0402 - Der Feuerkult
zögernd sitzen, entschloss sich dann, zu handeln, wuchtete die Tür auf und jagte davon, als säße ihm der Leibhaftige im Nacken.
Die Flammen hüllten Belisana ein wie ein rot-gelber, sich im Wind bewegender Mantel. Sie tanzten, sie fraßen, sie knatterten und fauchten, als die Frau Suko den Rücken zuwandte und auf den leeren Wagen zulief.
Nein, sie lief nicht. Sie schwebte wie ein brennender, vom Wind getriebener Gegenstand über den Boden, und Sukos erster Peitschenschlag, der ihren Rücken hatte treffen sollen, verpuffte ins Leere.
Dann war sie am Wagen.
Bevor sie einstieg, drehte sie sich noch kurz um. Suko sah ihr Gesicht hinter dem dünnen Flammenschleier und hatte das Gefühl, als würden die Züge zerfließen wie heißes Wachs.
Er riss die Beretta hervor und schoss.
Zweimal jagte er die Kugeln in die Flammen, konnte aber nicht erkennen, ob sie Wirkung zeigten oder einfach nur dahinschmolzen.
Jedenfalls stieg Belisana in den Wagen und knallte die Tür zu.
Als brennende Person hockte sie hinter dem Lenkrad. Wiesie es schaffte, das Fahrzeug in Bewegung zu setzen, war Suko ein Rätsel.
Jedenfalls fuhr es und dabei auf ihn zu. Und in der Fahrgastzelle breitete sich das Feuer rasch aus. Schnell ähnelte sie einer Flammenhölle.
In ihr fühlte sich die Frau wohl.
Erst jetzt erkannte Suko, dass der Wagen ein offenes Stahlschiebedach hatte. Aus ihm loderten die Flammen. Beim Fahren wirkten sie wie eine brennende Fahne, die auf dem Dach mitgezogen wurde.
Wenn ein Wagen brannte, lief dies nie glimpflich ab. Es kam darauf an, wie sich das Feuer verteilte und wann es den Tank erreichte.
Dieser Wagen war bereits eine Flammenhölle. Die Hitze sprengte die Scheiben. Wie gierige Finger fuhren die heißen Feuerzungen aus den Öffnungen, und Suko stand noch immer wie ein Fels in der Fahrtrichtung.
Diesmal schrie Monterrey. »Lauf weg, verdammt!«
Suko blieb.
Der Wagen war zu einem feurigen Monstrum geworden, das fuhr und dabei fauchte wie ein Ungeheuer, das alles niederwalzen und verbrennen wollte, was sich ihm in den Weg stellte.
Suko feuerte in die Flammen hinein, in denen er die Gestalt der Belisana nur undeutlich sah, denn sie schien eins mit dem Feuer geworden zu sein. Aber seine abgefeuerten Silberkugeln konnten den Flammenwagen auf keinen Fall stoppen.
Er rollte weiter.
Dann musste Suko weg. In allerletzter Sekunde warf er sich nach rechts. Es war ein sehr hoher Sprung geworden, deshalb landete der Inspektor auf einer Kühlerschnauze und stieß gegen die Frontscheibe. Die zerbrach zum Glück nicht. Suko konnte sich abrollen.
Mit viel Glück.
Der Wagen war vorbei.
Die G-men feuerten hinter ihm her. Ein heißer Hauch lag in der Luft. Die Kugeln schlugen in die Karosserie ein bewirkten aber nichts.
Im Gegenteil, Belisana fuhr weiter. Und sie riss das Steuer plötzlich scharf nach links. Damit hatte wohl keiner der Anwesenden gerechnet. Jeder war auf eine Flucht vom Parkplatz vorbereitet gewesen.
Die Feuerfrau wollte das Chaos.
Da sie genau in eine bestimmte Richtung wollte, kurbelte sie noch immer am Steuer, und dann rammte sie im schrägen Winkel die Breitseite eines geparkten Buicks, den sie auf zwei andere Fahrzeuge schob.
Scheiben zerbrachen, verbogene Teile keilten ineinander, das Feuer fraß sich weiter, begleitet von stinkendem Qualm, und es erfasste auch die gerammten Fahrzeuge.
Suko sah das Unheil kommen, die G-men ebenfalls. Mit Feuerlöschern war da nichts mehr zu machen. Wenn sie einer explodierenden Hölle entkommen wollten, mussten sie die Beine in die Hand nehmen und flüchten.
In verschiedene Richtungen jagten sie davon. Suko lief auf die mit Sprüchen bemalte Mauer zu, die hinter dem Gebüsch und dem Abfall lag. Er schaute sich nicht um, wurde einmal von einem heißen Atem getroffen, sah den Buschstreifen vor sich und hechtete kopfüber hinein, wobei er die Arme vorstreckte, um edle Teile zu schützen.
Er fiel weich. Der Abfall nahm ihn auf wie eine große Puddingmasse. Zweige schlugen gegen sein Gesicht, er schloss die Augen und sah trotzdem den hellen Blitz.
Drei Wagen explodierten.
Suko zog die Beine an, machte sich so klein wie möglich und hoffte, von keinem herumfliegenden Wagenteil getroffen zu werden.
Nach allen Seiten hin breitete sich die Druckwelle aus, zerrte an ihm, drohte sein Trommelfell zu zerstören, und Suko spürte auch den beißenden Qualm, der ihn einhüllte.
Er hörte nichts. Der erste Knall hatte ihn taub werden lassen.
Aber er wollte nicht länger
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