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0400 - Jenseits-Melodie

0400 - Jenseits-Melodie

Titel: 0400 - Jenseits-Melodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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leuchteten. Ein geschickter Pfeil zeigte mit seiner Spitze auf einen Eingang hin, der in einer Nische lag und von einer schmalen Tür begrenzt wurde.
    Hintereinander betraten wir die Nische. Die Tür war nicht verschlossen. Das nächste Hinweisschild entdeckten wir im düster gekachelten Flur, blieben im Erdgeschoß und mußten in Richtung der Kellertreppe gehen, denn über sie erreichten wir das Studio. Es war nicht der normale Keller, sondern eine Art Souterrain, das wir vom Hof aus nicht gesehen hatten.
    Wir entdeckten eine Schwelle.
    Der Kommissar klingelte. Er hatte sich zuvor erkundigt, ob jemand da war. Das Glück war uns hold gewesen. Der Produzent, ein Mann namens Rille, befand sich tatsächlich im Studio.
    Nur öffnete er nicht, auch nicht nach dem zweiten Schellen.
    Mir gefiel das überhaupt nicht. Suko noch weniger. Er drückte gegen die Tür, die vor unseren Augen nach innen schwang.
    Wir betraten den Flur. Seine Innenwände waren mit Platten aus grüngrauem Kunststoff bedeckt, wahrscheinlich schallschluckend.
    Unter unseren Füßen befand sich ein weicher Boden, und die Lampen an der Decke gaben ihr mattes Licht ab.
    Mehrere Türen standen zur Auswahl. Uns interessierte nur die mit der Aufschrift STUDIO.
    Ich öffnete als erster. Mein Gesicht war kantig geworden. Ich spürte, daß hier nicht alles so war, wie es eigentlich sein sollte, trotzdem trat ich über die Schwelle.
    Auf den ersten Blick gab es nichts Auffälliges zu sehen. Wir schauten in einen durch eine dicke Glasscheibe geteilten Raum. In dem vorderen befand sich ein breites Mischpult mit allen technischen Schikanen. Hinter der Glasscheibe standen ein Flügel und mehrere Stühle. Zahlreiche Mikros warteten auf ihren Einsatz.
    Der Kommissar ärgerte sich. »Dabei hat mir dieser Franz Rille versprochen, so lange zu warten, bis wir hier sind. Und wo steckte er jetzt?«
    Wir bekamen eine Antwort. Rechts von uns hörten wir ein schluchzendes Geräusch, drehten uns um und sahen die kleine, abgeteilte Nische, in der zwei Stühle standen.
    Auf dem einen hing Franz Rille.
    In der Tat hing er schräg auf der Sitzfläche und hatte die Beine ausgestreckt. Das Gesicht war blaß, fast totenbleich, die Augen weit geöffnet, der Atem drang pfeifend über die Lippen, und auf seiner Stirn lag ein matter Schweißfilm.
    »Der hat was hinter sich!« flüsterte Suko.
    Baric nickte, und ich ging auf den Mann im weißen Anzug zu.
    Rilles Haar war zerzaust, als hätten zahlreiche Finger in ihm herumgewühlt. Das eingeschmierte Gel glänzte wie Butter, und Rille hob erst den Kopf, als ich ihn mit seinem Namen ansprach.
    Während seiner Antwort winkte er mit matten Handbewegungen ab. »Hier wird nichts mehr produziert. Nie mehr wird hier was gemacht! Habt ihr gehört? Geht nach Hause, verdammt!«
    »Wir wollen auch nicht produzieren, Herr Rille. Wir hatten Sie nur angerufen.«
    »Seid ihr die Bullen?«
    »Ja.«
    »Scheiße«, erwiderte er in seinem breiten Wienerisch. »Auch Bullen können hier nichts machen. Fahrt’s heim…«
    Baric drückte mich zur Seite. »Jetzt reißen Sie sich mal zusammen, verdammt. Was ist hier los gewesen?« Um die Bedeutung seiner Worte zu unterstreichen, zog er den wesentlich größeren Franz Rille von dessen Stuhl in die Höhe.
    Der Mann grinste nur dümmlich.
    Baric fühlte sich provoziert. »Was ist los?«
    »Alles ist vorbei.«
    »Reden Sie!«
    »Ich will einen Whisky.«
    »Den bekommen Sie nachher.«
    »Nein, jetzt.«
    Wir fanden tatsächlich eine noch halbvolle Flasche. Sie hatte neben dem Mischpult gestanden. Rille nahm die Flasche, setzte die Öffnung an die Lippen und goß sich den Whisky in den Hals, als wäre er Mineralwasser. Baric nahm sie ihm aus der Hand, hörte sich das satte Rülpsen an und stellte abermals seine Fragen.
    »Ja, ja, Herr Kommissar, alles klar, Herr Kommissar.«
    »Wolln’s mich verarschen?«
    »Nein. Aber ich habe ihn gesehen.«
    »Wen.«
    »Den Hanco.«
    »Der ist tot«, sagte Baric.
    Da begann Rille zu lachen. Es hörte sich schrill an. »Tot, tot. Ja, ich habe zugesehen, wie er starb. Im Café, aber er kam zurück. Er ist nicht wirklich tot. Seine Hand und sein Kopf leben noch. Sie haben mich besucht. Das sind Geister. Sie kamen, und sie…« Er brach ab.
    Baric drehte sich zu mir hin und hob seine Schultern. »Was sollen wir mit ihm machen?«
    »Lassen Sie mich mal.«
    »Bitte schön.«
    Der Kerl grinste mich an. Bevor er die Flasche zum zweitenmal schnappen konnte, nahm ich sie ihm weg. »Okay,

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