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0400 - Jenseits-Melodie

0400 - Jenseits-Melodie

Titel: 0400 - Jenseits-Melodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Meister, jetzt reden wir beide. Wieso ist er gekommen?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Lügen Sie mich nicht an. Der muß einen Grund gehabt haben. Und wir glauben Ihnen auch.«
    »Wie irre.«
    »Also, erzählen Sie, sonst geht es Ihnen wirklich noch einmal schlecht. Haben wir uns verstanden?«
    Er nickte, ließ sich wieder auf den Stuhl fallen und wühlte durch seine gelbbeschmierten Haare. Dann berichtete er, was ihm hier im Studio widerfahren war.
    Normalerweise ein Unding, aber nicht von der Hand zu weisen, denn auch wir hatten das Gebilde gesehen. Er hatte spielen wollen.
    Noch einmal die Melodie, die Hanco komponiert oder aus alten Noten zusammengesetzt hatte. Da war es dann geschehen. Wie aus dem Nichts war das Gebilde aufgetaucht und hatte sogar mit ihm gesprochen. Es hatte Rille gewarnt, das Lied nicht mehr weiterzuspielen, und er hatte die Finger von den Tasten genommen, als wären sie glühend gewesen.
    »Und was geschah danach?« fragte ich.
    »Da bin ich verschwunden. Raus aus diesem Studio. Hierher. Ich habe gezittert und allen Heiligen gedankt, daß sie mich am Leben gelassen haben. Klar?«
    »Ja.«
    »Und jetzt will ich nichts mehr damit zu tun haben.«
    »Das werden Sie aber noch«, zerstörte ich seine Hoffnung. »Sie sind die einzige Spur, die wir haben.«
    »Ich weiß nichts, gar nichts.«
    Kommissar Baric war sauer geworden. »Wir sollten ihn mit auf unser Revier nehmen.« Er wollte seinen Vorschlag schon in die Tat umsetzen, ich hatte etwas dagegen und hielt ihn fest. »Nein, alles, nur das nicht. Er wird hier reden.«
    »Und dann?«
    »Lassen Sie sich überraschen.«
    »Sie auch, hoffentlich.«
    »Bestimmt.«
    »Wenn zwei Bullen sich streiten, lacht der Dritte«, mischte sich Franz Rille ein und schaute auf Suko. »Lach doch mal, du komischer Vogel. Los, tu uns den Gefallen!«
    »Reißen Sie sich zusammen!« fuhr ich den Mann an. »Wir brauchen Ihre Aussage als Zeuge.«
    »Habe ich gesagt.«
    »Irrtum, ich will wissen, was im Café passiert ist.«
    »Dort wurde Hanco gekillt.«
    »Und Sie waren dabei.«
    »Klar.«
    »Erzählen Sie mal.«
    Er zierte sich noch, wir ließen nicht locker und erfuhren schließlich die Geschichte. Rille sprach auch von der Panik, die plötzlich geherrscht hatte, daß die Menschen das Lokal verlassen und auf der Straße gewartet hatten.
    »Sonst ist Ihnen nichts aufgefallen?« wollte Suko wissen.
    »Reicht das nicht?«
    Suko ging näher. »Im Prinzip schon. Aber gab es, als Sie auf der Straße standen, keine Sache, die mit der ersten vielleicht in einem Zusammenhang hätte stehen können.«
    »Nein, Hand und Kopf kamen auch nicht nach draußen. Sie wollten nur Hanco killen.«
    »Weil er spielte.«
    »Vielleicht.«
    Ich zeigte ihm einen Vogel und sagte: »Ich möchte noch einmal auf das Stück zurückkommen. Es war ja eine etwas ungewöhnliche Melodie, die Hanco erfunden und gespielt hat.«
    »Moment, Meister. Hanco hat sie nicht erfunden«, widersprach Franz Rille. »Er hat sie nur wiederentdeckt.«
    »Dann ist das Stück alt.«
    »Ja. Aus der Vor-Mozart-Zeit, glaube ich. Der Komponist hieß Manfredo Cardinal. Ein kleines Genie, wie Hanco immer meinte. Eine bestimmte Melodie hat er komponiert, und die wurde von Hanco beim Durchwühlen eines alten Archivs gefunden. Völlig verstaubte Notenblätter, die er restauriert hatte, so daß die Noten auch zu lesen waren.«
    »Den Namen Manfredo Cardinal habe ich noch nie gehört.«
    »Er ist auch nicht berühmt geworden, denn er starb sehr schnell. Es heißt in der Legende, daß die Kaiserin seine Musik nicht mochte. Sie hat ihm praktisch verboten, sich an ein Klavier zu setzen und zu spielen. Er hat dieses Verbot nicht beachtet und wurde hingerichtet.«
    »Wie?«
    »Es heißt, daß er durch Schwerthiebe seinen Kopf und auch die rechte Hand verlor.«
    »Das stimmt?«
    »So erzählt man sich über diesen Mann. Was daran wahr ist, kann ich nicht sagen.«
    Hand und Kopf, so dachte ich. Das paßt genau. Auch der Killer in der Gegenwart hatte sich so gezeigt. Da waren die Hand und der Kopf zusammengewachsen. Wir hatten lange nach einer Erklärung gesucht, wie so etwas nur möglich war.
    Jetzt besaßen wir die Spur.
    »Und Ihnen ist das Gebilde dann erschienen, Herr Rille?«
    »So war es.« Er knetete wieder nervös seine Finger. »Aber mehr wissen Sie über die geheimnisvolle Komposition auch nicht, oder?«
    »Nein, da hätten Sie Hanco fragen müssen. Der war davon begeistert. Er hat nur für diese eine Melodie die LP aufgenommen. Alle

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