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0400 - Todeszone Silbermond

0400 - Todeszone Silbermond

Titel: 0400 - Todeszone Silbermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dieses Gebäude hatte Merlin eine Menge Menschen gesehen, die sich als Zuschauer angesammelt hatten. Die Organstadt schien recht gut bevölkert zu sein. Die Männer und Frauen und Kinder waren farbenfroh und abwechslungsreich gekleidet. Nur wenige waren zu sehen, die die weißen Overalls trugen wie seine drei Bewacher.
    In dem großen Saal schließlich befanden sich mehrere Männer und Frauen, die weiße bodenlange Gewänder trugen wie Merlin selbst. Er unterschied sich von ihnen eigentlich nur dadurch, daß er entschieden prunkvoller gekleidet war mit seinem bestickten roten Schulterumhang und dem goldenen Gürtel, in dem früher die Sichel gesteckt hatte, die man ihm aber so abgenommen hatte, wie auch alle anderen ausgeplündert worden waren.
    Anfangs war Merlin, der Mann ohne Gedächtnis, sich in diesem Gewand etwas befremdlich vorgekommen, weil er sich mit dieser Bekleidung so drastisch von den anderen unterschied. Aber hier, im Saal, erschien sie ihm durchaus passend.
    In der Mitte des Raumes war ein Kreis und ein siebenzackiger Stern eingezeichnet, dessen Spitzen über den Kreisbogen hinaus gingen. Es war kein magisches Schutzzeichen, denn die Spitzen durchbrachen den Schutzkreis und hätten ihn damit im Ernstfall wirkungslos werden lassen.
    Es war ein Symbol, mehr nicht. Merlin legte sich keine Rechenschaft darüber ab, woher er das wußte – er nahm es einfach nebenbei hin. Wichtiger waren ihm die Personen, die sich in diesem Saal befanden, und das, was sie von ihm wollten. Unter Umständen konnten sie ihm helfen, seine Erinnerung zurückzuerhalten…
    In dem siebenzackigen Stern saß eine Frau. Sie besaß langes, flammendrotes Haar und trug ebenso wie alle anderen ein langes, weißes Gewand. Ihr Gesicht war ebenmäßig, und sie mochte zwischen dreißig und vierzig Jahre alt sein – nach menschlichen Maßstäben. Unwillkürlich spürte Merlin, wie ein Hauch von Autorität und Macht von ihr ausging.
    »Verneige dich vor der Hohen Lady«, sagte einer der drei Bewacher.
    Merlin deutete ein Kopfnicken an. »Ich grüße Euch, Hohe Lady«, sagte er höflich. »Ihr wünscht mich zu sprechen?«
    »Ich wünsche dich zu verhören«, erwiderte die Rothaarige. Sie erhob sich, und Merlin sah, daß sie hochgewachsen war. Das Gewand legte sich eng an ihre Körperformen an. Sie war durchaus attraktiv.
    »Das klingt aber nicht gerade freundlich«, sagte er.
    »Es ist auch nicht freundlich«, erwiderte sie scharf. »Wer bist du?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Die anderen sagen, mein Name sei Merlin. Aber…«
    »Die anderen sagen es. Und du?«
    Er zuckte nur mit den Schultern. »Ich kann es weder bejahen noch abstreiten.«
    »Aber du sagst es nicht von dir aus?«
    »Nein. Was soll das? Was wollt Ihr von mir, Hohe Lady?«
    »Du antwortest nur. Ich frage«, wies sie ihn herrisch zurecht. »Wer hat euch hierher geschickt, dich und die anderen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht, daß wir geschickt wurden…«
    »Du sollst nicht glauben, sondern wahrheitsgemäß antworten«, sagte die Hohe Lady.
    »Verflixt noch mal, laßt mich ausreden! Ich war noch nicht fertig mit meinen Erklärungen«, platzte er heraus.
    Dafür erhielt er einen Fausthieb eines seiner drei Aufpasser in den Rücken. Er schrie auf und taumelte nach vorn. Fast wäre er gestürzt.
    Wild fuhr er herum, hob seine Hand und spreizte die Finger. Augenblicke später ballte er diese Hand zur Faust.
    Da hielten die drei wieder die kleinen Gegenstände in den Händen, zeigten sie ihm deutlich sichtbar. Er begriff, daß sie ihn wieder bewußtlos machen würden, wenn er zurückschlug.
    Langsam ließ er die Hand sinken und wandte sich wieder der Lady zu.
    Das bist nicht du, der so handelt, flüsterte etwas in ihm. Du unterliegst einem seltsamen Einfluß. Du warst nie so impulsiv und jähzornig. Und warum spreiztest du erst die Finger? Damit konntest du nie zuschlagen, dafür aber…
    »Du wirst nur meine Fragen beantworten, sonst nichts«, sagte die Hohe Lady kalt. »Wer hat dich und die anderen hierhergeschickt?«
    »Niemand«, sagte er gallig. Er begann diese schöne Frau zu verabscheuen.
    Sie war eine Tyrannin. Dabei klang der Name Silbermond doch so warm und angenehm, erweckte heimatliche Gefühle und Zuneigung…
    Aber das Verhalten der Bewohner dieser Welt und vor allem dieser Hohen Lady war ein krasser Gegensatz.
    »Weshalb wurdet ihr hergeschickt? Um uns zu unterwandern und in den Untergang zu treiben? Gestehe!«
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr

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