0402 - Ein G-man starb in Halle 3
zittrigen Stimme, »Sie wissen wohl nicht zufällig, wo die Züge in Richtung Detroit abgehen?«
Heal schüttelte bedauernd den Kopf. »Tut mir sehr leid, meine Liebe, ich habe keine Ahnung. Aber wenn Sie dort drüben an dem Schalter fragen, wo ›Auskunft‹ steht, werden Sie es sicher erfahren.«
»Danke, o ja, das ist sehr freundlich von Ihnen. Danke!«
»Gern geschehen.«
Heal nickte ihr zu und setzte seinen Weg fort. Als er die Tür des Drugstore aufzog, hörte er gerade noch eine schallende Männerstimme rufen: »… aus Kansas City wird verlangt! Ein Blitzgespräch!«
Verdammt, dachte Heal, jetzt muss ich die Aufmerksamkeit von allen Leuten auf mich lenken, und dabei rief er schon: »Ja, hier! Ich komme!«
Er schob sich durch eine Gruppe eifrig schwatzender Pfadfinderinnen, die ihrer Aussprache nach aus Texas oder New Mexico kamen.
»Drüben in der Zelle!«, rief ein rotgesichtiger Mann von der langen Theke her und zeigte mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die Telefonzelle, die sich links von der Eingangstür in der Ecke befand.
»Danke!«, rief Heal und eilte an den Apparat. Er zog die Tür hinter sich zu und riss den Hörer von der Gabel. »Hallo? Hier ist Allan.«
»Hallo, Allan! Mac hier. Wo brennt’s denn? Überhaupt, wie reden Sie mit unseren Angestellten hier in…«
»Mac, Mann, fangen Sie nicht auch noch an!«, sagte Allan Heal erschöpft. »Hören Sie genau zu. Wenn Sie ein Bandgerät an der Telefonleitung hängen haben, schalten Sie es ein. Es ist etwas Furchtbares passiert. Sie haben Smarty umgebracht. Er sah furchtbar aus. Die Kugel hat den Kehlkopf und eine Halsschlagader zerfetzt. Ich bin fertig, wenn ich nur daran denke.«
»Um Gottes willen!« Die Stimme des Vizepräsidenten verriet den Schock, den ihm diese Nachricht versetzt hatte. »Das ist ja entsetzlich, Allan. Er war Ihr Freund, nicht wahr?«
»Ja«, sagte Heal rau. »Er war der beste Freund, den ich je… den ich…« Er konnte nicht mehr weitersprechen. Die ganze Zeit über hatte ihm das heulende Elend in den Knochen gesessen, aber es war wie eine Bombe mit Verzögerungszünder gewesen, und er hatte noch keine Zeit gefunden, sich ernstlich klarzumachen, dass Smarty tot war, unwiderruflich tot, aus, erledigt. Er schluckte krampfhaft, während ihm Tränen über das Gesicht liefen. Er fuhr sich mit der freien Hand durchs Haar, schnaufte zweimal laut und riss sich zusammen.
»Tut mir leid«, knurrte er. »Tut mir leid, Mac, ich…«
»Allan.« Die Stimme des Vizepräsidenten klang zum ersten Mal nicht so, wie Heal sie in der Erinnerung hatte. Sie war auf einmal ungewöhnlich weich. »Allan, ich kann Ihnen nicht sagen, wie mir das leidtut. Smarty war so ein netter, aufgeweckter Junge. Wenn es Ihnen hilft, Allan, gehen Sie in Ihr Hotelzimmer und lassen Sie sich randvoll laufen mit Whisky. Das geht aufs Spesenkonto. Wenn Sie halbwegs drüber weg sind, rufen Sie mich wieder an. Alles andere hat jetzt Zeit.«
»Nichts hat Zeit, Mac. Smarty ist tot, und ich sitze bis zur Unterlippe in der Tinte. Sie wollen mir den Mord an Smarty anhängen, Mac. Mir! Im Augenblick dürfen die Fahndungsersuchen vom Hauptquartier der Stadtpolizei hier an sämtliche Reviere schon unterwegs sein.«
»Welcher verdammte Narr…«
»Ganz so dumm sind sie auch nicht. Es gibt tatsächlich ein paar Punkte, die gegen mich sprechen. Hören Sie zu…«
Er berichtete, wie sich alles zugetragen hatte. Als er fertig war, suchte er sich mit einer Hand, die leise zitterte, eine Zigarette aus seinem Päckchen. Aus San Francisco hörte er: »Allan, das ist natürlich eine scheußliche Situation. Aber Kopf hoch! Die Interstate lässt einen Mitarbeiter wie Sie nicht im Stich. Hören Sie, Allan, Sie stellen sich freiwillig, aber nicht bei der Stadtpolizei, sondern beim FBI. Die ganze Geschichte begann mit den Überfällen auf unsere Transporte, dabei sind die Grenzen mehrerer Bundesstaaten überschritten worden, und das ist sowieso FBI-Sache. Ich kümmere mich hier inzwischen um einen Anwalt. Ich treibe einen auf, der so gut ist, wie es die Situation erfordert. Mit der nächsten Maschine wird er kommen.«
»Nein!«, unterbrach Heal. »Ich brauche keinen Anwalt. Ich brauche noch einen Vorschuss auf unsere Spesenrechnung. Ich muss mich vor der Polizei verstecken, und das geht nicht, wenn man nicht genug Bucks vorzeigen kann.«
»Was haben Sie denn vor, Allan?«
»Das weiß ich im Einzelnen selbst noch nicht. Jedenfalls werde ich dafür sorgen, dass Lefty dahin
Weitere Kostenlose Bücher