zurückbringen.“
Elinor wandte sich ratlos an Lydia. „Das ist doch völlig unmöglich. Es kommt noch so weit, dass der unverschämte Kerl uns Kleider und Unterwäsche ins Haus bringen lässt.“
Über Lydias Gesicht huschte ein schwärmerisches Lächeln. „Ach ja, gegen hübsche Unterwäsche hätte ich nichts einzuwenden“, seufzte sie.
„Sei nicht albern! Ich werde diesem Unfug umgehend ein Ende bereiten.“ Elinor drängte sich an einem Packer vorbei, der eine Teppichrolle über der Schulter trug, und griff nach ihrem Schal.
„Du kannst doch jetzt nicht mehr ausgehen!“
„Ich kann und werde ausgehen. Es ist noch früh am Abend. Ich werde Seiner Lordschaft sagen, dass diese unpassenden Geschenke unverzüglich wieder abzuholen sind.“
„Bitte nicht das Hühnchen“, bat Lydia flehend.
Elinor zögerte unschlüssig. „Gut, nicht das Hühnchen oder die Brötchen, auch nicht das Brennholz“, fügte sie fröstelnd hinzu. Durch die offene Haustür fuhr ein kalter Windstoß ins Haus.
„Sie werden nicht noch einmal in dieses Château fahren!“, protestierte Nanny Maude aufgebracht.
„Nicht nötig. Monsieur le Comte hält sich im Stadthaus auf, drüben in der Rue Saint-Honoré“, erklärte der freundliche Mann, offenbar der Anführer der Möbelpacker.
„Ich heiße Roland und bin der Hauswart des
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