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0400 - Jenseits-Melodie

0400 - Jenseits-Melodie

Titel: 0400 - Jenseits-Melodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gesichtsfarbe und scharfen, wachen Augen.
    »Ihr jagt’s Geister, net?« sagte er in seinem breiten, wienerischen Dialekt.
    »Ja.«
    »Dann seid ihr hier vielleicht richtig. Ich wollte gerade weg. Ihr könnt mit.«
    »Und wohin?«
    »Ins Schauhaus.«
    »Gut.«
    Baric sagte seiner Sekretärin Bescheid, die auf einer alten Maschine hämmerte. Auf dem Weg zum Wagen beschwerte sich der Kommissar ununterbrochen. Sein Wochenende war durch diesen Mord aus den Fugen gehoben worden, und das ärgerte ihn maßlos.
    »Da wühlt und schafft man die Woche über wie verrückt, und dann kommt so etwas. Ein Mord, der Irrsinn ist.«
    »Das kann man von jedem Mord sagen.«
    »Ja, aber wie die Tat verübt wurde, ist unglaublich.« Er schlug gegen seine Stirn, als wollte er es noch immer nicht glauben. »Keine Spuren, ein Killer aus dem Nichts.«
    Wir warteten, bis Baric seinen Dienstwagen aufgeschlossen hatte, einen älteren Opel Rekord.
    »Fällt auch keine Tür ab?« fragte ich grinsend.
    »Ich bin doch net der Kottan!« antwortete er grantig und fluchte wenig später, weil sein Opel fast zugeparkt worden war. »Die sollte man verprügeln, die Typen!«
    »Diese Typen sind Ihre Kollegen.«
    »Was macht’s schon…«
    Ein Nachmittag in Wien. Für einen Fußgänger kann es, wenn er sich nicht an den Abgasen stört, zu einem Vergnügen werden. Für einen Autofahrer ist es die Vorstufe zur Hölle. Man quält sich nur meterweise voran. Und dazu noch die Ampeln. Jedenfalls war es kein Vergnügen, und es dauerte bestimmt dreimal so lange wie normal, bis wir unser Ziel erreicht hatten.
    Das Schauhaus war ebenfalls in einem alten Bau untergebracht worden. Die Kühle der Mauern strömte nach innen, wir fröstelten nach dem warmen Sonnenschein draußen, und ein Portier begrüßte uns mit mehreren Bücklingen.
    »Wir wollen noch mal diesen Hanco sehen«, sagte Baric.
    »Soll ich mitgehen?«
    »Nein, wir finden den Weg allein.«
    Den Aufzug ließen wir links liegen und schritten die Treppe hinab, einem Gewölbe entgegen, in dem der Tod herrschte.
    »Kein schöner Ort, nicht?« fragte Baric.
    »Leider ist der auch in London nicht besser«, gab ich zur Antwort.
    »Ja, ich war mal da.«
    »Im Leichenhaus?« fragte Suko.
    »Nein, in London. Hat mir gut gefallen. Und über Sie weiß ich auch Bescheid. Sie haben auch in Wien Ihre Spuren hinterlassen.«
    »Hoffentlich nur gute.«
    »Natürlich.«
    Durch eine große Tür kamen wir in einen Vorraum, in dem zwei Männer in grauen Kitteln saßen, Brote aßen und Kaffee tranken. Die Nähe der Leichen machte ihnen nichts aus. Sie waren daran gewöhnt. Wir wurden begrüßt, und Baric ließ die Männer sitzen. Den Weg kannte er allein.
    Der Raum, in dem die Leichen untergebracht waren, unterschied sich kaum von dem in London. Er war groß und wirkte kahl. An der Decke brannten mehrere Leuchtstofflampen. Sie erhellten jeden Winkel schattenlos. Auch die langen Schubfächer waren vorhanden.
    Baric ging zielstrebig auf das zu, was der Tür gegenüberlag und mit einem roten Punkt gekennzeichnet war. »Das Zeichen bedeutet, daß die Todesursache noch nicht feststeht«, erklärte er.
    »Der ist doch erwürgt worden«, meinte Suko.
    »Das schon, aber die Sache mit dem Täter kann ich noch immer nicht glauben.« Baric hatte bereits den Griff umfaßt, zog daran, und die Lade rollte ihm entgegen.
    Wir schauten zu dritt hin, sahen das Tuch und die Umrisse der Leiche darunter. Aus der Kühlbox drangen feine Kältenebel, die sich schnell verteilten.
    »Na denn«, sagte Baric und hob das Tuch an. Im nächsten Augenblick ließ er es los, so daß es zu Boden flatterte. Der Kommissar wurde grün im Gesicht, während er einen Schritt zurückging.
    Der Leiche fehlten der Kopf und die rechte Hand.
    ***
    Auch ich mußte hart schlucken. Baric hatte sich abgewandt und starrte zu Boden.
    Suko schaute mich an, ich ihn.
    »Was sagst du dazu?« fragte der Chinese.
    »Noch nichts. Verdammt, wie ist das möglich?«
    »Jemand muß ihm die beiden Dinge glatt abgetrennt haben. Das deutet auf einen Schwertstreich hin oder so.«
    Ich widersprach nicht, hatte mich endlich überwunden und schaute mir die Leiche genauer an. Und ich entdeckte auch etwas.
    Druckstellen in der Nähe der Schnitte. Dafür hatte ich keine Erklärung.
    Suko hob das Tuch auf. »Genug gesehen?« fragte er mich.
    »Ja.«
    Er deckte die Leiche wieder ab. Erst jetzt wurde auch Kommissar Baric wieder munter. Noch immer langsam drehte er sich um, schaute auf die verdeckte Leiche

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